[rohrpost] Fwd: Netzkultur 2.0 / Catalogue of Strategies 10.10.01

Krystian Woznicki krystian@snafu.de
Fri, 05 Oct 2001 00:16:24 +0200


VERANSTALTUNGSINFORMATION

Im letzten Jahr gab es im Frankfurter Kunstverein die Konferenz=20
"Tulipomania Dotcom", die eine Kritik zur damals noch boomenden New Economy=
=20
formulierte. Zur Buchmesse findet jetzt eine Veranstaltung statt, die auf=20
anderer Ebene an dieses Projekt anschlie=DFt:



"Netzkultur 2.0 / CATALOGUE OF STRATEGIES"

mit Petra Ilyes, Manfred Fassler, Mieke Gerritzen, Geert Lovink, Sebastian=
=20
L=FCtgert, Niels Werber


Mittwoch, 10.10.01, 21 Uhr

LM Ausstellungsraum; St=E4delshof 6 (Frankfurt/Main)


Organisation: Andreas Kallfelz  -  T/F: 069-5978859 kallfelz@altavista.de)
Co-Producer: BIS Publishers (NL), Gingko Press (HH, Ca.)
Im Anschluss: Buchmessen-Opening-Party im Lola Montez mit DJ Bodo (K=F6ln)
__________

=85  Buch-Pr=E4sentation: Catalogue of Strategies (M. Gerritzen, G. Lovink,=
 M.=20
Bruisma; NL 2001)

Das Buch dokumentiert =FCber einen Zeitraum von zehn Jahren die Grafik-,=
 Web-=20
und Fernseharbeiten von Mieke Gerritzen und ihren Mitarbeitern in der neu=20
gegr=FCndeten Firma NL-Design. Sie hat einen au=DFergew=F6hnlichen Stil=
 gepr=E4gt.=20
Worte und S=E4tze werden vielfach als Bildelemente eingesetzt, ganze Seiten=
=20
und Hefte werden gestaltet aus Text. Damit verliert der Text die Funktion=20
eines blo=DFen Kommentars, der Untermalung einer Bildbotschaft oder einer=20
distanzierten Erz=E4hlung, er wird selbst zu einem Icon, zu einem Textbild,=
=20
das einen Inhalt in eine Art Handlungsmoment umsetzt. Untrennbar sind diese=
=20
Gestaltungsmittel mit den praktischen Kontexten verbunden, in denen sie=20
sich entwickelt haben. So ist der CATALOGUE OF STRATEGIES auch so etwas wie=
=20
ein Arbeitsbuch, wo es um die Verbindung von Inhalt, Gestaltung und=20
Handlung geht und sichtbar wird, wie das Design in Kampagnen, Konferenzen=20
und anderen aktivistischen Zusammenh=E4ngen eine spezifische Funktion=
 gewinnt=20
und gleichzeitig eine eigenst=E4ndige =E4sthetische Ebene erzeugt.

=85  Lectures, Talk, Images: Netzkultur 2.0


Der Niedergang der Internet-=D6konomie und die Aufl=F6sung der digitalen=20
Utopien, die vor nicht allzu langer Zeit noch die K=F6pfe beherrschten, hat=
=20
die Weiterentwicklung der Netzkultur nicht gegenstandslos gemacht,=20
allerdings ihre Grundlage komplett ver=E4ndert. Die Zukunftsphantasien von=
=20
virtuellen K=F6rpern und digitalen Lebenswelten sind von den profanen=20
Alltagserfahrungen und den zunehmend wahrnehmbaren Problemen der realen=20
Welt l=E4ngst au=DFer Kraft gesetzt worden. Gleichzeitig gewinnt das Netz=
 als=20
Feld der Auseinandersetzung auf verschiedensten Ebenen immer gr=F6=DFere=
 Bedeutung.

Insofern ist keine Zeit f=FCr "Netzm=FCdigkeit", vielmehr geht es jetzt um=
 die=20
vermehrte Besch=E4ftigung mit dem politischen, =F6konomischen und=
 kulturellen=20
Umfeld =AD netzintern wie -extern. "Netzkultur" und "Netzkritik" bilden=20
gegen=FCber den sich etablierenden wirtschaftlichen und politischen=20
Einflu=DFsph=E4ren ein wichtiges potentielles Gegengewicht. Aber es kommt=
 auch=20
darauf an pragmatisch zu operieren und sich nicht in isolierten Enklaven um=
=20
sich selbst zu drehen. Praktisch bedeutet das, Gestaltungsm=F6glichkeiten zu=
=20
nutzen und Freir=E4ume zu sichern, in denen eine unabh=E4ngige =E4sthetische=
 und=20
inhaltliche Reflexion sich ausdr=FCcken und wirksam werden kann.

Prof. Manfred Fassler, Kommunikationswissenschaftler und Kulturanthropologe=
=20
an der Universit=E4t Frankfurt, betreut u.a. das Forschungsprojekt=20
"Cyberpoiesis", das die Sph=E4re der Netz-Designer, -K=FCnstler und=20
-Theoretiker und die "Ambivalenzen netzbasierter Kulturgestaltung" zum=20
Gegenstand hat, und ist Mitorganisator der Konferenz "Entwerfen" (Okt./Nov.=
=20
2001) zu neuen Wissensstrukturen.

Mieke Gerritzen geh=F6rt zu den einflu=DFreichsten und innovativsten Grafik-=
=20
und Webdesignern der Niederlande und realisiert ihre Arbeit in=20
unterschiedlichen interdisziplin=E4ren Kontexten. Vor kurzem gr=FCndete sie=
=20
ihre eigene Firma NL-Design. Sie ist zudem Leiterin der Design-Abteilung=20
des Sandberg-Instituts in Amsterdam und initiierte den=20
Screendesign-Wettbewerb "International Browserday", der nach Amsterdam und=
=20
New York diesen Dezember in Berlin zum f=FCnften Mal stattfindet.

Petra Ilyes, Kulturanthropologin, arbeitet z.Z. an einer umfassenden Studie=
=20
zum Einfluss der Informations- und Kommunikationstechnologie auf periphere=
=20
Gesellschaften und berichtet und zeigt Bilder von ihrer j=FCngsten=
 Feldstudie=20
im Silicon Valley 2001.

Geert Lovink, holl=E4ndischer Medientheoretiker und Netzaktivist, lebt zur=
=20
Zeit in Australien und wird die Veranstaltung moderieren. Er ist Mitglied=20
der Agentur BILWET und gr=FCndete mit Pit Schultz 1995 "nettime", eine der=
=20
einflussreichsten Mailinglisten zum Netzdiskurs. Er hat eine Reihe von=20
wichtigen Konferenzen und Netzkultur-Projekten initiiert und im Netz als=20
auch gedruckt eine Vielzahl von Texten zu kulturellen und politischen=20
Bewegungen, unabh=E4ngigen Medien und Netzkritik ver=F6ffentlicht. Zuletzt=
 war=20
er in Frankfurt mit "Tulipomania Dotcom", einer Konferenz zur "New Economy"=
=20
im Juni 2000 im Kunstverein.

Sebastian L=FCtgert betreibt seit 1998 von Berlin aus Netzportale wie=20
rolux.org und textz.com. Auf den ersten Blick erinnern diese Websites an=20
"Dienstleistungsserver", mit verschiedensten Funktionalit=E4ten=
 ausgestattet,=20
mit Bannern verziert etc. Tats=E4chlich handelt es sich hier jedoch um Tools=
=20
und Inhalte, die in n=FCtzlich-hintergr=FCndiger Weise antikommerziell sowie=
=20
autonomie- und subversionsf=F6rdernd funktionieren.

Niels Werber, Literatur- und Medienwissenschaftler an der Universit=E4t=20
Bochum untersucht u.a. das Missverh=E4ltnis zwischen HiTech-Utopien der=20
digitalen Elite und den realen gesellschaftlichen Transformationen, in die=
=20
diese eingebettet sind. Aktuelle Texte besch=E4ftigen sich mit dem=20
Technologie-Diskurse im b=FCrgerlichen Feuilleton oder dem Zusammenhang=20
zwischen "globalem Terrorismus" und "Cyberwars".