[rohrpost] PWC : Ausstellungseröffnung : Torsten Hattenkerl
1st Public White Cube
pwc@projektraum.org
Wed, 5 Dec 2001 21:11:20 +0100 (CET)
Pressemitteilung
Torsten Hattenkerl
8. Dezember 2001 - 12. Januar 2002
Eröffnung: Freitag, 7. Dezember 2001, 19 Uhr
Vom 21. Dezember bis zum 2. Januar geschlossen
Projektraum Augustraße 35 - 10119 Berlin
Am 7. Dezember wird der PWC 1st Public White Cube mit einem Projekt
Torsten Hattenkerls seine dritte vom Publikum zu beeinflussende
Ausstellung eröffnen. Hattenkerl, der aus der klassischen Fotografie
kommend mit digitalen Bildmedien arbeitet, wird im Galerieraum sieben
gegossene Betonobjekte in Rahmenform installieren. Fünf 50 x 50 cm
große
Rahmen mit etwa 4 cm Tiefe werden von zwei größeren Objekten mit 70 cm
Kantenlänge ergänzt, die sich von den kleineren Rahmen durch ihren in
den Werkstoff eingemischten Blauton und ihre feinere Oberfläche
unterscheiden. Die Objekte werden in einer klassischen Galeriehängung
im
Ausstellungsraum verteilt, so daß für das Publikum die Assoziation
einer
Gemäldeausstellung ohne Leinwände entsteht - ein Eindruck, der sich bei
näherer Betrachtung in der massiven Materialität der Rahmen verliert.
Hattenkerl fordert die Besucher so zum Zweifeln auf. Sind die Arbeiten
als Anspielungen auf abwesende, noch einzufügende Bilder zu lesen?
Handelt es sich bei den Rahmen etwa um Platzhalter für Hattenkerls
"Standards", eine Art systematischen digitalen Bilderfundus, in den der
Künstler seit einigen Jahren unterschiedlichstes Bildmaterial aufnimmt,
um es zu einem Reservoir vergleichbarer Bilder zu entwickeln? Oder sind
die Rahmen als Schlußpunkt in der Entwicklung eines Fotografen zu
werten, dem die Bilder so funktional austauschbar erscheinen, daß nicht
mehr zählt, was in den Rahmen eingespannt wird?
Die Ausstellung spielt mit beiden Überlegungen und bietet sich dem
Publikum so als entleerte Werkstatt der Bildhaftigkeit an, in die der
Betrachter seine Bildvorstellungen einfügen, in der er sich aber auch
auf die Rahmenkonstruktion konzentrieren kann. Was wäre klüger: Die
leeren Rahmen als Skulpturen anzusehen oder den Raum als Metapher einer
Bilderausstellung zu lesen? Oder sollte man daran festzuhalten, daß ein
genügend individuelles Bild das Rahmenobjekt auf seine Rahmenfunktion
reduzieren würde, die Bilder für die Rahmen also nur gesucht werden
müßten, um die Ausstellung in ihr Gegenteil zu verwandeln?
Das Publikum hat die Wahl. Denn wie schon in Adib Frickes und Peter
Friedls Ausstellung kann es den vom Künstler angebotenen Raum nicht nur
betrachten, sondern auch beeinflussen. Erneut sind die Betrachter
eingeladen, im Internet alle vier Tage das Recht zu ersteigern, in die
Ausstellung einzugreifen und die Ausstellungssituation zu verändern.
Wie
in den bisherigen elf Auktionen wird der Meistbietende im Galerieraum
seinen Veränderungsvorschlag realisieren können - im Rahmen praktischer
Grenzen ohne geschmackliche Zensur und Vorbehalte. Von der
Diplom-Kauffrau bis zum Kunststudenten haben seit dem 28. September elf
Personen aus dem Publikum zwischen 20 und 150 Deutsche Mark eingesetzt,
um auf der Internet-Auktionslattform Ebay.de konkurrierende Bieter aus
dem Feld zu schlagen und die Ausstellungssituation vorsichtig zu
ergänzen, weitgehend umzubauen oder vollständig auf den Kopf zu
stellen.
In Torsten Hattenkerls Ausstellung werden die Bieter sich entscheiden
müssen, ob sie den Rahmen auffüllen wollen oder welche Alternativen es
gibt, die standardisierte Skulptur zu variieren.
Bislang hat Torsten Hattenkerl daran gearbeitet, Rahmenbedingungen zu
schaffen, in denen sein digitaler Bildervorrat sich immer neu
kombinieren läßt. In seinen Abstraktions- und Ordnungsszenarien
unterschiedlichster Bildmaterialien erschienen die einzelnen Bilder
schließlich wie gleichartige Fundstücke, die aus sich selbst heraus
sprechen. Im PWC 1st Public White Cube ist es das Publikum, das die
visuellen Inhalte stiftet. Werden sie sich ebenso variabel in den
Rahmen
einpassen wie sonst die Fotografien in Hattenkerls grammatische
Strategie?
Für weitere Informationen und Bildmaterial stehen wir Ihnen gern direkt
und über http://www.projektraum.org zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Blank, Gerrit Gohlke und Karl Heinz Jeron