[rohrpost] G8 Gipfel & Love Parade haben ohnmächtigen Frust
gemeinsam
cenjur
eupol@t-online.de
Wed, 25 Jul 2001 11:12:43 +0200
Freizeitforscher Horst W. Opaschowski schreibt u.a. von Angst der Jugend, deutet sie
aber für meine Begriffe falsch. Grundsätzlich haben für mich der G8-Gipfel und die
Love-Parade nur eines gemeinsam: ohnmächtiger Frust der Jugend - Für meine Begriffe
lebt die Jugend auf der Love-Parade hauptsächlich "den ohnmächtigen Frust ab", sei
dies nun in der Musik oder den Drogen. Was bleibt ist doch der ohnmächtige Frust. Und
genau das kam doch für meine Begriffe in Göteborg und nun auch in Genua zum Ausdruck
und wird wieder geschehen. War das bei den 68er nicht ebenso?
Und noch eines kommt für mich hinzu: die Undurchsichtigkeit - die Undurchsichtigkeit
in unserer Nation, die unsicher und ängstlich macht und die Undurchsichtigkeit
Europas. Nur kommt hier noch gravierend hinzu, dass sich die Institutionen nicht in
Deutschland befinden und, was mindestens genauso gravierend ist: die Sprache. So
erging als Beispiel am 12. Juli 2001 ein richtungsweisendes Urteil des Europäischen
Gerichtshofes für Menschenrechte - näheres dazu auf unserer Internetseite
http://www.cenjur.de/europa/liechtenstein_eughmr.htm - linken Sie sich hingegen auf
die Internetseiten des EuGHMR ein, sind Sie gezwungen, mindestens die englische
Sprache in Wort und, wenn Sie recherchieren wollen, in Schrift zu beherrschen. Das
ist für mich schlichtweg skandalös, dass bei sämtlichen Europäischen Institutionen
nicht in allen Nationalsprachen auch der Text zur Verfügung steht, sondern lediglich
in französisch oder englisch. Wieso diese Privilegierung einerseits und
Diskriminierung andererseits? Auch das macht Angst. Angst, weil nur der informiert
ist und wird, der neben seiner Muttersprache zusätzlich mindestens englisch spricht.
Welch ein unlauterer Wettbewerb, welch eine Diskriminierung, welch eine
Privilegierung der Staaten und Menschen, deren Muttersprache englisch oder
französisch ist. Deutschland ist Mitgliedstaat in der EU, unsere Muttersprache ist
deutsch - wie aber kann sich der normale deutsche Unionsbürger europäisch
informieren? Der Beitritt Deutschlands zur EU - was ich gerade für Deutschland für
äusserst wichtig und richtig erachte - erfolgte ohne Befragung der Bevölkerung. Dass
die deutsche Bevölkerung damit aber auch zur Bilingualität gezwungen wird, will sie
fachlich, sachlich und kompetent transparent informiert sein, hat ihr niemand gesagt.
Bestes Beispiel derzeit: BSE und die Landwirtschaft.
Ausgrenzung, gleich welcher Art, Undurchsichtigkeit, das Suspekte, das macht Angst.
Angst macht unfrei. Unfreiheit holt zu Befreiungsschlägen aus - das ist es, worüber
wir uns alle Gedanken machen müssen. Das sollten wir gemeinsam haben: nach der Lösung
dieses Problems zu suchen. Ich habe in Bezug auf europäische Undurchsichtigkeit das
komplette, authentische Europäische Gemeinschaftsrecht auf CD-ROM gebracht und wollte
es für nur DM 100,-- auf den Markt bringen. Die Verlage Dr. Otto Schmidt KG und
Bundesanzeiger, woran der Bund immerhin heute noch 30 % hält, stellten mich damit
unter einstweilige Verfügung, weil sie nämlich dann mein einmal ihnen 1991 verkauftes
Produkt nicht mehr verkaufen könnten. Dafür verlangen sie nämlich bis heute nach über
DM 2.000,--, also über das 20-fache von meinem heutigen Produkt. Marktabschottung,
Undurchsichtigkeit weiterhin haben wollen - ich habe prozessiert, ging bis zum
Kartellsenat nach Düsseldorf - DM 80.000,-- Prozesskosten, wer kann das schon
eigentlich innerhalb einer einstweiligen Verfügung aufbringen? Ich habe gewonnen, die
einstweilige Verfügung und das Hauptsacheverfahren. Mein Produkt ist endlich für die
Allgemeinheit frei, was wir mitteilten unter
http://www.seidl.de/europa/seidl_presseinfo.htm
Während der Zeit der einstweiligen Verfügung fing ich an, für cenjur zu schreiben,
begann zu recherchieren, begann, Fragen zu stellen, begann, zu veröffentlichen,
stellte fest, wer nur welche Information überhaupt erhalten kann, die - eigentlich -
jeder erhalten können sollte. Preis und Sprachenproblem sind eine meiner
Hauptanfragen und Streitpunkte an die und mit der EU-Kommission. Das ist für meine
Begriffe der Weg gegen die Angst: Transparenz - in diesem Sinne grüsse ich Sie
Gudrun Seidl, cenjur CE juristisch-politisches Info-Magazin von
SEIDL, weltweiter Vertragspartner der EU-Kommission http://www.cenjur.de
sebastian@rolux.org schrieb:
> > Heute auf dem Menü: Konsum, gewürzt mit Kapitalismuskritik
>
> und an folgender sosse:
>
> > Die Loveparade und die Proteste von Jugendlichen beim G8-Gipfel in Genua
> > weisen nach Ansicht von Jugendforschern Parallelen auf. Bei der Jugend lebten
> > zwei Seelen in einer Brust - "auf der einen Seite die Ultra-Konsumanhänger,
> > auf der anderen die Turbo-Kapitalismusgegner", sagt der Hamburger
> > Freizeitforscher Horst W. Opaschowski.
>
> der sich aus denselben gruenden als "freizeitforscher" bezeichnet, derentwegen
> sich leute, die buecher ueber hobbies schreiben, "hobbyschriftsteller" und
> leute, die amateure bespitzeln, "amateurdetektive" nennen, und ansonsten auch
> als "turbo-opa horst" bzw "ultraschowski" sein unwesen treibt:
>
> > Die Demonstranten beim G8-Gipfel in Genua als auch die feiernden Techno-Freaks
> > in Berlin vereine die nüchterne Erkenntnis, dass die Globalisierung nicht mehr
> > aufzuhalten sei. Ähnlich sieht dies der Bielefelder Pädagoge Wilfried
> > Ferchhoff. Während auf der Loveparade "die Sonnenseiten des Kapitalismus"
> > gefeiert würden, wiesen die jugendlichen Protestierer in Italien auf die
> > "Schattenseiten" der Entwicklung hin.
>
> one love, one nation: wenn die gipfel-freaks in genua ihre "stoppt das kapital"-
> transparente enthuellen, so werfen sie sich damit also nicht nur gemeinsam mit
> den techno-demonstranten aus berlin in die gerade von bielefelder paedagogen
> immer wieder gern weit aufgehaltenen arme deterministischer geschichts- und
> fatalistischer weltmodelle, in denen noch nie irgendwas aufzuhalten war, sondern
> vereinen auch gleich noch die sonnen- mit den schattenseiten zu unserer einen
> kapitalistischen erde, um die die freizeitforschung sich dreht wie das karrussel
> um die kirmes und deren himmel von folgenden geistesblitzen durchzuckt wird:
>
> > Opaschowski ergänzt: "Die Loveparade-Anhänger empfinden die Globalisierung als
> > Befreiung, die Demonstranten in Genua verbinden mit dem Weltmarkt vor allem
> > Angstgefühle." Auch dies sei typisch für die junge Generation. Einerseits
> > fasziniere sie die Globalisierung und ihr unerschöpflicher Markt von
> > Möglichkeiten. Andererseits fürchteten sie, zu den "Wohlstandsverlierern" zu
> > gehören und zum Beispiel in der Arbeitslosigkeit zu landen.
>
> einerseits, andererseits: hier der "unerschoepfliche markt von moeglichkeiten"
> (also eine wirtschaftsordnung, die unablaessig leute dazu zwingt, das gesamte
> potential ihres lebens zum verkauf anzubieten), dort "demonstanten",
> "angstgefühle", "wohlstandsverlierer" und "arbeitslosigkeit". wer das erklaeren
> koennte. zum glueck ist ein paedagoge zur stelle:
>
> > Nach Ansicht Ferchhoffs knüpfen die Proteste beim G8-Treffen an die
> > Studentenbewegung der 60er, die Friedensbewegung der 70er und die
> > Ökologiebewegung der 80er Jahre an. Den Reiz der Loveparade sieht er hingegen
> > vor allem im Zusammentreffen unterschiedlicher Jugendszenen.
>
> meint er das zusammentreffen der hippieszene der 70er mit der punkszene der
> 80er? oder das zusammentreffen der beatnikszene der 60er mit der raverszene der
> 90er? weit gefehlt. er meint nicht anderes als das mit vollem karacho
> zusammentreffen von allem, was der fall ist, mit sich selbst:
>
> > Der Techno-Umzug biete ein "Gemeinschaftsgefühl auf Zeit". Kaum ein anderes
> > Großereignis habe heute noch solch einen verbindenden Charakter. Doch noch
> > etwas anderes macht die Beliebtheit des Mega-Events aus. "Bei der Loveparade
> > wird einfach alles geboten, was sehr viel Spaß macht. Sie bietet Erlebnis und
> > ist gegenwartsorientiert", erläutert Ferchhoff.
>
> was kann es schoeneres geben, als eine welt, in der man fuer argumente wie
> jenes, die loveparade mache spass, biete erlebnis und sei gegenwartsorientiert,
> nicht etwa verdroschen, sondern zum c4-professor in bielefeld berufen wird?
> lesen sie selbst:
>
> > Auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk (SPD),
> > hält die Loveparade für ein wichtiges Element der Jugendkultur. Dies dürfe
> > nicht nur mit Drogen in Zusammenhang gebracht werden. Drogen seien
> > mittlerweile überall dort, wo sich Jugendliche aufhielten. "Das ist bei
> > Parties in ländlichen Gebieten ebenso der Fall wie auf Großereignissen", sagte
> > sie. Allerdings räumte sie ein, dass die Party-Szene in besonderer Weise durch
> > Drogen gefährdet sei. "Hier liegen besonders riskante Konsummuster vor."
> > Gefahren lägen vor allem im "Mischkonsum", wenn etwa Ecstasy und Alkohol
> > durcheinander genommen würden.
>
> eine welt naemlich, in der man fuer behauptungen wie jene, die loveparade sei
> ein wichtiges element der jugendkultur, statt schallend ausgelacht zur
> drogenbeauftragten der bundesregierung ernannt wird. die beste aller moeglichen
> welten jedoch bewohnt allein opaschowski:
>
> > Laut Opaschowski hat die Jugend heute "viele Gesichter". "Die Jugendlichen
> > leben in einer Welt voller Möglichkeiten und sind selbst multioptionale
> > Konsumenten", betont der Leiter des Freizeit-Forschungsinstituts der British
> > American Tobacco in Hamburg. "Im Sommer aktiv mit Greenpeace gegen
> > Walfischfang demonstrieren, im Winter mit dem Snowboard die Pisten
> > runterbrettern - nichts ist unmöglich." Die Welt werde als "Speisekarte"
> > betrachtet, "aus der sich jeder sein individuelles Menü zusammenstellt". Dies
> > könne mal politisch motiviert und mal nur konsumorientiert sein.
>
> viele gesichter hat wohl so ziemlich alles ausser opaschowski. der brettert im
> sommer wie im winter mit der immergleichen bloeden visage eines neoliberalismus
> durch die gegend, der ja nicht nur foltert und mordet, sondern auch staatliche
> universitaeten zu webeagenturen der zigarettenmafia wegderegularisiert, die von
> leuten geleitet werden, die noch nie einen gedanken von innen gesehen haben. die
> welt voller moeglichkeiten als multioptionale speisekarte mit individuellen
> menues aus "konsum gewuerzt mit kapitalismuskritik" ist ein derartiger dreck,
> dass man versteht, warum solche arschloecher wie opaschewski hauptsaechlich als
> o-ton-lieferanten fuer illustrierten arbeiten, die tag fuer tag belegen muessen,
> dass die erde eine scheibe, der kapitalismus gerecht und jeder riot schon allein
> deshalb eine loveparade ist, weil beides am selben tag in der zeitung steht.
>
> ps: wenn hingegen
>
> > die FAZ fragt was Globalisierungsgegner und Raver gemeinsam haben
>
> dann kann man sicher sein, dass die faz das auch beantwortet. und zwar schon am
> montag, indem sie in den neun artikeln, die sie auf ihren ersten drei seiten dem
> g8-gipfel in genua widmet, die erschiessung von carlo guiliani nur ein einziges
> mail, auf seite drei, in sechs zeilen, ueberhaupt erwaehnt, und ihn ansonsten
> bloss noch zweimal, ebenfalls auf seite drei, als "toten" zusammen mit diversen
> sachschaeden zu einer gewaltbilanz aufsummiert, angesichts derer das vorgehen
> der polizei gerechtfertigt sei (deren brutale stuermung des genoa social forum
> und des independent media center sie gleich ganz unterschlaegt). von toten
> ravern hingegen berichtet die faz auf den ersten drei seiten ueberhaupt nichts,
> weil sie naemlich platz braucht fuer die gleich drei artikel, in denen sie vor
> toten soldaten warnt, da wegen der schlechten ausruestung der scheiss bundeswehr
> auf dem scheiss balkan die gefahr besteht, dass irgendwelche scheiss minen ihr
> ihre scheiss panzer in die luft jagen. und so bin ich mir nicht sicher, worauf
> ich sehnlicher warte: auf den tag, an dem die naechste reduzierung des
> bundeswehretats beschlossen wird, oder doch eher auf jenen, an dem ohne
> irgendeine medienresonanz ein sondereinsatzkommando der polizei die redaktion
> der faz verwuestet, saemtliche computer zertruemmert und den redakteuren, die
> dahinterstecken, ihre klugen koepfe blutig schlaegt.
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