[rohrpost] Neuorientierung für die Netzwerk-Demokratie
Martin Wassermair
wassermair@t0.or.at
Fri, 04 Oct 2002 20:17:02 +0200
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> MITTEILUNG
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| Public Netbase Media~Space!
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| 04.10.2002
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> Strategiekonferenz DARK MARKETS
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> Das Ende des naiven Utopismus markiert den Beginn
> einer Neuorientierung für die Netzwerk-Demokratie
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"Von den utopischen Hoffnungen, die noch vor einigen Jahren an das
Internet geknüpft wurden, ist wenig geblieben. Angesichts der
Dotcom-Krise und einer zunehmenden Überwachungspolitik hat sich weltweit
Pessimismus breit gemacht."
Eine ernüchternde Erkenntnis stand zu Beginn der zweitägigen Konferenz
"Dark Markets", einer Veranstaltung der Netzkultur-Institution Public
Netbase in den Räumen des Architekturzentrums Wien. Freitag abend ging
die zweitägige Konferenz zu "Infopolitik, Elektronische Medien und die
Krise der Demokratie" zu Ende, zu der Gäste aus ganz Europa angereist
waren, um mit einer hochrangigen Runde von internationalen Experten,
Wissenschaftern und Polit-Aktivisten die notwendigen Strategien zu
diskutieren.
Die ehemalige Wired-Journalistin Paulina Borsook (US) verglich in ihrem
Eröffnungsvortrag die Gegenwart mit dem Ende der byzantinischen Ära.
Microsoft-Programme spielten heute die Rolle des Christentums um 550:
eine "brutale, staatlich verordnete Religion, die die Menschen an ihre
Tätigkeiten und Orte fesselte, so dass sich niemals etwas ändern
konnte". Auch die andere Sprechern teilten diese düstere
Gegenwartsdiagnose.
Geert Lovink (NL/AUS), Mitautor des Konferenzkonzepts und Vordenker der
kritischen Netzkultur, präsentierte sein Buch "Dark Fiber" und stellte
mit Florian Schneider (D) das Thema "Digital Commons" in den
Mittelpunkt. Das Vorrücken strenger Copyright-Bestimmungen legt viele
der innovativen Möglichkeiten des Internet lahm, so Lovink: "Der kurze
Sommer des Internet ist vorbei". Internet-Demokratie sei dennoch möglich
und ausbaufähig.
Für den italienischen Theoretiker und Polit-Aktivisten Franco Berardi
"Bifo" befinden sich die neuen Eliten der New Economy nach dem Crash in
einer "Depressionsphase", die mit kriegerischen Mitteln behandelt wird:
"Der Krieg ist das Amphetamin, das sie in ihre Venen injizieren, um
nicht in ihren inneren Abgrund blicken zu müssen."
Die belgische Theoretikerin Chantal Mouffe sieht in der Gegenwart ein
"postpolitisches Zeitalter" heraufdämmern, in der traditionelle
demokratische Institutionen zunehmend abgelehnt werden. In ihrem
Ideal-Modell einer "agonistischen Demokratie" spielen auch die Neuen
Medien eine wichtige Rolle.
"Die Krise", so fasste Public Netbase-Leiter Konrad Becker zum Abschluss
den Tenor der Konferenz zusammen, "markiere das Ende eines naiven
Utopismus und den Beginn einer Neuorientierung, welche in ihrem
Eintreten für freie Kommunikation bereits auf eine solide Basis von
Netzkultur-Erfahrung bauen kann."
Aktuelle Statements der Vortragenden:
http://darkmarkets.t0.or.at/downloads/darkmarkets_statements.rtf
Presseinfo:
http://darkmarkets.t0.or.at/downloads/darkmarkets_info2.rtf
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