[rohrpost] Oliver Marchart: "Wir wollen diese Regierung weg!"

sebastian.luetgert sebastian.luetgert" <sebastian@rolux.org
Thu, 17 Feb 2000 10:00:29 +0100


        Jungle World 8/2000


        =BBWir wollen diese Regierung weg!=AB

        =D6sterreichs Kunstszene probt den Lucky Art Strike und geb=E4rde=
t
        sich mitunter staatstragender als der Staat selbst. von oliver
        marchart, wien


        Die derzeitige Situation in =D6sterreich hat =C4hnlichkeit mit ei=
nem
        Propaganda-Streifen der fr=FChen F=FCnfziger: Man forderte die
        Festigung der jungen =F6sterreichischen Identit=E4t und zugleich =
den
        Abzug der Alliierten. In diesem Film kam ein =BB=D6sterreich-Lied=
=AB
        vor, das sich =FCber die Ungerechtigkeit der alliierten Welt mit
        dem subtilen Refrain beklagte: =BBDie Sonne scheint auf alle
        gleich / Warum nicht auch auf =D6sterreich?=AB

        Dieses Lied wird heute den L=E4ndern, die sich zum diplomatischen
        Boykott =D6sterreichs alliiert haben, wieder vorgesungen. Doch
        w=E4hrend man die Welt dar=FCber aufkl=E4rt, dass der =F6sterreic=
hische
        Rechtsextremismus nicht ganz extrem sei, sondern nur =BBein bissl=
=AB
        extrem, kommt es zu weiteren Boykott-Drohungen an der
        Heimatfront. Die =F6sterreichischen Kunst- und Kulturschaffenden
        wollen sich nicht so recht =FCberzeugen lassen. Die sch=E4rfsten
        Attacken gegen den Machtwechsel kommen aus ihren Reihen;
        zumindest finden sie - durch Prestige, Prominenz und
        symbolisches Kapital - am ehesten in die Medien.

        Die Kunstszene wird dabei nicht immer nur von antifaschistischen
        Prinzipien motiviert, sondern auch von einer wechselseitigen
        Intimfeindschaft, der eine lange Geschichte des freiheitlichen
        Kulturkampfes vorausgeht. So lancierte die FP=D6 eine
        Plakatkampagne gegen Elfriede Jelinek, Claus Peymann und
        sozialdemokratische Kulturpolitiker, denunzierte Vertreter der
        Wiener Gruppe als Kinder-Pornografen und r=FCckte gegen Hermann
        Nitschs Mysterienspiele mit Demonstrationen,
        veranstaltungspolizeilichen Schikanen und Tierschutz-Argumenten
        vor. Mit seinem inzwischen sprichw=F6rtlichen Kommentar zur
        Gegenwartskunst brachte der FP=D6-Landesrat Hans J=F6rg Schimanek=
,
        Vater eines verurteilten Neonazis, das freiheitliche
        Kulturprogramm auf den Punkt: =BBWir wollen diese Dinge, =E4h, we=
g!=AB


        Kulturboykott

        =BBWir wollen diese Regierung weg!=AB k=F6nnte =FCber dem Protest=
 der
        K=FCnstlerInnen stehen. =DCber das =BBWeg=AB besteht Einigkeit, b=
lo=DF
        =FCber das =BBWie=AB wird gestritten. Die Diskussion dreht sich v=
or
        allem um die Frage, ob und in welchem Ausma=DF weiterhin
        symbolisches Kapital an eine Regierung unter Einschluss der
        rassistischen Rechten transferiert werden darf. Das Spektrum der
        Antworten reicht von der Forderung nach einer Total-Blockade bis
        hin zu pers=F6nlichen Gesten Einzelner.

        Der ehemalige Bundeskurator f=FCr bildende Kunst, Robert Fleck,
        nimmt auf der Blockade-Skala die radikalste Position ein. Fleck,
        f=FCr den die FP=D6 =BBeine der h=E4rtesten faschistischen Format=
ionen
        Europas=AB und =BBdirekte Fortsetzung der Nationalsozialistischen
        Partei=AB ist, fordert einen l=FCckenlosen Boykott der
        =F6sterreichischen Kunstinstitutionen, bricht seine kuratorische
        Arbeit in =D6sterreich sowie die entsprechenden Austauschprogramm=
e
        der von ihm geleiteten Kunsthochschule in Nantes ab und sucht um
        die franz=F6sische Staatsb=FCrgerschaft nach.

        Auch der Architekt Raymond Abraham gibt seine =F6sterreichische
        Staatsb=FCrgerschaft zur=FCck und will die Er=F6ffnung des von ih=
m
        erbauten =F6sterreichischen Kulturinstituts in New York
        boykottieren, sollte die Regierung dann noch im Amt sein. Selbst
        der Austro-Popper Georg Danzer ruft die ausl=E4ndischen K=FCnstle=
r
        zum Boykott auf. Mit dieser Forderung nach Total-Blockade
        treffen sich =F6sterreichische K=FCnstler mit vielen
        Nicht-=D6sterreichern: etwa mit dem Literaturnobelpreistr=E4ger J=
os=E9
        Saramago, dem Regisseur Constantin Costa-Gavras, dem Leiter des
        Kulturkanals Arte, J=E9rome Cl=E9ment, dem Dirigenten Sylvain
        Cambreling wie auch dem internationalen Schriftstellerparlament.

        Andere beschr=E4nken ihren Protest lieber auf humanistische
        Gesten. So 200 =F6sterreichische Filmschaffende, die auf der
        Berlinale der =BBMenschenverachtung und dem Rassismus=AB Haiders =
ein
        fettgedrucktes =BBNEIN!=AB entgegenschmetterten, aber sonst nicht=
s.
        Oder 100 =F6sterreichische Schriftsteller (unter ihnen H.C.
        Artmann und Friederike Mayr=F6cker), die in einer Deklaration zur
        =BBKulturnation =D6sterreich=AB der von FP=D6 und =D6VP gebildete=
n
        Regierung das Recht absprechen, =BBsich im Namen der Kunst und
        Kultur, in ihrem Interesse oder f=FCr ihre Ziele aussprechen zu
        k=F6nnen. Nicht erst wegen mangelnder fachlicher Voraussetzungen,
        sondern wegen der ihr fehlenden moralischen Qualifikation.=AB

        Fast identisch lautet eine Resolution des Berufsverbandes
        bildender K=FCnstler =D6sterreichs. Und die IG Autoren plant weit=
ere
        Image-verschmutzende Proteste bei der Expo 2000, denn dort wird
        =D6stereich sich als Kulturnation vorstellen. Und schlie=DFlich w=
ird
        am privatistischen Ende der Blockade-Skala dar=FCber diskutiert,
        ob man nun =BBdableiben=AB oder =BBauswandern=AB solle. Jelinek b=
leibt
        wegen ihrer kranken Mutter, der Salzburger Galerist Ropac
        verlegt seinen Hauptsitz nach Paris, und so weiter.

        Die Vehemenz, mit der =FCberhaupt um die Frage der Zusammenarbeit
        mit dem Staat gestritten wird, ist au=DFerhalb =D6sterreichs nur
        verst=E4ndlich, wenn man die hohe Durchstaatlichung des
        =F6sterreichischen Kulturlebens miteinbezieht. Zum ersten fehlt
        privates Kapital in Form von Stiftungen, zum zweiten ist die
        politisierte linke =D6ffentlichkeit zu klein, um entsprechende
        Projekte selbst tragen zu k=F6nnen, und zum dritten gibt es eine
        josephinistische Tradition der =BBAufkl=E4rung von oben=AB.

        Diese Kulturpolitik des aufgekl=E4rten Despotismus - oder der
        repressiven Toleranz - steht nun auf der Kippe zur Intoleranz
        pur. Obwohl keineswegs alle der Kultur-Protestanten
        Subventionsempf=E4nger sind, wie Haider das darstellt, existiert
        bei vielen eine Staatsfixierung. Unter diesen Umst=E4nden
        formuliert sich der kulturelle Protest gegen den Kulturstaat
        schnell einmal staatstragender als der Staat selbst.


        Hochkultur und Streikbrecher

        Und doch, die mentale wie finanzielle Durchstaatlichung des
        Kulturlebens in =D6sterreich hat auch eine andere, positive Seite.
        Denn ein Boykott des Kulturstaats, der im Stiftungsland
        Gro=DFbritannien etwa nur l=E4cherlich w=E4re, erreicht in =D6ste=
rreich
        sehr wohl sein Ziel. Er trifft das Land am Exportgut Nummer eins
        und an seinem Selbstbild. So k=F6nnen =F6sterreichische (Gro=DF-)
        K=FCnstler enorme mediale und politische Aufmerksamkeit
        generieren.

        Der historische Grund: die Entpolitisierung der Politik.
        Politische Auseinandersetzungen wurden vom neo-korporatistischen
        Arrangement der Sozialpartner bereinigt, bevor sie =FCberhaupt
        aufbrechen konnten, was dazu f=FChrte, dass Streiks in =D6sterrei=
ch
        statistisch in Sekunden gemessen werden. Ein Ph=E4nomen, das sons=
t
        nur in Einparteien-Regimes anzutreffen ist.

        Ein Effekt dieser Situation war, dass seit den f=FCnfziger Jahren
        politische K=E4mpfe immer wieder zu Kulturk=E4mpfen sublimiert
        wurden. Ein Radikalmisanthrop wie Thomas Bernhard, sicher kein
        politischer Autor, konnte mit seinen Rundumschl=E4gen zur
        zentralen politischen Ikone werden, um die die weltanschaulichen
        Lager Aufstellung nahmen. Die Angriffe der Freiheitlichen gegen
        die =BBKulturschickeria=AB und die =BBStaatsk=FCnstler=AB waren i=
mmer zu
        lesen als Angriffe auf die Hegemonie der SP=D6 und deren
        Herrschaft =FCber den Staatsapparat.

        Der Staatsapparat wurde nun erst mal von der FP=D6 (mit Hilfe der
        =D6VP) erobert, zumindest on the top. Aber die politische
        Bedeutung, die kulturellen =C4u=DFerungen zugeschrieben wird, ble=
ibt
        bestehen. In dieser Situation sind auch die eher staatstragenden
        und moralisierenden Boykottdrohungen nicht zu untersch=E4tzen, vo=
r
        allem wenn sie aus der geliebten Hochkultur heraus formuliert
        werden und einem Art Strike gleichkommen.

        Nat=FCrlich sind gerade in der Repr=E4sentationskultur Streikbrec=
her
        am Werk, die f=FCrchten, ihnen k=F6nnte ihre Festival-Planung
        durcheinanderkommen. Von den Salzburger Festspielen und vom so
        genannten Avantgarde-Festival steirischer herbst haben sich
        schlie=DFlich schon ausl=E4ndische Gro=DFsponsoren zur=FCckgezoge=
n. So
        =FCberrascht es nicht, wenn herbst-Intendant Peter Oswald den
        Kunstboykott-Aufruf Robert Flecks als =BBheuchlerisch,
        pharis=E4erhaft und inhaltlich zutiefst ablehnenswert=AB bezeichn=
et
        und der Chef der Wiener Festwochen, Luc Bondy, mit Engelszungen
        alle noch unentschiedenen K=FCnstlerInnen zum Kommen =FCberredet.
        Die Begr=FCndung ist immer die gleiche: Man d=FCrfe den anderen
        nicht das Feld oder die B=FChne =FCberlassen. =BBWem kann es n=FC=
tzen,
        wenn die =C4sthetik des Widerstands fortan im Ausland
        stattfindet?=AB fragt die NZZ.

        Unterstellt wird dabei, dass jede Form von =BBqualitativ
        wertvoller=AB oder avancierter Repr=E4sentationskultur schon an s=
ich
        widerst=E4ndig sei und ihre Bestreikung automatisch den Rechten
        das Feld =FCberlie=DFe. Eine absurde Annahme: Hei=DFt das etwa, m=
an
        d=FCrfe rechten Sopranistinnen nicht die Arien =FCberlassen, rech=
ten
        Orchestern nicht die Symphonien? Und deshalb d=FCrften die Boston
        Symphoniker die Absage ihres =D6sterreich-Auftritts auf keinen
        Fall wahrmachen? Denn wer wei=DF, ein FP=D6-Blasmusikverein aus
        K=E4rnten k=F6nnte ja einspringen und das Konzerthaus auf Dauer
        besetzen. Selbst auf die Bef=FCrchtung des durchaus
        boykottfreudigen G=E9rard Mortier, die Salzburger Festspiele
        k=F6nnten unter einem rechtsextremen Direktorium zu einem
        Jodelwettbewerb verkommen, kann man nur sagen: So what?


        Der Feind ist die =D6VP

        So er=FCbrigen sich auch zynische Kritiken wie die Jens Jessens i=
n
        der Zeit, der glaubt, durch den Boykott w=FCrden sich Haiders
        Feinde selbst abschaffen. Jessen missversteht die Boykottierung
        der neuen Regierung als eine Art Selbstboykott der K=FCnstler und
        fragt: =BBWas wird aus seiner (Haiders) Regierung werden, wenn di=
e
        Intellektuellen fehlen, gegen die sich das Ressentiment der
        Kleinb=FCrger mobilisieren lie=DFe?=AB Was Jessen nicht versteht:=
 Die
        Proteste und Boykottdrohungen richten sich - ganz so wie jene
        der EU-Mitgliedsstaaten - =FCberhaupt nicht an Haider, sondern an
        dessen Koalitionspartner =D6VP.

        F=FCr den Schauspieler Paulus Manker zum Beispiel, der seine
        Auftritte abbrechen w=FCrde, sobald Neu-Kanzler Wolfgang Sch=FCss=
el
        oder J=F6rg Haider im Publikum sitzen, ist gerade der Opportunist
        Sch=FCssel der Feind: =BBder Blockwart, der schaut, ob alle beim
        Gruppenturnen waren. Das ist die wirkliche =F6sterreichische
        Seele, wie sie der Helmut Qualtinger nicht furchtbarer h=E4tte
        zeichnen k=F6nnen=AB.

        Auch die =D6VP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, zust=E4ndig f=
=FCr
        die Museen, und der neue Staatssekret=E4r Franz Morak, zust=E4ndi=
g
        f=FCr Kulturf=F6rderung, hatten bislang feierliche Schw=FCre
        geleistet, sie w=FCrden einer Koalition mit einer Partei wie der
        FP=D6 nie angeh=F6ren. Der Ex-Schauspieler Morak, der seine Zeit =
als
        Ensemble-Sprecher des Burgtheaters vor allem mit der Bek=E4mpfung
        Claus Peymanns verbrachte, hatte f=FCr den Fall einer Koalition
        mit der FP=D6 sogar angek=FCndigt, die Politik zu verlassen. Jetz=
t
        sitzt er im Ministerrat. Seine Haltung wird in den Zeitungen mit
        jener der Wendeh=E4lse von 1938 verglichen, die am Anfang alle
        gegen den =BBAnschluss=AB und am Ende alle daf=FCr waren. Gerade =
diese
        zum eher liberalen Fl=FCgel der =D6VP gerechneten Politiker, werd=
en
        derzeit mit einer H=E4rte beschimpft und verh=F6hnt, wie sie selb=
st
        J=F6rg Haider nicht zu sp=FCren bekommt. So lie=DF Jelinek der
        Bildungsministerin Gehrer =FCber die Zeitung ausrichten:
        =BBGrunds=E4tzlich w=FCrde ich vor jedem =D6VP-Politiker, der die=
se
        Koalition mittr=E4gt, nur noch ausspucken. Daher sollte Frau
        Gehrer mir nicht zu nahe kommen.=AB

        Die liberalen Bildungsb=FCrger, zu denen Gehrer selbst z=E4hlt, s=
ind
        die strategischen Hauptadressaten des Hochkultur-Streiks. Sie
        sind es auch, die als W=E4hler der =D6VP immer mehr abhanden komm=
en
        und zu den Gr=FCnen und Liberalen wechseln. Wenn ein Pianist wie
        Andras Schiff sein Konzert absagt oder Nicolaus Harnoncourt, wie
        das G=E9rard Mortier fordert, die Leitung des Neujahrskonzerts
        niederlegen sollte, wird das auch in den etwas feineren Kreisen
        wahrgenommen werden. Die Prognosen f=FCr die n=E4chste Wien-Wahl
        bescheinigen der Stadt-=D6VP den Abstieg auf den vierten Platz
        nach den Gr=FCnen. Eine M=F6glichkeit, die selbst auf Bundesebene
        nicht mehr ganz auszuschlie=DFen ist.


        Gegenkunst: Art Strike >From Below

        Dagegen ist die Bestreikung alternativer, sub- oder
        gegenkultureller Projekte und Veranstaltungsorte sinnlos.
        W=E4hrend Lou Reeds Absage seines =D6sterreich-Konzerts wenigsten=
s
        noch in die Medien kam, w=FCrde kein Hahn danach kr=E4hen, sollte
        die letzte lebende Straight-Edge-Band ihren Tourstopp in
        =D6sterreich ausfallen lassen. Auch im Land selbst nimmt der
        Subkultur-Streik nat=FCrlich nicht die Form der Verweigerung,
        sondern die Form des Aktivismus und Aktionismus an. Unter dem
        offenen und multipel verwendbaren Label get to attack haben sich
        alle m=F6glichen Gruppen und Personen aus der j=FCngeren Kunst- u=
nd
        Kulturszene gefunden und mit antirassistischen Gruppen
        verb=FCndet.

        Die bislang dominanten, vom ehemaligen Bundeskurator Wolfgang
        Zinggl gef=F6rderten Kunstprojekte mit seri=F6s-sozialarbeiterisc=
her
        Ausrichtung haben sich schlagartig zu politischen
        Propaganda-Gruppen gewandelt. Dabei entstehen fast naturw=FCchsig
        Agit-Prop-Strategien, die man alle schon mal in den
        Geschichtsb=FCchern gesehen hat. Neben media-pranks und den
        unvermeidlichen Diskussionsveranstaltungen und Clubbings werden
        pl=F6tzlich so scheinbar historische Agitationsformen wie
        Stra=DFentheater und =BBrevolution=E4re Plakatkunst=AB wiederentd=
eckt.

        Grund daf=FCr ist wohl die von den sich =FCberschlagenden
        politischen Ereignissen diktierte Dringlichkeit des Handelns und
        die Anbindung an eine neu entstandene Demo-Kultur. =DCber die hat
        sich eine weitaus breitere Allianz gebildet, als das bei den
        Wohlfahrtsaussch=FCssen der Fall war. Mainstream-Organisationen
        wie SOS Mitmensch oder die Demokratische Offensive bis hin zur
        Caritas demonstrieren zusammen mit Autonomen, Gr=FCnen,
        Gewerkschaften und trotzkistischen Sekten. Das einzige, was sie
        zusammenh=E4lt, ist die Feindschaft gegen=FCber der
        =D6VP/FP=D6-Koalition. Aber das reicht auch schon.

        Gerade in der j=FCngeren Szene wird gegen Robert Fleck darauf
        hingewiesen, dass Solidarit=E4t von au=DFen durchaus erw=FCnscht =
ist -
        und nicht nur Boykott. Ein Boykott sollte staatliche
        Kulturinstitutionen und die Repr=E4sentationskunst treffen -
        w=E4hrend mit der freien und sich gegen=FCber der FP=D6/=D6VP
        freispielenden kulturellen Opposition Solidarit=E4t gezeigt werde=
n
        sollte.

        Eva Grubinger und J=F6rg Heiser haben - vom =BBAusland=AB her - F=
leck
        entgegengehalten, dieser h=E4tte besser den von ihm kuratierten
        Teil der =BBJungen-Szene=BB-Ausstellung in der Wiener Kunsthalle
        nicht abgesagt, sondern die Ressourcen oppositionell umgewidmet.
        Preise sollten nicht abgelehnt, sondern das Preisgeld
        antirassistischen Organisationen zu Verf=FCgung gestellt werden.
        Tim Sharp und Lisl Ponger fordern alle K=FCnstlerInnen auf, sich
        genau zu =FCberlegen, ob sie vom Staat als Repr=E4sentanten
        =D6sterreichs vereinnahmt werden k=F6nnten: =BBIt is time to deve=
lop
        and display a consciousness of the politics of art and the art
        of politics.=AB

        Aber es geht noch deutlicher. Vom schon erw=E4hnten freiheitliche=
n
        Kunstexperten Hans J=F6rg Schimanek (=BBWir wollen diese Dinge
        weg!=AB) ist ein weiteres Bonmot =FCberliefert: =BBWir sind f=FCr=
 die
        Freiheit der Kunst, aber das ist keine Kunst.=AB Manche der
        gegenw=E4rtigen Projekte - etwa um get to attack - scheinen
        Schimanek beim Wort genommen und die Kunst =FCberhaupt hinter sic=
h
        gelassen zu haben. Nicht etwa mit dem verzweifelten
        Avantgarde-Gestus der =DCberwindung oder der Zusammenf=FChrung vo=
n
        Kunst und Politik, sondern mit dem Gestus des jetzt
        Selbstverst=E4ndlichen: Wir kommen halt nun mal aus der Kunst
        (daran l=E4sst sich nichts =E4ndern), aber das ist keine Kunst,
        k=F6nnten sie sagen. Das ist so simple wie notwendige Agitation:
        Wir wollen diese Nazis weg!


        http://www.jungle-world.com/_2000/08/06a.htm



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