[rohrpost] G&GN-INFO: "POEM" im ZDF (aspekte 28.9.)
GanzGarNix@aol.com
GanzGarNix@aol.com
Wed, 3 Oct 2001 09:24:01 EDT
WEITERGELEITET DURCHS G&GN-INSTITUT (www.GGN.de) OHNE GARANTIE F=DCR DIE=20
KORREKTE SCHREIBWEISE DER ERW=C4HNTEN GEDICHTE SOWIE DIE SACHGERECHTE=20
DARSTELLUNG DER ZUSAMMENH=C4NGE!!! (Leider sind die meisten beteiligten Dich=
ter=20
tot und k=F6nnen sich nicht gegen Falschabdruck oder Neudeutschreform wehren=
...)
WAS WIR IM INTERNET FANDEN UNTER:=20
http://www.zdf.de/wissen/aspekte/Archiv/53787/index.html
(zuletzt ge=E4ndert am: Fr., 28. September 2001)
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aspekte - Das ZDF-Kulturmagazin (TV-Sendung vom 28. September 2001):
"Poem" - ein ganz privater Traum
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Eine Sandgrube im Brandenburgischen. 400 Nackte spielen Krieg - den Krieg de=
r=20
Geschlechter. Die Kampfeslust auf beiden Seiten kommt nur schwer in Gang: Es=
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ist k=FChl, der Sand zwickt und =FCberall lauern Kameras ... Und noch=20
verwirrender: Es geht um Poesie.
Gedreht wird an diesem gelbk=F6rnigen Ort der Film "Poem" - der ganz private=
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Traum eines gewissen, in gewissen Kreisen sehr bekannten Ralf Schmerberg. Er=
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dreht einen Streifen, den vor ihm noch niemand probiert hat: Ein Kinofilm=20
=FCber deutschsprachige Gedichte. Er glaubt, es ist Zeit f=FCr sein Werk:
"Ich rede ja vier Jahre =FCber dieses Projekt, und das interessante ist=20
eigentlich, dass ich mich an niemand erinnern kann, der mir abgeraten hat es=
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zu tun. Selbstverst=E4ndlich, wenn ich ein Gedicht kenne, und es liebe und m=
ein=20
Leben lang mit mir trage, und dann ins Kino gehe und jemand mir seine Versio=
n=20
=FCberst=FClpt, dann k=F6nnte ich nat=FCrlich erbost oder verletzt sein. Dan=
n haben=20
die Leute aber eine schwache Phantasie, wenn sie ihre eigene nicht=20
aufrechterhalten k=F6nnen."
Ralf Schmerberg geh=F6rt zu einer Generation von Filmemachern, die, wenn n=
=F6tig,=20
auch mal hergehen und schlichtweg konstatieren: "Hey, Kultur ist was Geiles!=
"
So steckt er den mittlerweile l=E4ngst der "Blechtrommel" entronnenen=20
Schauspiel-Star David Bennent in eine Ritterr=FCstung und l=E4sst ihn mitten=
in=20
Berlin Georg Trakl rezitieren: Das Morgenlied
=20
Nun schreite herab, titanischer Bursche,
Und wecke die vielgeliebte Schlummernde dir!
Schreite herab, und umg=FCrte
Mit zartlichten Bl=FCten das tr=E4umende Haupt.
Entz=FCnde den bangenden Himmel mit lodernder Fackel,
Da=DF die erblassenden Sterne tanzend ert=F6nen
Und die fliegenden Schleier der Nacht
Aufflammend vergehen,
Da=DF die zyklopischen Wolken zerstieben,
In denen der Winter, der Erde entfliehend,
Noch heulend droht mit eisigen Schauern,
Und die himmlischen Fernen sich auftun in leuchtender Reinheit.
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Schmerberg hat Bewegendes vor: Er will die vielfach gefeierte - wie auch=20
beklagte - Generation Pop zur Lyrik locken. 24 Gedichte hat er zu einem=20
Lebenszyklus vereint - und der beginnt bei ihm nicht etwa klassisch mit der=20
Geburt - sondern mit dem ersten Sex: Tom de Toys: "=DCBERSTR=D6MUNG" (siehe=20
korrektes Original unter:=20
>www.wulle.de/GGN/winfriedWandler/ueberstroemung.html<, Vorsicht: auch hier=20
bei "aspekte" findet sich nur ein unautorisierter FALSCHABDRUCK ! -=20
vergleichen Sie die formalen Details, z.B. "Gegenseitige Gegenwart" mit=20
gro=DFen Anfangsbuchstaben zur Abhebung von der Kleinschreibweise; Anm. G&GN=
)
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Jedes Gedicht, jeder der 24 Lebensabschnitte, erh=E4lt eine eigene Note: Er=20
nimmt ein Hermann Hesse Gedicht =FCber verirrte Seelen und findet dazu grote=
ske=20
Traumbilder beim ber=FChmten Sinnsucher-Spektakel "Burning Man" im=20
amerikanischen Westen. Oder: die Verse von Mascha Kal=E9ko:
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Sozusagen grundlos vergn=FCgt
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Ich freu mich, da=DF am Himmel Wolken ziehen
Und da=DF es regnet, hagelt, friert und schneit.
Ich freu mich auch zur gr=FCnen Jahreszeit,
Wenn Heckenrosen und Holunder bl=FChen.
- Da=DF Amseln fl=F6ten und da=DF Immen summen,
Da=DF M=FCcken stechen und da=DF Brummer brummen.
Da=DF rote Luftballons ins Blaue steigen.
Da=DF Spatzen schwatzen. Und da=DF Fische schweigen.
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Die Zeilen von "Sozusagen grundlos vergn=FCgt" der Dichterin Mascha Koleko=20
setzt er als Kindertheater ins Bild - mit Meret Becker, den deutschen=20
Kinozuschauern nicht zuletzt bekannt aus "Comedian Harmonists".
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Aber - warum das alles?
"Ich liebe diese Verdichtung", so Schmerberg, "diese Klarheit der Sprache,=20
was ich f=FCr mich selber entdeckt habe als etwas Reichhaltiges, was man vie=
l=20
mehr anwenden k=F6nnte im Leben. Wir leben heut in einer Zeit, wo wahnsinnig=
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viel verloren geht, was wir sp=E4ter gar nicht mehr haben werden. Ich denke,=
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dass wir am Verbl=F6den sind. Man meint, wir wissen immer mehr, aber ich hab=
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das Gef=FChl, wir wissen immer weniger."
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Direkter Blick auf das Leben
Kein Zweifel: Da spricht einer, der selbst Teil der gro=DFen Pop- und=20
Kommerz-Maschine ist - und der sich trotzdem als Rebell versteht. Und das vo=
n=20
Anfang an: Schmerberg bricht die Schule ab und bringt sich selbst das=20
Fotografieren bei. Und es dauert nicht lang, da hat er sich einen Namen als=20
Werbe- und Kunstfotograf gemacht.
Dann probiert er es mit der Filmkamera und dreht "Hommage a Noir", einen=20
hochgelobten Dokumentarfilm =FCber Schwarzafrika. Sein direkter Blick auf da=
s=20
Leben kommt an. Es folgen Videoclips f=FCr die Fantastischen Vier und andere=
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Popstars.
Mittlerweile ist Ralf Schmerberg einer der gefragtesten deutschen=20
Werbefilmer, dreht in aller Welt Werbespots f=FCr Cola und Kreditkarten,=20
Turnschuhe und eine gro=DFe Bank. Und so einer will die Lyrik retten?
"Daf=FCr hab ich nat=FCrlich im Ausgleich 12 Jahre Praxis hinter mir, wo ich=
auch=20
die M=F6glichkeit gehabt hab, Lastwagen von Geld zu verdrehen und wirklich=20
professionelle Erfahrung zu machen. Ich konnte in der ganzen Welt Leute=20
kennen lernen, und lernen von Menschen."
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Glaube an Schmerbergs Vision
Die Werbejobs im R=FCcken und die Kontakte machen sein Filmprojekt "Poem"=20
=FCberhaupt erst m=F6glich. Zahlreiche Hollywood-Kameraleute arbeiten aus al=
ter=20
Freundschaft mit. Stars wie Klaus-Maria Brandauer und Jessie Norman warten=20
auf ihren Einsatz. Trotzdem kam von der deutschen Filmf=F6rderung kein Pfenn=
ig.=20
Nur ein anglo-amerikanisches Produzententeam glaubt an Schmerbergs Vision.
Mit dabei ist Ray Cooper, der Produzent von "Brazil". Er ist begeistert vom=20
Projekt:
"Die Leute werden staunen was sie da sehen - und das im Kino, wo es sonst nu=
r=20
um Explosionen, Musik und gro=DFes Tamtam geht. Das ist ganz o.k. so, wir al=
le=20
verdienen unser Geld mit dieser Sorte von Filmen. Doch ab und an haben wir=20
die Chance, etwas zu machen, das wir tief in unserem Herzen f=FCr wichtiger=20=
und=20
bedeutsamer halten."
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Im besten Falle ein einzigartiges St=FCck
Viel Herz und Geld ist schon in "Poem" geflossen: in Massenszenen im=20
M=E4rkischen Sand und Drehs auf der halben Welt. Im besten Fall wird daraus=20=
ein=20
einzigartiges St=FCck Kino. Im schlimmsten Falle droht die Lyrik-Version von=
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Christoph Schlingensiefs Kettens=E4genmassaker - und auch das gilt heute als=
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Kunst.
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Lebenslauf von Ralf Schmerberg unter:
>http://www.galerie-herrmann.de/arts/schmer/vita.html<