[rohrpost] Niedergang von "Telepolis"
g i s e l a m u e l l e r
gisela at inbeta.de
Mon Aug 25 15:28:48 CEST 2003
>Dass ausgerechnet die Medienschaffenden selbst dazu gehören, dürfte
>wenigstens in Deutschland damit zu tun haben, dass für die das
>Überleben in den letzten Jahren deutlich schwerer geworden ist. Ich
>selbst habe keine Zeit, unbezahlt Weblogs zu führen oder mich
>ununterbrochen auf Mailinglisten zu äußern, ich muss einfach Geld
>verdienen, und das ist z.Z. nicht leicht, wenn man auf solche Themen
>wie ich spezialisiert ist. (Auch bei diesem Posting läuft sozusagen
>der Gebührenzähler mit. Eigentlich sollte ich ganz was anderes
>schreiben, aber ich bin noch in einer
>Post-Urlaub-Arbeitsverweigerungstimmung.) An längere Texte ohne
>Bezahlung ist schlichtweg nicht zu denken.
ja, so lassen wir uns systematisch das freie zwecklose denken
austreiben und beugen uns mitlaufend den sachzwängen. das ist sehr
traurig. nur wird bald auch niemand mehr darüber zu weinen wissen,
weil wir einfach alle geld verdienen müssen, was nicht leicht ist
z.zt., fuer niemanden, der/die auf irgendetwas anderes
_spezialisiert_ ist als auf geld verdienen. und bald wird auch
niemand mehr auch nur für ein paar minuten in
post-leben-verweigerungsstimmung sein, um wenigstens ein paar
unbezahlte gedanken an irgendwelche scheinbar völlig unmögliche
gewordenen alternativen ZU ALL DEM auch nur zu denken; geschweige
denn sie auch laut zu sagen oder öffentlich zu schreiben. das ist,
wie gesagt, alles sehr traurig, und ich erlaube mir hiermit die
vergangenen schreibminuten absoluten luxus, so lange ich nicht
vergessen habe, wie das überhaupt geht.
gruss gisela