[rohrpost] Code rules!
Matthias Weiß
mkazz at t-online.de
Don Okt 9 10:55:44 CEST 2003
Hi Susanne,
ich sehe gravierende Unterschiede zwischen meinen Sockenwärmern mit
Embedded System, WinCE-deaf-blind 28.3 rev. 9, meiner Bohrmaschine Bosch
3-Gang-Automatik, meinem Hammer von Obi, dem Kirschkernkissen, dem sehr
praktischen Knopfschließer für die ältere Generation und meiner Möhre,
an der ich gerade sitze. Medienkompetenz ist keine Werkzeugkompetenz.
Sicher kann man von Anwendern erwarten, dass sie darüber informieren,
wie man nicht auf I Love you und Co. reinfällt. Sicher gibt es eine
"Schicht", in der auf sehr abstrakter Ebene der Rechner als MUFUTool
Engagement einfordert. Aber in Fachkreisen vom DAU zu reden zeugt auch
mal nicht unbedingt von Respekt.
Ich bin Kunsthistoriker, habe eine Affinität zu freien *xen und versuche
min. seit 1996-97 damit im Alltag zu arbeiten. Meine Beulen sind
ungezählt. Meine Freuden dito. Aber wenn ich lese, dass der
Programmierer nicht in die Pflicht genommen werden soll, um sich
gefälligst eine alltagstaugliche Sprache anzueignen, damit nicht nur er
versteht, was mit "Hab im Netz kein Kernelmodul gefunden, kann's Dir
jetzt - obwohl ich's könnte - nicht kompilieren, weil Dein Compiler
anders kompiliert wurde, als in meinen Quellen, die Du selbst
durchforschen musst, um das Problem zu lösen, und versuch's doch mal mit
SChwurbelAUQRRTSHXC" (Nvidia Treiber f. 2.4.20-100-Versuch meinerseits):
Also wenn das nicht ignorant ist, was dann.
Ich frage mich auch, warum meine Arbeit und mein Verstehen mit/über
Rechnern so anders ausschaut, als bei meinem Win-Kumpel, der genau so
lange eine Kiste besitzt, mich aber immer noch fragt: "Warum geht das
nicht?". Was konditioniert? ist nicht die Frage. Denn so unpersönlich
ist das nicht.
Benutzerführungen determinieren Inhalte. Das hat auch nichts mit
Medienkompetenz zu tun, sondern ist schlicht Erfahrung.
Und wenn Benutzerführungen Inhalte determinieren, dann auch
Verhaltensweisen sofern solche sich aus Erfahrungen speisen.
Benutzerführungen sind "Bilder" und -folgen (ob wysiwyg-libs oder
ncurses ausgeben), die aufgrund erprobter, strukturierter
Programmiertechnik den Weg zu sogenannten Usern / Lesern / Bildauslegern
finden. Sie sind mithin Erfahrungsgeber. Folgen allerdings gemachter
Schemata. Dass der Code dahinter kein Mysterium ist, na ja. Aber ich
muss nicht _auf Du_ sein mit jedem beknackten Hack, um Medienkompetenz
zu erwirken.
Grüße
Matthias
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KUNST COMPUTER KRITIK
Matthias Weiß
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