[rohrpost] OT: Kanon der 35 Filme

Jan Ulrich Hasecke janulrich.hasecke at web.de
Mon Jul 21 15:43:54 CEST 2003


Florian Cramer <cantsin at zedat.fu-berlin.de> writes:

> Hinzu kommt, und damit sind wir wieder on-topic in der rohrpost, daß der
> 35mm-Kinofilm eine Technik bzw. ein Medium ist, dessen Untergang naht.
> Daß mit der Photochemie auch die tradierte Erzählsprache des Kinofilms
> verschwindet, zeigt sich in den ersten Applikationen digitaler
> Videotechnik sowohl von "unten", als auch von "oben", d.h. einerseits im
> No/Low Budget-Film, der zunehmend auf DV gedreht wird (und die
> Dogma-Filmen als Avantgarde hat), andererseits von Big
> Budget-Blockbustern wie "Star Wars", dessen letzte Folge komplett
> digital gedreht (und z.B.  im Berliner Zoo-Palast mit einem
> Hochleistungs-Beamer digital projiziert) wurde. 

Ich fühle mich immer ein wenig unwohl, wenn man die Entwicklung der
Filmsprache allzu sehr als Technikgeschichte formuliert. Nicht die
Videotechnik hat die Musikvideo-Ästhetik hervorgebracht, sondern
MTV. Und dass Star Wars in einer Kontinuität von Computerspielen
steht, ist für mich eher ein Indiz für konvergente Marktstrategien als
für medienimmanente Tendenzen. 

Immerhin sind Medien keine eindimensionalen Werkzeuge wie die Keule
oder der Marschflugkörper, die ihre Bestimmung im Zuschlagen finden. 

Wir haben jedoch seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Utopie
nicht nur eine eindimensionale Welt, sondern sogar eine Welt, die ihre
Spiegel verloren hat und daher blindlings und unreflektiert auf einem
Gleis dahinrauscht.

Ciao!
juh

-- 
Kofi kann wirklich stolz sein, Deutscher zu sein
http://www.sudelbuch.de/2001/20010323.html