[rohrpost] neues magazin fuer netzkultur

Armin Medosch armin at easynet.co.uk
Die Sep 2 19:27:22 CEST 2003


hallo zusammen,

Ein Posting vor einer Woche ueber das Fehlen eines Web-Magazins zu 
Netzkulturthemen hat eine stattliche Anzahl an Reaktionen ausgeloest, auf 
und abseits dieser [Rohrpost]-Liste. 

Dieses Feedback moechte ich hier kurz zusammenfassen:
Binnen 48 Stunden wurde von 5 verschiedenen Seiten Gratis-Serverplatz 
angeboten, z.T. inklusive technischer Unterstützung (Content 
Management System). Daraus laesst sich ableiten, dass diese Komponente 
zumindest in der Anfangsphase  kein Problem darstellen sollte.

Weniger eindeutig war das Feedback hinsichtlich potentieller Autorinnen. 
Eine Handvoll hat sich sehr positiv geaeussert und starkes persoenliches 
Engagement angeboten. Im Verhaeltnis zur Gesamtzahl der Schreiber/innen 
auf dieser Liste ist es jedoch eine eher kleine Zahl. Andere haben 
angedeutet, zwar grundsaetzlich interessiert zu sein, aber es sich schwer 
leisten zu koennen, regelmaessig und kontinuierlich zu einem solchen 
Medium beizutragen. Ich kann das nachvollziehen. Mir wuerde es aehnlich 
gehen. Ich koennte zwar kurze Sachen machen und gelegentlich 
"querfinanzierte" laengere Artikel, d.h. Artikel, fuer die ich anderweitig 
bezahlt wurde und wobei ich das Copyright behalten habe, aber das waers 
dann so ungefaehr. Ich denke man sollte niemanden verurteilen deshalb. 
Der Markt fuer Artikel zu diesem Themenkreis und Feuilleton insgesamt ist 
geradezu zusammengebrochen. Die Zeitungslandschaft ist in der Krise, erst 
im Vorjahr wurden Tausende Stellen abgebaut. 

Wuerde man ein solches Medium also auf rein idealistischer Basis 
aufbauen, bestuende die Gefahr, dass es ganz gut startet, dann aber relativ 
bald einschlaeft. Ich glaube niemand braucht weitere WWW-Leichen. 

Ausserdem ist meiner Meinung nach auch eine Redaktion gefragt. Es gibt 
zwar verschiedene kollaborative Filtermethoden, aber im Endeffekt 
bedeutet es immer, dass jemand Zeit investiert, Texte liest, Fakten checkt, 
Korrekturen macht oder auch Übersetzungen, Bilder findet, etc. - ein 
undankbarer Job (sage ich aus Erfahrung).

Aus diesen Gruenden waere es aus meiner Sicht wuenschenswert, 
wenigstens ein Minimum an Finanzierung zu haben und selbst wenn in der 
Anfangsphase keine oder nur sehr kleine Autorenhonorare  gezahlt werden 
einen Plan dafuer, wie sich diese Situation so weit entwickeln laesst, dass 
'ertraegliche' Honorare bezahlt werden koennen. Vielleicht liege ich falsch. 
Vielleicht sollte es ganz ohne Geld gehen. Ich moechte diesbezueglich einer 
Diskussion nicht vorgreifen, die erst noch stattfinden muss. 

Dennoch sollte man, neben Finanzierungsfragen, auch ueber eine 
Traegerstruktur nachdenken. Sicherlich, viele sind es muede, wieder einen 
neuen Verein zu gruenden. Aber es muss ja nicht unbedingt ein Verein 
sein. Vielleicht gibt es andere Moeglichkeiten. 

Eine Idee, die mir letzte Woche in den Sinn kam, waere eine partizipative 
und demokratische Traegerstruktur, an der sich mehrere Institutionen und 
Individuen beteiligen. Das Projekt sollte, zumindest von der Anlage her, 
eine ueber den deutschen Sprachraum hinausgehende Ausrichtung haben. 
Auf Anhieb fallen mir neben mikro e.V. (gibts euch noch?) public netbase 
wien ein, hartware/art.net dortmund, v2 und de waag, Niederlande, Fact, 
Liverpool, Mama, Zagreb, Ljudmilja, Lubljana und sicherlich viele mehr, 
wenn wir gemeinsam weiter nachdenken. Einige dieser Institutionen haben 
vor Jahren das inzwischen etwas eingeschlafene ECB gegruendet. In 
Kuerze findet ein Wiederbelebungstreffen statt. Vor zwei Jahren habe ich 
auf www.e-c-b.net bereits regelmaessig Beitraege verfasst. Ein Interesse an 
einem Online-Magazin besteht also bereits. Wenn sich Unterstuetzung fuer 
diese Idee findet, koennte man also diese Sache mit diesen 
Gruppen/Institutionen diskutieren. 

Das konkreteste Angebot bezueglich eines Online-Magazins kam von 
art.net/hartware, Dortmund. 
Dort traegt man sich ohnehin mit aehnlichen Absichten. Es wurden 
Andeutungen gemacht, dass es moeglich sein sollte, ein Arbeitstreffen zu 
organisieren, ca. Dezember. Ich schlage vor, dass wir diesen Faden 
aufgreifen. Desweiteren schlage ich vor, dass eine eigene Mailingliste 
eingerichtet wird fuer alle, die sich fuer dieses Projekt, ein Online-Magazin 
zu starten, interessieren. Ich glaube nicht, dass Rohrpost der geeignete Ort 
ist, ueber ein Projekt im Vor-Anfangsstadium oeffentlich zu diskutieren. 

Zu meiner eigenen Position moechte ich kurz hinzufuegen, dass es mir 
nicht darum geht, mir ueber diesen Weg einen neuen Job zu organisieren. 
Ich faende es einfach toll, wenn es so etwas gaebe und wuerde dann gerne 
mitmachen, aber ich moechte nicht in einer zentralen Rolle agieren. Fuer 
den Anfang bin ich aber gerne bereit, die Sache einzufaedeln zu helfen.  
Wenn es genuegend Interesse von genuegend Leuten gibt, wird etwas 
entstehen. Wenn nicht, kann man auch nichts machen

gruss

armin