[buug-l] Lehmanns Veranstaltung: Open Source

Florian Cramer cantsin at zedat.fu-berlin.de
Don Apr 22 12:17:57 CEST 2004


Am Donnerstag, 22. April 2004 um 11:30:27 Uhr (+0200) schrieb Stephan Uhlmann:
 
> On Tuesday 20 April 2004 11:54, Florian Cramer wrote:
> >         "Die Regeln für Free-Software-Lizenzen sind strenger als die für
> >         Open-Source-Software. So m ü s s e n beispielsweise Programme,
> >         die Code verwenden, der unter den Bedingungen der FSF lizenziert
> >         wurde, unbedingt wieder Free Software sein, wurde Code aus einem
> >         Open-Source-Produkt verwendet, k a n n das Endprodukt wiederum
> >         als Open Source vertrieben werden (dies wäre im Sinne des OSI
> >         sicher auch wünschenswert), es m u s s aber nicht. Wegen dieser
> >         asynchronen Wechselwirkung (und weil die offenen Quellen in
> >         jedem Falle der gemeinsame Nenner sind) hat sich im allgemeinen
> >         Sprachgebrauch der Begriff 'Open-Source-Software' für jede Art
> >         von freier oder quelloffener Software durchgesetzt."
> >
> 
> Ich verstehe nicht. Was genau stört dich an diesem Absatz?

Daß er sachlich schlicht falsch ist und in dieser Falschheit
unfreiwillig Microsoft-FUD perpetuiert. "Freie Software" wird von der
FSF explizit so definiert, daß sie BSD-artige Lizenzen einschließt,
siehe <http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.html>. Den Autoren
unterläuft hier schlicht eine Verwechselung bzw. irrige Gleichsetzung
von "Freier Software" und GNU-Copyleft.  Technisch gesehen gibt es
keinen Unterschied zwischen Freier Software und Open Source, zumal die
"Open Source Definition" auf den "Debian Free Software Guidelines"
basiert. Daß "Open Source" lediglich ein "marketing pitch for Free
Software" sei, kann man selbst in der FAQ der Open Source
Initiative nachlesen. 

Wenn solche Falschinformationen in einem "Open Source"-Jahrbuch stehen -
und nach Selbstaussage den Buchtitel als solchen begründet - ist das schon
ein peinliches Armutszeugnis. Mein Gott, diese Leute werden in einem
Forschungsprojekt dafür _bezahlt_, diese Dinge zu wissen. Und selbst
wenn man diesen Schnitzer einmal außer acht läßt, stehen in dem Buch nur
Banalitäten, heiße Luft und praktisch nichts, das über den Diskussionsstand
der ersten Wizards of OS 1999 sowie Volker Grassmucks Freie Sofware-Buch
hinausginge. Ich überlege mir immer noch, ob es mir drei Euro
Eintrittsgeld wert ist, den Herausgebern meine Meinung zu sagen.

-F
-- 
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