[rohrpost] Potlatsch #9

[info@octopusweb.org]

guten tag.
------------------

serverfestival_2002
------------------
http://lists.minordomo.org/serverfestival_2002/index.php
http://www.b0rderline.f2s.com/

idm-tool
------------------
http://www.influxus.net/praxis/idmtool/index.htm
http://www.idm-tool.f2s.com/start/start.pl
http://www.idm-tool.f2s.com/webcal/webcal.cgi

helikopter hysterie
------------------
http://www.influxus.net/idmtool_lib//vor_helicopter.htm
http://www.octopusweb.org/
http://www.neoismus.org/emils71/heli.htm

suprematismus
------------------
http://www.suprematismus.de

monoseuche
------------------
http://www.monoseuche.de
webmicro-project:
description=3Dworking_space_stream | live aus dem monoseuchen_studio | no
webcam | only webmicro | nicht wirklich 24 stunden am tag, nicht wirklich
7 tage die woche | listen to:
http://ogg.radiostudio.org:8000/monoseuche_working.ogg

netzkunst
------------------
http://www.influxus.net/idmtool_lib//netzkunst.htm

Netzkunst, Version 1.0 beta
multifiction://intershop
im, mit oder gegen den strom?
streaming media im www - zwischen kunst, kulturindustrie und kommerz
Fachtagung in der Reihe interfiction
im Rahmen des 18. Kasseler Dokumentarfilm und Videofests
Kassel, 14.11.-18.11.2001
01
Netzkunst ist zwischen Netzkritik und Netzwissenschaft angesiedelt.
Netzkunst kann ohne Netzwerk (egal ob off- oder online) nicht existieren.
Netzkunst (er)schafft, erforscht, bearbeitet bzw. zerst=F6rt Netz(Werke).
Dazu erfindet bzw. nutzt der K=FCnstler/die K=FCnstlerin Ausdr=FCcke, Sprac=
hen,
Codes und Bezeichnungen.Netzkunst besch=E4ftigt sich mit den Beziehungen
zwischen den Elementen und Bedingungen des Netz(Werk)s.
Beispiel:
an einem Ort X findet ein Ereignis statt, welches ins Internet gestreamt
wird: der K=FCnstler/die K=FCnstlerin wird sich mit den in der
Streamingsoftware enthaltenen Codes besch=E4ftigen, mit den
Bezeichnungen/Ausdr=FCcken/Sprachen des Ereignisses selbst, dem Ort, der
Bildsprache, der akustischen Wahrnehmung, der Distributionswege, der
Besitzverh=E4ltnisse, der Zeitverschiebungen, der optischen Bedingungen, de=
r
gesellschaftlichen Bedingungen, der =F6konomischen Bedingungen, der
Adressaten, der Interpreten, der Veranstalter, ...
02
Technik (Streaming Media) ben=F6tigt Spezialisten: f=FCr Akustik, Optik,
Software, Hardware, Distribution, Verwaltung, Interpretation,
Programmierung,....und f=FCr das Vernetzen der Spezialisten an sich: den
K=FCnstler/die K=FCnstlerin. Es w=E4re jedoch t=F6richt zu meinen, Netzkuns=
t habe
nur etwas mit "vernetzen" zu tun.
03
Um Kunst im Netz und Netzkunst zu unterscheiden merke Dir:
Netzkunst bringt nicht den Browser zum zappeln sondern das Netz zum
wackeln
04
Streaming Media f=E4llt hinter die Videokunst/Fernsehen zur=FCck, wenn dami=
t
die "live" =DCbertragung eines Ereignisses via Internet gemeint ist. Kein
Medium ist nun einmal so "live" wie das LIFE. Es ist eine ideologische
Verdrehung zu meinen, dass Netz w=E4re authentischer als bsp. Fotografie. -
media is message.
05
Eine weitere wirklich gef=E4hrliche Illusion ist, in diesem Zusammenhang da=
s
(Inter)Netz au=DFerhalb der Gesellschaft definieren zu wollen - als Freirau=
m
oder noch schlimmer: zu erwarten das durch das Internet die Gesellschaft
sozusagen "=E4sthetisch"/esoterisch revolutioniert werden k=F6nnte. Damit
w=E4ren wir wieder beim deutschen Idealismus / der Kunstgeschichte.
06
Gerade die physische Struktur des Netzes ( Speichermedien,
=DCbertragungswege etc. ) bestimmen heute dessen =E4sthetische Ausdruckform=
en
( HTML, JAVA....etc)
07
Kunstproduktion hing schon immer an der Auseinandersetzung mit dem
Material - insofern kann es Kunst im Netz geben, die durchaus nichts mit
Netz(Werk)en bzw. Netzkunst zu tun hat.
08
Die =DCbertragung von Maschinensprache auf gesellschaftliche
Abl=E4ufe/Apperzeption ( genetischer Code - Computer Code - System Theorie =
)
ist bestenfalls sprachliche Unbeholfenheit, wenn nicht sogar konservative
Kacke.
09
Denk immer daran: Erst der Interpreter macht das Ereignis.
10
Netzkunst bedeutet klar und verst=E4ndlich in jeder Kommunikationssituation
zu agieren. Es gilt nicht, Bedeutungen und Beziehungsgeflechte zu
verstecken, sondern das Konzept "unsichtbare Hirachien" zu liquidieren.
11
In der Netzkunst gibt es weder "K=FCnstlerInnen" noch "PhilosophInnen",
"Intelektuelle", "KritikerInnen". Dies bedeutet Beweglichkeit und
widersetzt sich Klassifikationen und Zw=E4ngen eines stabilen, tr=E4gen
(Zwangs)System.
12
Netzkunst bedeutet permanente Selbstkontrolle bei jeder Handlung, durch
Exponieren und Bearbeiten der Arbeitbedingungen und Machtstrukturen vor
einem selbst und dem Publikum, durch exakte Analyse der situation des
konkreten Projektsund ein Aufzeigen der Abh=E4ngigkeitsverh=E4ltnisse, ohne
jedoch dieses Bewusstsein eines Prozesses zur blossen Stil=FCbung werden zu
lassen.
13
Ein wesentlicher Zug der Netzkunst ist ihre m=FCndliche und schriftliche
Tradition, die mit anderen Translationsformen, Methoden und M=F6glichkeiten=
,
im kulturellen Ged=E4chtnis aufzuscheinen, verbunden ist. Man kann sagen,
dass Netzkunst ausgetauscht wird wie Geschenke. Sie geh=F6rt all jenen, die
sich ihrer bedienen. Sie existiert jenseits von AutorInnenschaft und
Genre-Fixiertheit.
14
Identit=E4t, als Annahme bei gleichzeitiger Ablehnung der Identit=E4t oder
gesellschaftlichen Rolle, als taktisches Gebilde der Netzkunst, das nicht
essentialistisch gedacht wird, sondern als Konstruktion von
Partikularit=E4ten politisch handlungsf=E4hig macht - Gayatari C. Spivak
spricht von "strategischem Essentialismus", Juliane Rebentisch von einem
"strategischen Provisorium" -, kann sich sehr schnell in fesselnde
Fixiertheit wandeln. Allgemein gesprochen ist Netzkunst jedoch nicht f=FCr
oder gegen das "Individuum" gerichtet, sondern sie ist eher Kampf gegen
das, was Foucault "Regieren durch Individualisieren" nennt.
15
Es gilt nicht zu vergessen, dass Netzkunst mit Figuren wie Selbstbefragung
und Kontemplation nicht vereinbar ist. Netzkunst ist immer Angriff,
Einfall, Eindringen in feindliche Territorien mit dem Ziel der Eroberung.
Es geht auch nicht darum, Pl=E4tze oder Positionen zu erk=E4mpfen, sondern
Ver=E4nderung kann nur dann eintreten, wenn die Umst=E4nde, unter denen die
Vergabe von Positionen stattfindet, bearbeitet werden. Netzkunst ist also
die Kunst des Krieges, die Kunst des Widerstandes, der Invasion und der
Abtrennung. Handlungsf=E4hige k=FCnstlerische Praktiken basieren in ihren
kriegerischen Strategien auf der Pr=E4senz von Vielheiten, Tonalit=E4t,
Kontextualit=E4t und Nicht-Ad=E4quatheit. Netzkunst baut keine Festungen od=
er
ewigw=E4hrende Institutionen, ist aber genausowenig Fastfood oder
Papiertaschentuch: Netzkunst ist das Aufblitzen eines S=E4bels, ein direkte=
r
Blick, ein ausstr=F6mendes Aroma, eine unvers=F6hnliche Umarmung.
--=20
~ octopusweb.org|