Re: [rohrpost] ZKM/Symposium und Ausstellung/Deleuze und die Künste
Henning Ziegler
hziegler at zedat.fu-berlin.de
Mit Okt 15 11:02:49 CEST 2003
IK> Zeitgenössische Kultur ist ohne philosophischen Hintergrund nicht
IK> denkbar.
Warum eigentlich nicht? Scheint mir schlicht eine zeitverschobene Aneignung der jeweils
dominanten akademischen Strömungen durch den Kunst(theorie)markt zu
sein. Als nächstes käme demnach der 'turn to reality,' und so lesen
wir tatsächlich in der neuen Springerin alles über die Tautologie "Reality Art".
Henning
--
http://www.henningziegler.de
"Do you also have friends who are playing office?"
- Geert Lovink
Am 13.10.2003 um 17:37 Uhr schrieb Irina Koutoudis [koutoudis at zkm.de]:
IK> ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
IK> Oktober 2003
IK> Infomail Nr. 52
IK> G i l l e s D e l e u z e u n d d i e K ü n s t e
IK> Wiederholung und Differenz
IK> 24.-26.10.2003 Festival im ZKM | Medientheater
IK> 25.10.-07.12.2003 Ausstellung im ZKM | Medienmuseum, Projektraum
IK> Eintrittspreise:
IK> 3 Tages-Karte: € 20/€ 12, Tageskarte € 10/€ 6, nur Konzert und Filme: €
IK> 6.
IK> „Eines Tages wird das Jahrhundert vielleicht deleuzianisch sein.“
IK> (Michel Foucault)
IK> Zeitgenössische Kultur ist ohne philosophischen Hintergrund nicht
IK> denkbar. Unter dem Titel „Gilles Deleuze und die Künste – Wiederholung
IK> und Differenz" veranstaltet das ZKM Karlsruhe, zusammen mit Peter Gente
IK> (Merve Verlag, Berlin) vom 24. bis 26. Oktober ein internationales
IK> Treffen. Das Festival ist die dritte Veranstaltung in der ZKM-Reihe
IK> „Philosophie und Kunst". Nach der Ausstellung „Guy Debord – Agent der
IK> Kritik gegen ihre Anerkennung“ im Herbst 2001 und dem im vergangenen
IK> Jahr mit großem Erfolg durchgeführten Festival „Michel Foucault und die
IK> Künste – Probleme einer Genealogie", sollen auch bei der diesjährigen
IK> Veranstaltung fernab akademischer Schwere Philosophie, Wissenschaft und
IK> Kunst in ihrem Verhältnis zueinander diskutiert werden. Neben Vorträgen
IK> beinhaltet das Festivalprogramm Filme, Konzert und eine
IK> „Deleuze-Soundnight“ mit Achim Szepanski (Mille Plateaux), Richard
IK> Pinhas und Jérôme Schmidt.
IK> Die Ausstellung im ZKM | Medienmuseum zeigt Video- und
IK> Audioinstallationen, Bild- und Tondokumente mit und über Gilles
IK> Deleuze, Fotografien von Hélène Bamberger, Gérard Uferas und Raymond
IK> Depardon und Malerei von Gérard Fromanger sowie Dokumente aus
IK> umfangreichen Archivs zu Gilles Deleuze aus dem Merve Verlag, Berlin.
IK> Veröffentlichungen von und über Deleuze veranschaulichen die
IK> Erfahrungswelten des Philosophen und dokumentieren 29 Jahre Arbeit mit
IK> Deleuze.
IK> Gilles Deleuze (1925-1995) war mehr als einer jener
IK> Universitätsprofessoren, die viel gelesen und (meist wenig) geschrieben
IK> haben. Er war ein Philosoph, der sich am Ende seines Lebens die Frage
IK> stellte: Was ist Philosophie? Worin unterscheidet sie sich von Kunst
IK> und Wissenschaft? Ist sie selbst eine Kunst, die Begriffe erfindet?
IK> Rhizomatik, Nomadologie, Wunschmaschinen, nichtorganisches Leben,
IK> Deterritorialisierung, Ritornell, „agencement“ (Gefüge), – das sind
IK> einige Begriffe, die Deleuze berühmt gemacht haben. Oder resultieren
IK> diese aus der Zusammenarbeit mit seinem Freund, Félix Guattari
IK> (1930-1992), mit dem er seine wichtigsten Bücher gemeinsam verfasst hat?
IK> Philosophie ist Freundschaft. Deleuze philosophiert mit Freunden,
IK> schreibt Bücher mit ihnen, über sie: Spinoza, Leibniz, Hume, Kant,
IK> Nietzsche, Bergson, Foucault... Aber es müssen nicht Philosophen sein,
IK> ebenso sehr liebt er die Dichter, Komponisten, Künstler: Melville,
IK> Proust, Kafka, Lawrence (beide), Carroll, Artaud, Beckett, Luca...,
IK> Bacon, Klee..., Godard, Resnais, Welles..., Boulez, Schumann, Berio.
IK> Deleuze nennt Kunst einen Empfindungsblock aus Perzepten und Affekten
IK> und die Künste, an denen er das exemplifiziert, sind Literatur,
IK> Malerei, Musik, Film, Theater, Oper, Architektur und die Fernsehspiele
IK> Becketts.
IK> Erstaunlich, was er alles und wie präzise er alles verarbeitet hat:
IK> Mathematik, Pop, Psychoanalyse, Film, elektronische Musik...!
IK> Deleuze hat nicht nur Freunde, sondern auch Gegner: Anti-Ödipus,
IK> Anti-Hegel, Anti-Wittgenstein... Das Philosophieren von Deleuze ist
IK> verführerisch, es springt über die Grenzen der Wissenschaft, der
IK> Universität, des akademischen Stils hinaus. Es sympathisiert mit den
IK> Künsten und ist zugleich ein großer Versuch, die Philosophie zu
IK> erneuern, sie aus der Gewalt der Meinungen, der Propositionen und
IK> Funktionen zu befreien.
IK> Für die Kunst gilt: Mit seinen Neurosen, Affektionen, Perzeptionen,
IK> Meinungen macht man keine Kunst. Der Künstler ist kein Kranker, sondern
IK> ein Arzt.
IK> Versteht sich das Buch „Was ist Philosophie?“ als einem pädagogischen
IK> Eros verpflichtet, so soll die Beschäftigung mit den Künsten ihrer
IK> Poetik dienlich sein.
IK> (Peter Gente)
IK> Konzept: Peter Gente, Merve Verlag Berlin
IK> Projektleitung: Barbara Könches
IK> Projektkoordination: Petra Meyer, Assistenz: Doreen Klamt und Nina
IK> Meinhold
IK> Übersetzungen: Ronald Voullié
IK> Die Vorträge des letztjährigen Festivals „Michel Foucault und die
IK> Künste – Probleme einer Genealogie“ erscheinen im April 2004 im
IK> Suhrkamp Verlag, Frankfurt. Die Veröffentlichung der Festivalbeiträge
IK> „Gilles Deleuze und die Künste" ist für 2005 geplant.
IK> PROGRAMM
IK> Freitag 24.10.2003
IK> 09.45 Uhr: Piano Piece for David Tudor 4 von Sylvano Bussoti
IK> 10.00 Uhr: Peter Weibel, Peter Gente Einführung, Michel Tournier „Aide
IK> mémoire“ gelesen von Nina Meinhold
IK> 11.00 Uhr: Jean-Clet Martin De la dramatisation des images
IK> 12.00 Uhr: Pause
IK> 14.00 Uhr: Clemens-Carl Härle Deleuze und die Frage: Was heißt sprechen?
IK> 15.00 Uhr: Franco Berardi La schizoanalyse face à l'épidémie
IK> psychopatique actuelle dans le contexte de la société
IK> Sémiocapitaliste. Un Hommage à Félix Guattari
IK> 16.00 Uhr: Walter Zimmermann „Kindheitsblock“, Mitglieder des ensemble
IK> recherche
IK> 16.30 Uhr: Matthieu Carièrre liest Deleuze
IK> 17.30 Uhr: Pause
IK> 18.00 Uhr: Thomas Hirschhorn Das Deleuze-Monument
IK> 19.00 Uhr: Gilles Deleuze und die Künste Ausstellungseröffnung im
IK> Projektraum | Medienmuseum
IK> 20.30 Uhr: Le Grand Escroc R: Jean-Luc Godard, F 1963 (angefragt)
IK> Samstag 25.10.2003
IK> 10.00 Uhr: Marcus Steinweg Immanenz, Souveränität, Bejahung und das
IK> Glück, nicht unsterblich zu sein. Deleuze mit Blanchot
IK> 11.00 Uhr: René Aguigah Was ist eine literarische Maschine?
IK> 12.00 Uhr: Pause
IK> 14.00 Uhr: Videos und Lesung zu Samuel Beckett
IK> 16.00 Uhr: Pause
IK> 16.30 Uhr: Danielle Cohen-Levinas Une philosophie de l’hyperbole
IK> est-elle possible en musique:D’après une lecture de Deleuze.
IK> 17.30 Uhr: Tom Holert Eine andere Politik des Populären?
IK> 18.30 Uhr: Pause
IK> 20.00 Uhr: Schatten der Engel R: Daniel Schmid, CH 1976
IK> 22.00 Uhr: Deleuze Sound Night Live-Performance von Achim Szepanski
IK> (Mille Plateaux),
IK> Richard Pinhas und Jerome Schmidt
IK> Sonntag 26.10.2003
IK> 10.00 Uhr: Michaela Ott Virtualität in Philosophie und Filmtheorie von
IK> Deleuze
IK> 11.00 Uhr: Hannes Böhringer Über das Ritornell
IK> 12.00 Uhr: Pause
IK> 14.00 Uhr: Raymond Bellour L'image de la pensée: art ou philosophie, ou
IK> au-delà?
IK> 15.00 Uhr: Joseph Vogl Was ist ein Ereignis?
IK> 16.00 Uhr: Pause
IK> 16.30 Uhr: Robert Fleck spricht über Kunst
IK> 17.30 Uhr: Henning Schmidgen Über die Philosophie als Kunst, Begriffe
IK> zu schaffen
IK> 18.30 Uhr: Bernd Stiegler Buchpräsentation: Gilles Deleuze: Die einsame
IK> Insel, Frankfurt: Suhrkamp 2003
IK> 19.00 Uhr: Pause
IK> 20.00 Uhr: Ein neues Leben (Peau neuve) R: Emilie Deleuze, F 1999
IK> (angefragt)
IK> Die französischen Vorträge liegen in deutscher Übersetzung vor.
IK> Programmänderungen vorbehalten
IK> ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
IK> Medientheater, Lorenzstraße 19, 76135 Karlsruhe
IK> Information und Anmeldung
IK> Tel: +49 721/8100-1200
IK> Fax: +49 721/8100-1439
IK> Weitere Informationen finden Sie unter www.zkm.de/deleuze-treffen
IK> Kontakt:
IK> ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
IK> 76135 Karlsruhe
IK> Fon: 0721 / 8100 – 1200
IK> Fax: 0721 / 8100 – 1139
IK> E-Mail: info at zkm.de