[rohrpost] SCO vs. GPL
Florian Cramer
cantsin at zedat.fu-berlin.de
Don Aug 28 18:42:27 CEST 2003
Ich hatte an Alvar privat ebenfalls mit dem Hinweis auf Debian
geantwortet, das nicht nur einfache Installationsroutinen und
Init-Skripte bietet, sondern _immer_ _alle_ systemweiten
Konfigurationsdateien in /etc und alle nicht-manpage-Dokumentation in
/usr/share/doc ablegt.
Über technische Interna hinaus ist diese Debatte insofern interessant,
als sich an ihr zeigt, daß der Begriff "Linux" viel zu schwammig
gebraucht wird. Linux ist kein Betriebssystem, sondern ein Kernel; Linux
und GNU bilden abstrakt/generisch das Basis-Betriebssystem (so etwa, wie "DOS"
generisch für ein Basis-Betriebssystem steht, dessen Implementationen
MS DOS, IBM PC-DOS, DR-DOS, PTS-DOS, FreeDOS usw. heißen), von einem
konkreten Betriebssystem kann man erst sprechen, wenn spezifisch "Debian
GNU/Linux", "RedHat Linux", "SuSE Linux" gemeint ist. In der BSD-Welt
ist die Terminologie klarer, weil es üblich ist, z.B. von FreeBSD und
NetBSD als zwei verschiedenen Betriebssystemen zu sprechen anstatt, wie
in der GNU/Linux-Welt, von zwei "Distributionen" eines
"Betriebssystems". Eine Aussage, "BSD ist ein Frickelsystem" wäre
offensichtlich unsinnig bzw. unverständlich. Und was Alvar beklagt, sind
allein spezifische Mängel des Betriebssystems RedHat Linux (wie ich
schon vermutet hatte und sein späteres Posting bestätigte).
Genau diese terminologische Unpräzision macht sich SCO taktisch zu
Nutze, wenn es einen Kreuzzug gegen "Linux" führt, in dem es vorgeblich
nur um vertragsrechtliche Streitigkeiten um den Kernel Linux geht, dann
aber wieder um Freie Software insgesamt, die GPL etc., weil dies ja
alles "Linux" ist.
-F
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