[rohrpost] Netzkultur, Hypes und Re: Niedergang von "Telepolis"

Andreas A. Milles andreas.milles at dorten.com
Mit Sep 3 15:33:47 CEST 2003


aloha,

> Bert Elsmann 

clown gefrühstückt? *gg*

also ich kann beide eurer positionen nachvollziehen. ich denke, die 
konsolidierung eines "schnöden, neuen vertriebskanals" bringt eine 
gewisse langeweile, positiver: abgeklärtheit, mit sich. mehr als 50% der 
bundesbürger sind online. versandhäuser machen mehr als 1 mrd. umsatz im 
netz, und bei ebay darf man diesen donnerstag *fast umsonst* sein zeuch 
verramschen und mit seiner schicken online-banking applikation bezahln. 
das netz kommt in fahrt. und wo ich das schreibe, lesen die meisten 
sowieso "wtf so ein depp, der hats wohl nicht gerafft". aber es ist so.

in der liste der wiederkehrenden begrifflichkeiten türmen sich daher für 
die einen ab jetzt nur noch: spam, porno, würmer, digi-urheberrecht 
(light). s.a. spiegel/netzwelt (für den grimme online award nominiert)

auf der anderen seite gibt es viele themen, die telepolis bereits 
"abgearbeitet" hat. liegen jetzt in containern. und können praktisch 
immer wieder neu hervorgekramt werden (bei bedarf). die frage kommt: was 
jetzt? die antwort: man muss sein blickfeld erweitern. jeder, der einmal 
in einer redaktion gearbeitet hat, fragt oder wird gefragt: "wo ist der 
aufhänger?" // "warum schon wieder der x-te beitrag zum thema y?"

ich denke, tp hat den zeitpunkt verpasst, sich für einen weg zu 
entscheiden: will man das bleiben, was man ist? oder will man was neues 
werden? beide fragen gepaart mit einem schuss medienwirklichkeit (auch 
heise dürfte was davon mitkriegen) könnten ein ergebnis sein. der chef 
kaut an den fingernägeln. und denkt vielleicht, dass es zwar nett ist, 
einen pool von kompetenten menschen zu haben, die über allerhand 
schreiben können (vgl. computerkids), dass man aber vielleicht einfach 
mehr in die eine oder andere richtung pushen muss, um dem ganzen 
(wieder) ein gesicht zu geben.

natürlich nicht ohne zumindest auch ein klein wenig markwortmässig 
denken; und dann ist es wieder soweit: mit der zahl der leser wächst der 
anspruch, es allen irgendwie recht zu machen; aus "ernsten themen" wird 
  "der kern auf den punkt gebracht" -- ungreifbares greifbar gemacht. 
oft auch (zu) populistisch. dadurch verweicht das konzept. ein konzept 
wäre ein bekenntnis: ja zu zeitloseren themen, ja zu gesellschaftlichen 
problemen, ja zur netzkultur, ja zur wiederholung des X-ten themas ...

das wiederum würde höchstwahrscheinlich ein paar leser abschrecken, aber 
die konturen schärfen. und was passiert? man macht, was man macht. und 
hört die anderen sagen: "früher war es dringender, und sowieso besser."

naja. ganz ehrlich weiss ich nicht, ob telepolis sich als "pushmedium 
mit kommentierfunktion" nicht einfach selbst überlebt hat ... wäre ein 
gutes zeichen ("ich brauchs nicht mehr").

*grübelgrusz*


ami.)
--