[rohrpost] Newsletter dichtung-digital Mai 2002

Roberto Simanowksi Roberto.Simanowski@dichtung-digital.de
Mon, 10 Jun 2002 10:40:16 -0400


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Vielen Dank dem Sponsor und viel Vergnügen den Lesern.
Roberto Simanowski

INHALTSUEBERSICHT:
Hypertext-Hyperpoesis-Hyperpoetics / Innis' "Kreuzwege der
Kommunikation" / Ergodic Literature / French e-poetry / Hunzikers
Projekt-Galerie / Netzliteratur und Vorgeschichte / Rötzers "Digitale
Weltentwürfe" / Negropontes "Total Digital" / Biggs "Great Wall of
China" / Biggs-Interview

INHALT:
***Hypertext/Hyperpoesis/Hyperpoetics [Englisch]
Elektronisches Schreiben ist nicht einfach die Elektronisierung des
Schreibens auf Papier, denn es hat völlig andere Voraussetzungen. Die
'Formbarkeit' des elektronischen Textes macht ihn zu einem
unkontrollierbaren Ereignis, das seinen Lesern und Autoren immer wieder
davonläuft. Loss Pequeño Glazier ist auf der Suche nach einem besseren
Verständnis web-basierter Hypertexte und fragt, ob die prominenten
Theoretiker der Hypertext-Forschung dabei von Hilfe sein können.
http://www.dichtung-digital.com/2002/05-31-Glazier.htm

***Eisenbahn, Ozean und Buch. Harold A. Innis' "Kreuzwege der
Kommunikation" [Deutsch]
Mit Büchern zur Geschichte der Kanadischen Pazifik Eisenbahn, dem
kanadischen Pelzhandel und der Kabeljaufischerei fing alles an. Seitdem
gab es eine Medienkritik der besonderen Art. Nicht das Gejammer der
Aufklärer, dass die Leserevolution eher zur Erfindung des Räuberromans
als zur Lektüre moralischer Schriften geführt hatte, auch nicht die
Unkenrufe der Kinokritiker über die Schädigung des gesunden
Volksempfindens. Diese Medienkritk war anders in doppelter Weise: Sie
schloss die Transportmedien in die Kommunikationstechnologie ein und
analysierte diese ohne moralphilosophischen Gestus. Der die Bücher
schrieb, heißt Harold A. Innis, lebte von 1894-1952, war Professor an
der Universität Toronto und Lehrer von Marshall McLuhan.
http://www.dichtung-digital.com/2002/05-29-Simanowski.htm

***Explorations of Ergodic Literature [Englisch]
Shuen-shing Lees' Artikel konzentriert sich auf zwei Aspekte, die
zunehmend Aufmerksamkeit im Kontext des elektronischen Schreibens
erfahren: 1. Die Verwandlung des Interface vom bloßen Navigationsmittel
zu einem suggestiven, metaphorisch aufgeladenen Element, 2. die
Integration von Hypermedia und Formen des Spiels in Hypertext-Szenarien.
Lees Fokus liegt u.a. auf der poetischen Wahrnehmung digitaler
Textualität.
http://www.dichtung-digital.com/2002/05-26-Lee.htm

***French e-poetry. A short/long story  [Englisch]
"1964 wurde das erste elektronische Gedicht vom frz.-kanadischen
Ingenieur Jean Baudot geschrieben... 1975 fand die erste Ausstellung
automatisch produzierter Gedichte in Brüssel statt... 1985 wurde das
Publikum auf der Ausstellung "Immatériaux" im Centre de Georges Pompidou
eingeladen, computergenerierte Gedichte zu erstellen... 1994 trafen wir
einige Mitglieder der ALAMO-Gruppe während der ersten Konferenz für
e-Literatur in Paris. Ich war überrascht von ihrer Ablehnung
computerbasierter Lyrik, als könne nichts neues mehr getan werden. Es
gab offensichtlich einen Graben zwischen Autoren, die den Computer als
reines Werkzeug ansahen, und jenen, die ihn als autonomes Medium
betrachteten." - Patrick-Henri Burgaud erzählt die Geschichte der
elektronischen Poesie in Frankreich.
http://www.dichtung-digital.com/2002/05-25-Burgaud.htm

***Esther Hunzikers Projekt-Galerie "un focus" [Deutsch]
Esther Hunzikers Projekt un focus ist eine Galerie der Experimente mit
digitaler Rhetorik. Vom Schiffsbruch, bei dem sich der Zuschauer selbst
im Boot befindet, über das hingehalten-entrissene Bild der Kämpfenden
und der Liebenden bis zu den Mouseover-Sound-Effekten, die einen nicht
in Panik versetzen sollen. Am Anfang aber steht das Palimpsest, das
nicht vergisst.
http://www.dichtung-digital.com/2002/05-10-Simanowski.htm

***Auf Spurensuche. Literatur im Netz, Netzliteratur und ihre
Vorgeschichte(n) [Deutsch]
Peter Gendolla und Jörgen Schäfer relativieren mit Blick auf Queneaus
Sonettenkombination und die Poetikmaschinen des Barock die
"medienätiologische Perspektive", die sich auf die apparativen
Dispositive konzentriert und die Tradition der klassischen Avantgarde
als Bezugsfeld rechnergestützter Literatur ausblendet. Gleichwohl erhält
die permutative Dichtung mit der digitalen Technologie freilich neue
Impulse, wobei die Textgeneratoren die klassischen
Autor-/Leserpositionen nicht mehr nur relativieren, sondern gründlich in
Frage stellen: "das Zählen mit einer Zufallszahl tritt an die Stelle des
Erzählens"
http://www.dichtung-digital.com/2002/05-08-Gendolla-Schaefer.htm

***sexy ist kurz, bunt und schnell. Florian Rötzers "Digitale
Weltentwürfe" [Deutsch]
Der Cyberspace ist der "technischen Avantgarde der Mediennutzer" was den
europamüden Auswanderern einst Amerika und was den bürgerkriegsmüden
Amerikanern einst der Wilde Westen war: Fluchtpunkt der Sehnsucht, Ort
verschiedenster Utopien. Aber dieses Eldorado ist nicht mehr, was es
kaum war: Die Anarchie weicht der Ordnung der Portale, die viel
beschworene Interaktion führt nicht zur Befreiung des Lesers/Zuschauers,
die Utopie der Demokratie im Cyberspace erweist sich als Rückzug des
Individuums aus der Öffentlichkeit...
http://www.dichtung-digital.com/2002/05-08-Simanowski.htm

***Die Visionen über das 21. Jahrhundert in Nicholas Negropontes "Total
Digital"  [Deutsch]
In der Welt der Atome gibt es Bücher, CDs, Videokassetten, Zeitungen -
Dinge, die man anfassen kann, die ein Gewicht haben, manchmal
zurückgebracht und fast immer bezahlt werden müssen. In der Welt der
Bits sind die Produkte körperlos, manipulierbar, transformierbar,
intelligent und auf den konkreten Kunden zugeschnitten. Wie die Zukunft
aussehen wird, erklärt der Prophet der 'digitalen Revolution' Niklas
Negropontes.
http://www.dichtung-digital.com/2002/05-07-Simanowski.htm 

***Mauerbau und Babelturm in Simon Biggs' "Great Wall of China"
[Deutsch]
Die Wörter aus Kafkas unvollendeter Erzählung "Beim Bau der Chinesischen
Mauer" bilden die Database, aus der Biggs Text-Maschine syntaktisch
richtige und semantisch unsinnige Sätze erzeugt. Der User ist darin
verwickelt, denn nur sein Input stößt die Maschine an. Aber was soll man
damit? Zum Beispiel den Spuren nachgehen, die Kafka und Biggs gelegt
haben: Der Bote, dessen Message nie ankommt, dessen Ausbleiben aber
allgemein bekannt ist. Der Babeltum, der dem Mauerbau folgen sollte. Der
unendliche Signifikationsprozess, die Lektüre als autobiographischer Akt
und die Rückkehr der Gesellschaft ins Subjekt...
http:// www.dichtung-digital.com/2002/04-20-Simanowski.htm

***Technology, Aura, and the Self in New Media Art. Interview with Simon
Biggs [Englisch]
Biggs' Arbeit konzentriert sich auf interaktive Installation, Animation,
CD-Rom und Internet. Er publizierte zudem zahlreiche Essays über
Media-Art. Unter seinen digitalenKunstwerken befinden sich "The Great
Wall of China", "Mozaic" und "Babel". Roberto Simanowski sprach mit ihm
über new media art, über technologische Konzepte, über die 'Falle der
Interaktivität', Aura und symbolisches Kapital in Kunstwerken, die
Signatur der Autors in "The Great Wall of China" und über die Illusionen
des Selbst in "Babel."
http://www.dichtung-digital.com/2002/04-20-Biggs.htm

IN JULIAUSGABE:
- Mike Sandbothe: Pragmatische Medienphilsophie. Interview
- Roberto Simanowski: Hypertext. Merkmale, Forschung, Poetik
- Roberto Simanowski: McLuhans "Magische Kanäle"
- Beiträge der Konferenz "SchnittStellen" der Medienwissenschaften Basel
- Beiträge des Symposiums "Modemfieber" in Romainmôtier

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Herausgeber: Roberto Simanowski