[rohrpost] wieviele sind's mehr?
g i s e l a m u e l l e r
gisela at inbeta.de
Fre Okt 3 12:45:23 CEST 2003
mkazz at t-online.de (Matthias Weiß) schrieb:
>Desweiteren möchte ich konstatieren, dass dieses
>sab-sascha-signi-Listendings in meiner Sicht nichts weiter war, als
>eine telematische Bestätigung Pavlovscher Experimente. Jeder hat
>weitgehend so reagiert, wie es zu erwarten war. Und _jeder_ der
>Teilnehmer ist schön konditioniert worden (ich schließe mich hiermit
>in aller Deutlichkeit ein).
ja. jedE auch! die jungs spielen krieg, die maedels bleiben still und
schauen zu. danach analysieren die ersteren, die letzteren krempeln
die aermel hoch, um auf dem kaputten etwas aufzubauen:
"Marian Bichler" <marian_bichler at magicvillage.de> schrieb:
> Es wäre doch sinnvoll, aus der Aktion der letzten Tage produktive
>Schlüsse zu ziehen.
ich lese gerade imre kertesz. ausserdem passt das jetzt auch gut zum
heutigen feier(?)tag. auch wenn solche _rueckschluesse_ auf unsere
eigene geschichte immmer sehr heikel sind. aber bei der lektuere von
kertesz begreife ich mit erschreckender klarheit, wie wirksam und
lebendig die mechanismen auch heute noch sind, die so etwas wie
auschwitz haben entstehen lassen. eine gesunde verarbeitung dessen
hat nie stattgefunden, und wir, die enkel schauen bequemerweise auch
lieber weg als hin. was hat das noch mit uns zu tun?
es hat sehr wohl, denke ich, es zieht sich bis in unsere beziehungen
(oder beziehungsunfaehigkeiten; beziehung im weitesten sinn), es
kennzeichent die art, wie wir konflikte austragen (oder eben nicht
austragen bis aufs blut), es schuert unseren zorn und die wut auf
das, was wir beim anderen angreifen, ohne zu verstehen, dass es unser
eigenes ist; gerade weil es unser eigenes ist koennen wir es beim
anderen ja so deutlich erkennen und mit dem finger darauf zeigen. die
trolls und schwachsinnigen sind das, was uns aus dem spiegel
anglotzt, wenn wir genauer hinsehen. das macht aggressiv.
(ich sag jetzt mal ganz verallgemeinernd 'wir' und 'uns', ohne genau
zu wissen, wer ihr gelisteten eigentlich seid.)
als hoffnungslose optimistin glaube ich jedoch, dass wir das
potential haetten, anders in der welt zu sein, anders auch unsere
konflikte auszutragen, anders hinzugucken auf das, was uns scheinbar
wie pavlovsche hunde reagieren laesst. das medium internet hat da
eine utopie wieder in erinnerung gerufen (und auch wieder in frage
gestellt ... - aber das ist ein anderes thema). was mich jedoch
interessieren wuerde, denn darauf habe ich noch keine antwort
gefunden: vergleiche sind immer schnell zur hand, das aehnliche und
gleiche ist das, was einem zuerst ins auge springt (dito auch mir).
interessanter und fruchtbarer waere aber meiner meinung nach, zu
analysieren, wo die unterschiede liegen. hat sich tatsaechlich etwas
geandert? was unterscheidet z.b. die auseinandersetzung, die hier
gerade auf der liste gefuehrt wird von den unzaheligen
auseinandersetzungen, die andere und wir selbst schon auf die immer
gleiche weise vorher gefuehrt haben? ... diffamierungen,
schuldzuschreibungen, drauf schlagen, ausschliessmechanismen,
schweigen ....
meine frage richtet sich auch an sab + co. - wo liegt der qualitative
unterschied eurer scheisserei?
usw. usw.
gruss und schoene tage ausdifferenzierter uneinheitlichkeit
gisela