[rohrpost] BPjS: Keine Indizierung von "Counterstrike"

Peter C. Krell designs@suct.com
Thu, 16 May 2002 11:23:58 -0400


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Soeben eingetroffen:

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Bonn, 16.05.02 / 16:01 gamesmarkt.de =

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BPjS: Keine Indizierung von "Counterstrike" =


Die Bundespr=FCfstelle f=FCr jugendgef=E4hrdende Schriften (BPjS) hat den =
nach den Ereignissen in Erfurt stark in die Kritik geratenen Spieletitel "=
Counterstrike" nicht indiziert. Zwar stellte die BPjS in ihrer Begr=FCndun=
g fest, dass zahlreiche Elemente f=FCr eine Indizierung sprechen w=FCrden.=
 Insgesamt h=E4tten aber Argumente wie etwa die strategische Vorgehensweis=
e, die Spielergemeinschaft und die Kommunikation unter den Spielern =FCber=
wogen. In einer Pressekonferenz erkl=E4rte die BPjS-Vorsitzende Elke Monss=
en-Engberding, dass das Gremium in ihrer Entscheidung unsicher gewesen sei=
. Sie selbst habe allerdings bereits im Vorfeld des heutigen Tages gegen e=
ine Indizierung tendiert.  =



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Die USK zur "Gewaltdiskussion" =


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Seit den schrecklichen Ereignissen in Erfurt haben sich zahlreiche Vertret=
er der Branche und auch branchenfremde Stimmen mehr oder weniger fundiert =
an der Diskussion =FCber Gewalt in den Medien beteiligt. Nur die Unterhalt=
ungssoftware Selbstkontrolle (USK) hielt sich mit einem Statement bisher a=
uff=E4llig zur=FCck. Immerhin ist sie f=FCr die Erteilung von Altersempfeh=
lungen f=FCr Computer- und Videospiele in Deutschland zust=E4ndig. Nun hat=
 sich Dr. Klaus-Peter Gerstenberger, Leiter der USK, zu Wort gemeldet. =

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Der Artikel im Wortlaut:

Die Fernsehgeneration entl=E4=DFt ihre Kinder

Die Diskussion um Erfurt offenbarte vor allem eines: Sprachlosigkeit zwisc=
hen zwei Mediengenerationen. Und auch nach Erfurt fehlt weithin die =DCber=
setzungsarbeit.

Eine Woche nach dem Massenmord von Erfurt waren die Medien zerstritten. De=
r Gewaltverdacht wurde von den alten zu den neuen Medien durchgereicht mit=
 dem Argument "Kein runder Tisch mit Schmuddelkindern". "Einige Fernsehmac=
her" wollten mit "solchen Verbrechern" nicht an einem Tisch zusammenkommen=
 (Spiegel-Online am 3.5.02.). Microsoft, Nintendo und Sony waren irgendwie=
 auch gemeint.

Dass empfangene und interaktive Kultur bis heute in Deutschland eher in Ko=
nkurrenz leben, muss nicht verwundern. 30 Jahre nach "Pong" gilt die F=E4h=
igkeit, sich mit 35 Partnern aus aller Welt an einer Partie Counterstrike =
zu beteiligen hier zulande noch immer weit weniger als die Kultur des Couc=
h-Potatoe. Dabei sollte ein Land, dass =FCber schlechte Noten aus Pisa kla=
gt, die F=E4higkeit hoch sch=E4tzen, 800 verschiedene Rechner in f=FCnf St=
unden zum funktionsf=E4higen Netzwerk zu verbinden. Wie lange w=FCrde die =
Bundeswehr brauchen, um das gleiche Ergebnis zu erreichen.

Spielspa=DF lie=DFe sich kaum vermitteln, wenn Fu=DFball im Fernsehen alle=
in aus der Sicht des Beins von Michael Ballack abgelichtet w=FCrde. So vie=
l Aufwand schien aber ausreichend, wenn dem erstaunten Fernsehpublikum in =
den letzten Tagen eine LAN-Party erkl=E4rt wurde. In diesem Land wird eine=
 Inder-statt-Kinder-Debatte gef=FChrt, zugleich werden die Kinder der neue=
n Medien als Killertypen im Dauertraining vorgef=FChrt. Wenn die Kinder de=
r "M=F6rderspiele" denn =FCberhaupt zu Wort kamen, bemerkten die verwunder=
t und fast beil=E4ufig, ganz gut zu wissen, dass im Kasper eine Hand steck=
t.

Die Fernsehgeneration entl=E4sst ihre Kinder, auf LAN-Partys, in deren Umf=
eld Hooligans nicht vorkommen. Und doch ist die neue Jugendkultur angstbes=
etzt, zumindest aus der Sicht vieler Fernsehsessel in Chefetagen und Wohnz=
immern. Derweil hat sich eine neue Generation in der Freizeit selbst alpha=
betisiert, von Gutenberg zu Bushnell, oft unbemerkt von Familie und Schule=
, oder gar gegen deren Widerstand. Solange Computer eher Quoten bringen, w=
enn sie als Waffe vorgef=FChrt werden, wird sich daran wenig =E4ndern. Man=
 stelle sich umgekehrt vor, was das Programm "Computer in die Schulen" ohn=
e diese Selbstlerner bis heute bewirkt h=E4tte.

In der Diskussion nach Erfurt ging es um Kulturtechnologien, die f=FCr Glo=
balisierung und Informationsgesellschaft stehen: Internet, LAN - und eben =
auch internationale Team- und Strategiespiele wie Counterstrike. Den Vertr=
etern der gestandenen Medien war entgangen, dass sie sich nicht mit Randgr=
uppen, sondern mit einer neuen Mediengeneration insgesamt anlegten. Die ha=
t die vermeintliche Ursachenforschung nach Erfurt vor allem als Angriff au=
f sich selbst erlebt. Counterstrike ist das Schachspiel dieser Generation.=
 Gymnasiasten, Studenten, IT-Spezialisten spielen es, 500.000 in Deutschla=
nd. =DCber 2.500 E-Mail veranlassten die FAS sich an die "lieben User" zu =
wenden, die das Spiel nicht erkannten, das die Zeitung zwei Tage nach Erfu=
rt als "Counterstrike" und "Software f=FCr das Massaker" pr=E4sentierte.

Gelassenheit kam in den letzten Tagen vor allem aus der Gruppe der Counter=
striker selbst: Der Teilnehmer einer LAN-Party in Stralsund w=FCnschte sic=
h einfach "Toleranz gegen=FCber Randgruppen, wie zum Beispiel Jugendliche =
oder Ausl=E4nder". ("Ihr kennt uns nicht", Berliner Zeitung v. 8./9.5., S.=
 3)

K.-Peter Gerstenberger (47 Jahre; der Autor ist Leiter der USK, die seit a=
cht Jahren die Alterskennzeichen f=FCr Computerspiele vergibt) =

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Quelle: GamesMarkt.de  =


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Viele Gruesse
Peter C. Krell



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