[buug-l] (kein Betreff)

Florian Cramer cantsin at zedat.fu-berlin.de
Die Sep 16 17:35:11 CEST 2003


Am Sonntag, 14. September 2003 um 20:07:33 Uhr (+0200) schrieb Michael
Wiedmann:

> Die meisten von Euch haben sicher wie ich in der aktuellen iX 10/03
> den Hinweis auf die OpenContent Lizenz gelesen
> (http://www.uvm.nrw.de/opencontent).

Die Autoren, das "Institut für Rechtsfragen von Freier und Open Source
Software" um Til Jaeger, sind in jedem Fall kompetent. De facto handelt
es sich ja um drei Lizenzen, wobei 

- die erste der GPL ähnelt, der von der GPL abgeleiteten originalen
(nun nicht mehr gepflegten) "Open Content License" von opencontent.org
sowie der Creative Commons-Lizenz "Attribution-ShareAlike"
<http://creativecommons.org/licenses/by-sa/1.0/>

- die zweite der (nun nicht mehr gepflegten) "Open Publication License"
von opencontent.org bzw. der Lizenz "Attribution-NoDerivs-NonCommercial"
von Creative Commons <http://creativecommons.org/licenses/by-nd-nc/1.0/>.

- die dritte keinem bisherigen Open Content-Modell entspricht (und auch
mit freier Software und freizügiger Internet-Distribution völlig
inkompatibel ist), weil sie den Nutzerkreis auf bestimmte Personen
(z.B. Angehöriger einer Firma oder Universität) einschränkt.

Ich finde es unglücklich, daß abermals neue Open Content-Lizenzen
aufgelegt werden, während sich anderweitig eine Standardisierung auf GNU
FDL (abgesehen von den derzeitigen Querelen) und Creative Commons
abzeichnet. Da Creative Commons an einer Internationalisierung seines
zwölfteiligen Lizenzbaukastens arbeitet, hätte ich es besser gefunden,
wenn das IfROSS daran mitgearbeitet hätte. Man stelle sich vor, die
hätten mit ähnlichen Argumenten (d.h. der Unterschiede zwischen
amerikanischem und kontinentaleuropäischem Rechtssystem) eine
Alternative zur GPL gebaut, und wir hätten jetzt Distributionschaos und
jede Menge von Code, der sich miteinander kombinieren ließe...

Da aber die IfROSS-Lizenzen dermaßen unter Ausschluß der Öffentlichkeit
lanciert wurden, glaube ich nicht an ihren Erfolg. In der Zwischenzeit
ist die pragmatische Lösung wohl die, eigene Dokumentation unter GNU FDL
ohne "invariant sections" zu publizieren und beizeiten an die nächste
Revision dieser Lizenz zu binden, oder nach dem Vorbild von Perl (das
zugleich unter der Artistic License und der GPL steht) mehrfach zu
lizenzieren, und zwar unter FDL, Creative Commons und ifross-Lizenz
zugleich.

Volker, da Du hier mitliest, vielleicht sollten die nächsten WOS mal den
Dialog zwischen Creative Commons und IfROSS herstellen?!

-F

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