[rohrpost] Tel Aviv - Nonstop-City
i.dechau@berlin.de
i.dechau@berlin.de
Sat, 24 Nov 2001 11:02:55 +0100
Kommunikationsagentur MCC
Media & Culture Consulting
Herr Ingemar Dechau
Frau Monica Pascuta
Postfach 021293
D-10124 Berlin
mcc@sternpost.de
i.dechau@berlin.de
Sehr geehrte Damen und Herren,
finden Sie heute bitte nachstehend einen Artikel zu einer faszinierenden Stadt – Tel Aviv.
Er steht Ihnen zum honorarfreien Abdruck zur Verfügung, jedoch erwarten wir ein Belegexemplar.
Tel Aviv – Ist es leicht, jung zu sein?
Von Ingemar Dechau
Ein Image eilt dieser Stadt voraus. Tel Aviv, the Big Orange, Non Stop-City. Und es stimmt in der Tat, ein Aufenthalt in Tel Aviv bedeutet Vergnügen auf vielerlei Art. Man kann sich nächtelang in den Klubs der Stadt unterhalten und bis in den Morgen tanzen. Ein Nachtleben, das keine Sperrstunden kennt. Man kann sich in den Cafés zerstreuen und in den Restaurants schlemmen. Man kann mitten in der Stadt das Strandleben genießen, die Sonne scheint das ganze Jahr über. Oder man flaniert und bummelt, begibt sich auf Erkundungen von Bauhaus-Architektur bis zur Diamantenbörse, von Habimah-Theater bis Stätten des Altertums. Tel Aviv ist das Tor nach Israel, die Flugzeuge fliegen den internationalen Ben Gurion Flughafen an. Tel Aviv ist eine junge, im Wachsen begriffene Metropole, und mehr noch als das Finanz- und Kulturzentrum Israels.
In dieser Stadt existiert ein buntes Nebeneinander. Die neuen, hohen Wolkenkratzer neben den Bauten der zwanziger und dreißiger, orientalisch anmutende Straßenzüge neben den Wohnvierteln der osteuropäischen Emigranten. Menschen aus 140 Nationen leben hier. Museen und Galerien, Restaurants und Nachtlokale, Einkaufszentren und Badestrände, und alles innerhalb eines überschaubaren Gebiets. Allenby, Dizengoff und Ben Jehuda heißen die drei Hauptstraßen, wo das Leben der Stadt pulsiert. Der Dizengoff-Boulevard ist die berühmteste Strasse Israels. Er ist eine lange Allee, auf der man schlendert um zu sehen und um gesehen zu werden. Bauhaus Museum Dizengoff Straße: ein Bummel zu Beginn des Sabbats, wo sich die Straße in ein Restaurant verwandelt, schlendern am Abend mit Straßenkünstlern und Einkehr in die Cafes, ein wenig Boheme belebt den verblassenden Charme alter Zeiten. Ganz anders die Shenkin-Strasse, hier findet man die junge Szene. Doch nicht nur hier, auch die Allenbystrasse eifert um die Gunst der Nachtschwärmer. Die jungen Russen tanzen im Blin, die Rumänen amüsieren sich im Casa Alba und in der Fashionbar Scene kommen dann alle zusammen. Tagsüber herrscht hier geschäftiges Treiben und wie die Ben Jehuda lohnt sich ein Einkaufsbummel, vom deutschsprachigen Antiquariat bis zu Andenken, von Galerien bis zu Skurrilitäten findet man hier alles Erdenkliche. Tel Aviv ist aufregend und kreativ im Kulturellen, und misst sich an Barcelona oder New York. Eine kosmopolitische, außergewöhnliche Stadt.
Ich schlendere wie so viele andere junge Leute an diesem Tag die Strasse entlang und beobachte die sich füllenden Cafes, das lässige, fröhliche Treiben, die vielen originellen Geschäfte. Die Zeitungen am Kiosk heißen „Ultima ora“, „Tribuna“, „Facla“ oder „Viata Noastra“, auch verschiedene russischsprachige Zeitungen sind zu finden. Ein Schmelztiegel, der längst zu einem Symbol für die Vielfalt der Kulturen, Sprachen und Lebensstile geworden ist. An diesem Freitag Nachmittag brodelt es, es ist Beginn des Sabbats, und jeder freut sich auf die freien Tage. Man geht aus oder an die Mittelmeerküste zum Baden, die Promenade füllt sich mit Spaziergängern, Surfer und Wellenreiter zeigen ihre Kunststücke, jeden Tag ist Badesaison.
Auf dem nahen Carmel Markt ein Erlebnis anderer Art. Man merkt, im Mittleren Osten zu sein. Geschiebe, Farben, Klänge, Ausrufer, Gerüche, exotische Früchte und frisches Gemüse, Kleider und Haushaltswaren. An einer Ecke das Schild: „Avem mici buni ca in România“. Das angrenzende jemenitische Viertel ist besonders malerisch und bietet vielerlei orientalische Restaurants mit pikanten Speisen. Falafel, die berühmten Kichererbsenbällchen im Pita-Brot mit Sesamsoße allerorts. In der Levinsky-Straße findet man die passenden Gewürze. Die Stadt ist reich an Restaurants, die alle erdenklichen Speisen der Welt und die landestypischen Nationalgerichte zubereiten. Vom Bellini bis zum Mandelbaum, eine kulinarische Weltreise in der Großstadt kann beginnen.
Tel Aviv - Jaffa heißt die Stadt offiziell, und dieser Doppelname war bis vor ein paar Jahren noch Ausdruck der Verschiedenartigkeit zweier ganz unterschiedlicher Städte. Das im Süden gelegene Jaffa gehört zu den ältesten Städten des Heiligen Landes. Bereits vor 5000 Jahren wurde hier gesiedelt. Die Altstadt von Jaffa wurde in den letzten Jahren aufwendig saniert und restauriert. Heute gehört sie zu den einladendsten Flanierzonen der Bewohner von Tel Aviv, denn zu Fuß kann man Jaffa innerhalb von vierzig Minuten über die Herbert Samuel Promenade erreichen. Tel Aviv wurde erst im Jahr 1909 als bescheidene Gartenvorstadt von Jaffa gegründet. Die erste moderne jüdische Stadt ist um Jaffa herumgewachsen. So gesehen kommt es auf die Perspektive des Betrachters an, Tel Aviv - Jaffa ist eine sehr junge Stadt und eine sehr alte Stadt.
Auch Jaffa hat viel zu bieten. Während des Flohmarkts kann man im „The Colour of the Flour“ frühstücken, inmitten des Antikladens in der Rechov Rabbi Yolhanan. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht gerade ein Kunde kommt und ausgerechnet das Möbelstück erlangen möchte, auf dem man sitzt. Der geräuschvolle und farbenfrohe Flohmarkt reizt zum Stöbern. Das Warenangebot bietet für jeden was, orientalischen Schmuck, Wasserpfeifen, Perserteppiche, Krimskrams und Antiquitäten, Haushaltsgegenstände und Zierrat, Elfenbeinschnitzereien aus Afrika, Judaica, Plastikspielzeug und Elektronik aus Fernost, Trödel und Bücher in russischer Sprache. Feilschen ist angesagt wie auf einem Basar. Die Geschäftsleute sind für ihre Überredungskunst bekannt, aber ebenso gehört das Herunterhandeln der Preise durch den Käufer dazu. Im „La Florina“, einem rumänischen Restaurant in der Salameh Strasse, tauscht man sich unterdessen über die neuesten Nachrichten aus der Moldau oder Bukarest, aus Siebenbürgen oder vom Schwarzen Meer aus, und es gibt Gaumenfreuden wie daheim. Es gibt viele hervorragende Restaurants wie das Shirat Ha Yam, wo man koscher essen kann, vor allem exzellente mediterrane Fischspezialitäten - direkt vom Grill. Die Abulafia Bäckerei besteht seit 1880 und bietet alle Süßigkeiten des Orients: Baklava, Chadif, Slabja und Malfuf. Auch das Nachtleben Jaffas ist schrill und unterhaltsam, schließlich ist Tel Aviv - Jaffa die Hauptstadt des Nachtlebens mit allen nächtlichen Unterhaltungsarten von Stripteaseaufführungen bis zur Folklore. (z.B. mit melancholischer griechischer Musik, die ihren Weg nach Israel fand und beim Hören an Irene Papas denken lässt) Stimmung herrscht zum Beispiel im Travestie-Musikclub „Sweet & Low“, und das Programm reicht von Shanty bis zu den Songsongs der Diven. Und auf dem Heimweg hört man das Rauschen des Meeres und erblickt die morgendliche Silhouette, die Skyline Tel Avivs.
Der Seehafen Jaffa hat bezaubernde Gässchen und vereint vieles einer traditionellen Mittelmeerstadt. Das haben auch Künstler entdeckt und ihre Galerien und Werkstätten eröffnet. Die Gassen hier sind mit Tierkreiszeichen beschildert. Eine Attraktion ist das Museum von Ilana Goor, die hier ihre Skulpturen und Sammlung öffentlich macht. Und Geschäft an Geschäft rund um den Markt mit dem Wahrzeichen Jaffas: der Uhrturm auf dem Hagana Platz, im Jahr 1906 zu Ehren der 30-jährigem Herrschaft des türkischen Sultans Abed El-Khamid erbaut. Von der nahen Machmoudia-Moschee wird zum Mittagsgebet gerufen. Zur Franziskaner Kirche kommen polnische Pilger. Früher war der hiesige Hafen Hauptanlaufpunkt für Einwanderer ins Gelobte Land. Seit 1965 ist er nicht mehr in Betrieb, jetzt dümpeln hier Yachten. Und überall geben die Gassen Blicke auf das Meer frei. Die schwarzen Felsbrocken sind als Andromeda Felsen bekannt. Die griechische Sage berichtet von einem Mädchen namens Andromeda, die an einem dieser Felsen festgekettet war, als Perseus auf einem geflügelten Pferde kam, das Seeungeheuer erlegte und das Mädchen befreite. Ein umgebauten Hafenschuppen beherbergt das Mayumana Theater. Die Trommel-Performance ist ein Feuerwerk aus Mime, Rhythmus und Tanz.
Zurück in Tel Aviv. In Kikar Atarim am nördlichen Teil der Hajarkon Straße, beim Yachthafen gelegen, befindet sich ein ausgedehntes Gebiet voller Bars und Restaurants. Hier trifft sich die Clubszene und zelebriert ihre heißen Nächte oder auch den Morgen danach mit einer Morning-after-Party, voll mitreißender, verführerischer Spontaneität. Heute eröffnet das TLV, der neue Club wird sofort angenommen, die Stimmung ist unglaublich, trotzdem wechselt man zwischendurch ins E4. Von Mund zu Mund haben sich die Neuigkeiten herumgesprochen. Schillernd und verrückt: Die besten Partys steigen hier, die Atmosphäre ist besonders und die israelische Musikszene wartet mit immer neuen Events auf. Die Lebenslust ist ungebrochen und die warmen Nächte haben ein unglaubliches Flair. Bis zur Morgendämmerung. "Wir werden nicht aufhören zu tanzen".
--
berlin.de - meine stadt im netz. Jetzt eigene eMail-adresse @berlin.de sichern!
http://www.berlin.de/home/MeineStadt/Anmeldung