[rohrpost] transmediale.04 Conference - Fly Utopia!

Andreas Broeckmann abroeck at transmediale.de
Son Dez 28 17:53:04 CET 2003


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Newsletter vom 16.12.2003

transmediale.04
Fly Utopia!

Weitere Programminformationen in den naechsten Tagen unter
http://www.transmediale.de

Konferenzen 31.1.-2.2.2004
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1. transmediale.04 - Fly Utopia!
2. Key Note: Antonio Negri
3. Konferenz: Migrating Hope
4. Konferenz: Open Bodies, Mobile Bodies
5. Konferenz: Information Society in India
6. Konferenz: Social Fiction
7. Konferenz: Exodus
8. Konferenz: MobiloTopia
9. Konferenz: Designing Utopia

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1. transmediale.04 - Konferenz
In Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale fuer politische Bildung

transmediale.04 – Fly Utopia! untersucht das Potential utopischer 
Ideen in einer
Zeit, die sich mit den Ueberresten unzaehliger sozialer und technologischer
Utopien des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen muss und gleichzeitig an dem
Unvermoegen leidet, ueber die Grenzen der heutigen kulturellen und politischen
Krise hinaus zu denken. Die zweitaegige Konferenz widmet sich aktuellen Utopien
in Bereichen wie Kunst, Design, Architektur, politische Philosophie,
Biotechnologie und mobile Kommunikation. Es werden historische und
zeitgenoessische Projekte aus Kunst und Kultur vorgestellt und die Fallstricke
utopischer Traeumereien und Versprechungen kritisch analysiert.

Alle Konferenzen finden im Haus der Kulturen der Welt (HKW) statt
John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin, http://www.hkw.de
Simultanuebersetzung Englisch-Deutsch.
Eintritt jeweils EUR 5, ermaessigt EUR 4

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1. Keynote: Antonio Negri

Utopien koennen heute auf zweierlei entgegen gesetzte Weise verstanden werden.
Auf der einen Seite stehen die positiven Utopien, die Vorstellungen und
Entwuerfe einer besseren Welt, in der Arbeit, Reichtum und Glueck in
gleichmaessiger Weise verteilt sind. Solche Utopien behaupten meist ein Aussen,
eine Jenseitigkeit des Gluecks. Gegen eine solche 'transzendente Utopie' hat
Negri eingewendet, dass Empire, jene Form der Herrschaft, die in einer
globalisierten Welt keinen zentralen Ort hat, die also selber Nicht-Ort,
U-Topos ist. Der Ort dieser Herrschaft ist diesseitig, und deshalb sind auch
die Alternativen zu dieser Herrschaft nicht jenseitig, sondern immanent und
diesseitig. Die 'Multitude', die 'Vielheit', ist das handelnde Subjekt dieser
'diesseitigen Utopie'. In seinem Vortrag diskutiert Negri den Begriff der
Utopie und entwickelt Perspektiven fuer eine Realisierung der utopischen
Potenziale unserer Wirklichkeit.

Samstag 31.1. 20.00-22.00 Uhr
Keynote
Antonio Negri (IT)
Moderation: Thomas Atzert (D)

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2. Konferenz: Migrating Hope

Die Faehigkeit, Hoffnungen in seinen Buergern zu wecken, hat es dem
Nationalstaat ermoeglich, trotz massiver sozialer Ungleichheit die
Rahmenbedingungen der kapitalistischen Akkumulation aufrecht zu erhalten. Bis
vor kurzem hing darueber hinaus die Moeglichkeit grosser Gruppen von Migranten,
sich in den westlichen Gesellschaften nieder zu lassen, von einem westlichen
'Ueberschuss an Hoffnung' ab. Heute dagegen wird klar, dass der Westen zwar
einen Ueberschuss an vielerlei Dingen produziert, nicht aber an Hoffnung.

In seinem Vortrag untersucht Ghassan Hage das Verhaeltnis von Utopie und
Hoffnung und fragt, inwiefern Utopien sowohl emanzipierende und befreiende als
auch einschraenkende Kraefte freisetzen koennen. Anhand seiner Arbeiten zum
Verhaeltnis von physischer und symbolischer Mobilitaet, beschreibt Hage die
Utopie als eine 'Fortbewegungsart', die durch Geschwindigkeit, Intensitaet und
ihre Beziehung zu Risiko und Vertrauen bestimmt wird. Gibt es eine Ethik des
Utopischen? kann man einer solchen 'Fluchtlinie' folgen, wenn andere anderswo
unterdrueckt werden? Eine zentrale Frage die er stellt ist, ob die Menschen in
der Ersten Welt positive, ermoeglichende Utopien schaffen koennen, ohne diese
mit den weiter existierenden kolonialen Lebensbedingungen in der Dritten Welt
zu verknuepfen.

Als Einfuehrung spricht der Medientheoretiker Geert Lovink ueber die utopischen
Aspekte einer unabhaengigen Medienpraxis, die zugleich das Gebiet kreativer
Praxis erweitert, und kuenstlerische und aktivistische Anwendungsweisen alter
und neuer Medien miteinander verbindet.

Sonntag 1.2. 12.00-14.00 Uhr
Migrating Hope
Ghassan Hage (RL/AU)
Moderation/Einfuehrung: Geert Lovink (NL)

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4. Konferenz: Open Bodies, Mobile Bodies

Der menschliche Koerper ist nicht ein vorrangiges Schlachtfeld gegenwaertiger
Machtpolitik, sondern auch der Gegenstand zahlreicher utopischer
Versprechungen. Der alte, modernistische Traum vom 'neuen Menschen' mit
verlaengerter Lebenszeit, ergonomisch optimiert fuer industrielle
Produktionsformen, den Ordnungen von Disziplin und Kontrolle froehlich
unterworfen, und flexibel angepasst an die Migrationsbeduerfnisse des
Arbeitsmarktes, dieser Traum lebt fort in den heutigen Szenarien fuer
bio-technologische Verbesserungen, Organhandel, geplant und erzwungene
Migration, Geburtenkontrolle, usw. Koerper werden geoeffnet und umherbewegt,
sie sind der Ort einer postmodernen Utopie, die sich in unserem eigenen Fleisch
und Blut eingenistet hat. Wieder einmal versprechen die Wissenschaften
Erloesung von unserem irdischen Schicksal. Und wieder einmal entwickeln
Kuenstlerinnen und Kuenstler ihre eigenen Versionen dieser
Erloesungsgeschichte.

Sonntag 1.2. 14.30-16.30 Uhr
Open Bodies, Mobile Bodies
Fiona Raby (UK)
Irina Aristarkhova (RU/SG)
Judith Revel (IT/FR)

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5. Konferenz: Information Society in India

Ravi Sundaram behandelt den neuen Diskurs eine Informationsgesellschaft unter
den indischen Gesellschaftseliten, die sich bemuehen, Teil einer Weltwirtschaft
zu werden, welche voller Widersprueche steckt mit all ihrer Rhetorik ueber
geistiges Eigentum, nationale Sicherheit, Ueberwachung und einem hohen Grad an
sozialer Gewalt. Sundaram vergleicht dieses Szenario mit frueheren, aehnlichen
Versuchen suedasiatischer Eliten, ob im Entwicklungsglauben der 1950er Jahre,
oder im englischen Kolonialismus des 19. Jahrhunderts. Wie anderswo kaempfen
Kunst und Kultur darum, in diesem Spiel, das sich vor allem in den neuen,
fragmentierten urbanen Raeumen abspielt, mehr als nur eine zweitrangige Rolle
zu spielen.

Sonntag 1.2. 17.00-19.00 Uhr
New Utopias and Old Developmentalist Ruins: Information Society in India
Ravi Sundaram (IN)

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6. Konferenz: Social Fiction

Seit Platos Staat und Thomas Morus' Utopia sind viele Utopien entworfen worden,
in denen Gesellschaften oder Gemeinschaften sich selbst auf rationale, freie,
aufgeklaerte, friedliche und oekonomisch effiziente Weise organisieren. Utopia
ist eine soziale Fiktion, mehr oder weniger realistisch, mehr oder weniger
imaginaer. In der Science Fiction-Literatur wie auch im gesellschaftlichen
Aktivismus sind immer wieder Versuche bemacht worden durch zu spielen was
geschieht, wenn utopische Konzepte in die Praxis umgesetzt werden.

Das Panel verbindet eine fiktionale Beschreibung des Kapitalismus und die
Geschichte der historischen Konstruktion einer globalen Gemeinschaft mit einem
aktuellen Projekt, in dem die nationalen und biopolitischen Grenzen in der
Heterotopie des Meeres ueberschritten werden.

Montag 2.2. 12.00-14.00 Uhr
Social Fictions
Leo Findeisen (D/AT)
Rebecca Gomperts / Women on Waves (NL)
Christoph Spehr (D)

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7. Konferenz: Exodus

In vielen Faellen ist die Sehnsucht nach der Utopie mit der Flucht 
aus einer als
unertraeglich empfundenen Wirklichkeit verbunden. Sich ab zu wenden von der
Wirklichkeit und ihre Regeln zu ignorieren sind Strategien des Widerstands, die
man entweder als fatalistisch oder als affirmativ verstehen kann. Im biblischen
Exodus verliess ein ganzen Volk das Land seiner Versklavung. Als
zeitgenoessische Formen des Exodus kann man sich den individuellen Rueckzug auf
eine einsame Insel vorstellen, oder auch das Verschwinden in den virtuellen
Welten der Computerspiele. Und dann ist da noch die alljaehrliche kollektive
Performance des Karneval, oder das zeitlich begrenzte Treffen im
Wuesten-U-Topos des Burning Man Festival. Wie auch die Ablehnung moderner
Regierungsordnungen durch die eine Evakuierung der Orte, an denen deren Macht
ausgeuebt wird - und zwar durch ein kreatives Umschreiben der Regeln, nach
denen wir leben und arbeiten.

Franco Berardi, genannt  Bifo, sieht das Thema des Exodus aus der Perspektive
eines Medientheoretikers und –aktivisten,  der gegen "Gedankenmonopole"
kaempft. Als Radio- und Internet-Macher sucht er nach Moeglichkeiten, Alte und
Neue Medien in den Kampf einzubeziehen. Nicht zuletzt moechte er utopische
Raeume - on Air und im Cyberspace - fuer Kunst- und Kulturinitiativen
eroeffnen.
Erik Davis nahm 1994 zum ersten Mal am Burning Man  Festival teil, das
jaehrliche Treffen von Kuenstlern, Hedonisten, Freidenken und Digital-Freaks in
Nevada, wo im Laufe einer Woche eine Nomaden-Stadt auf- und wieder abgebaut
wird. Er schreibt ueber das Festival seit 1995, zuletzt die Untersuchung "The
Cults of Burning Man".

Montag 2.2. 14.30-16.30 Uhr
Exodus
Franco Berardi 'Bifo' (IT)
Erik Davis (US)

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8. Konferenz: MobiloTopia

Neben der Biotechnologie ist die Mobilkommunikation heute diejenige 
Technologie,
die die groessten utopischen Hoffnungen entfacht. Mobiltelefone, UMTS, Wireless
Netze, Satelliten und selbst das gute alte Radio sind die Objekte der Begierde
einer Medien erfahrenen Klasse, die an der Vorstellung festhaelt, dass neue
Medientechnologien Geld einbringen koennen und dazu auch noch die
demokratischen Potenziale einer globalisierten Welt erhoehen kann - ob fuer
Smart Mobs oder fuer die Anti-WTO-Demonstranten. Als Antwort hierauf erkunden
Kuenstler das sich entwickelnde Feld der ''lokativen Medien' ('locative
media'), bei denen die Mobilitaet des Geraets verbunden ist mit der Tatsache,
dass der Nutzer lokalisiert und ueberall aufgespuert werden kann.
'MobiloTopia', der utopische Ort mobiler Kommunikation, ist ueberfuellt mit
lokativen Medien, den elektronischen Armbaendern der immateriellen Klasse. Kann
dieses System gegen sich selbst gewendet werden, und koennen die uebermaessig
sauberen, ueberwachten und hypermediatisierten Orte der disneyifizierten Stadt
kontaminiert werden mit digitalem Graffiti?
In Kooperation mit dem Locative Media Lab <www.locative.org> und Futuresonic'04
<www.futuresonic.com>.

Montag 2.2. 17.00-19.00 Uhr
MobiloTopia
Marc Tuters (CDN)
Drew Hemment (UK)
Ben Russell (UK)
Jason Harlan (US) (tbc)
Moderation: Armin Medosch (UK/AT)

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9. Konferenz: Designing Utopia

Utopische Ideen sind oftmals als Architektur und Design entworfen und 
realisiert
worden. Anstatt sich die Utopie als transzendenten Ort vor zu stellen, haben
Techniker, Architekten und Gestalter versucht, die Utopien im Hier und Jetzt zu
erschaffen, zum Beispiel indem sie die Grenzen zwischen Architektur und
Imagination in Filmen verwischen, oder durch das Erfinden von Gegenstaenden,
die nur in den simulierten Realitaeten der Computerspiele existieren koennen.
Obwohl die Ergebnisse oft weitaus weniger spektakulaer sind als versprochen,
bleibt die Hoffnung auf eine Veraenderung und Verbesserung der Welt
ungebrochene Triebfeder zahlreicher kreativer Geister.

Montag 2.2. 20.00-22.00 Uhr
Alien Things In Familiar Places - Designing Utopia
John Thackara (NL)
Norman Klein (USA)

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transmediale.04
Fly Utopia!
international media art festival berlin
http://www.transmediale.de
info at transmediale.de
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