[rohrpost] fast um$onst/Alexanderplatz U2/ Tätig Sein

NGBK Newsletter ngbk-bounce at berlin.kulturkurier.de
Don Apr 1 14:10:15 CEST 2004


Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V. (NGBK)
Oranienstr. 25, D-10999 Berlin, Tel. 030/615 30 31, Fax 615 22 90
Email: ngbk at ngbk.de Web: www.ngbk.de


Liebe Interessentinnen und Interessenten der NGBK,

morgen, Freitag, den 2.4. ist es endlich soweit! Was ist eine Ausstellung
ohne begleitende Publikation angesichts hunderter paralleler
Veranstaltungen, events und Ausstellungen? Eben: nur eine Ausstellung,
deren Wirkung kaum über die Ausstellungszeit hinaus besteht. Vorbei und
schon vergessen, weil die nächsten Kulturtermine drängen. Eine Publikation
verhilft einer Ausstellung aber zu einem Nachwirken, einem Nachhall und
damit zu einem befristeten Überleben in den Köpfen des Publikums. 
Morgen also erscheint der fieberhaft erwartete Katalog zur Ausstellung fast
um$onst. Damit keine Mißverständnisse entstehen: ganz umsonst können wir
ihn nicht abgeben. Allerdings ist der Katalog inkl. einer CD vom Institut
für Primärenergie während des Ausstellungszeitraums (noch bis
einschließlich 18. April, täglich 12-18.30 Uhr) für nur 7,- € in der NGBK
zu erwerben, während er nach Ende der Ausstellung zum normalen
Buchhandelspreis von 10,- € abgegeben wird.
Anläßlich der Katalogvorstellung am Freitag, den 2. April um 19 Uhr   in
der NGBK veranstaltet Betty Stürmer ihren DJ-Everybody-Abend unter dem
Motto: Can't buy me love. Alle sind aufgefordert ihre Money-Platten, -CDs
und -Mcs mitzubringen, denn jede/-r hat das Talent zum DJ!
Des Weiteren zeigt VJ Lazy Liu Arbeiten und das Institut für Primärenergie
ist mit einem Büchertisch vertreten.
Die Finissage findet am Sonntag, den 18. April ab 18.30 Uhr statt. Dann
gibt es nochmals Programm:
- Money Transfer mit Barbara Loreck, Steffi Weismann
- The best things in life are free mit Anton Rabe und Inger Schwarz.
Nach fast um$onst bleibt die NGBK mit dem nachfolgenden Ausstellungs- und
Buchprojekt Tätig Sein  (siehe unten) weiterhin beim Thema  Arbeit. Die
Unsicherheit überwiegt und die arrogante Zuversichtlichkeit der young urban
professionals der new economy ist ziemlich perdu. Einbruch in der
Medienbranche zog den Einbruch in der Werbe- und Grafikbranche nach sich.
Alles im Fluß und alles abwickelbar. Was bleibt? Die Leute sind dennoch
aktiv, unbezahlt, unterbezahlt oder entwickeln Ideen, wie man vielleicht
das oder jenes Projekt ..... Die alte Trennung zwischen Arbeit und
Privatleben verschwindet. Jetzt ist man im Dauereinsatz und macht schon
alles möglich für einen Job. Taucht der nur schemenhaft am Horizont auf,
sind die Menschen bereit, erst einmal auf Probe (was ziemlich lang sein
kann) komplett honorarfrei zu arbeiten. Verweigern stünde hier auf dem
Programm. Aber wo und wer ist das politische Subjekt? 

Aufgrund organisatorischer Probleme kommt es im Programm der
Ausstellungsreihe Alexanderplatz U2  auf dem U-Bahnhof zu einer
Termiverschiebung.
Aage Langhelles sehr publikumswirksame Arbeit ddr wird der Öffentlichkeit
noch bis zum 29. April erhalten bleiben. Übrigens tauchte die von der
Gruppe CBS entwendete Hintergleisfläche an der Fassade des Kaufhofs am
Aleanderplatz wieder auf und hängt nun wieder an ihrem Platz auf dem
U-Bahnhof. CBS hatte sie entwendet und gegen ihr eigenes Logo ausgetauscht.
Mit dieser Aktion wollte CBS gegen gegen die angeblich affirmative
Auseinandersetzung mit Werbestrategien protestieren. Diese Meinung können
wir nicht teilen und glauben eher, dass CBS die Ironiesierung Aage
Langhelles nicht verstanden hat. 
Der NGBK liegt es fern, kommerzielle Werbung zu goutieren.

Über Ihren Besuch bei der Katalogpräsentation von fast um$onst  mit
anschließender Party würden wir uns sehr freuen verbleiben  

mit vielen Grüßen 
Matthias Reichelt
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst
Oranienstr. 25, 10999 Berlin
Tel. 030/6153031, Fax 030/6152290
presse at ngbk.de / www.ngbk.de
NGBK

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Inhalt:
<b>fast um$onst</b>
<b>Alexanderplatz U2:</b>
<b>Tätig  Sein</b>


fast um$onst

Gegen die Durchökonomisierung des Daseins
Eröffnung: 12. 3. 2004, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 13. März bis 18. April 2004
Öffnungszeiten: täglich 12–18.30 Uhr

fast um$onst vereint kritische wie ironische Positionen von insgesamt 31
Künstlerinnen und Künstlern zur derzeitigen gesellschaftlichen Situation. 

In Berlin wie in Deutschland regiert der Rotstift. Alle reden von leeren
Staatskassen und der Eigenverantwortung, die jeder jetzt für sich
übernehmen muss. Deregulierung, Rationalisierung, Entlassung,
Arbeitslosigkeit, Vereinzelung und Entsolidarisierung werden zu
gesellschaftlichen Phänomenen eines Staates, der sich im Stil eines
Wirtschaftsunternehmens gebärdet.
Das Bild des Künstlers als Inbegriff des kreativen, nicht entfremdeten
Arbeiters, der alle Produktionsmittel in den Händen hält, wird zum
staatlich geförderten Wunschbild und findet seine Ausprägung in der so
genannten ICH-AG. 

fast um$onst ist eine Kunstausstellung zur ökonomischen Bestandsaufnahme
einiger Facetten des immer stärker werdenden Neoliberalismus und zu
Strategien des Durchwurstelns (selbstorganisierten fantasievollen Handelns)
nach der New Economy. Wir haben Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die
den Dienstleistungssektor thematisieren, sich ihm aber verweigern und einen
Ausweg aus dem ewigen Für-zu-wenig-Geld-arbeiten-müssen zumindest
erträumen.

fast um$onst fördert Kritik und Improvisation im Kampf gegen
Einschränkungen der Lebensqualität. Den Zwang zur Selbsthilfe beantwortet
fast um$onst mit der Lust am Selbermachen.

Demokratisierung von künstlerischen Prozessen wie auch die Teilhabe daran
sind uns ein Anliegen. Diesen Anspruch verwirklicht fast um$onstdurch
offene Workshops wie das Atelier populaire, Siebdruck mit Gertud
Fischbacher(16./17. März) oder den Geld-Lieder-Abend mit DJ-Everybody(2.
April), an dem zum DJ werden kann, wer seine Platten mit Geldliedern
mitbringt. Das von Capital Training im Rahmen der Ausstellung organisierte
Congress Coaching 2004 bietet die Möglichkeit an einer Fortbildung für
Medienkünstlerinnen teilzunehmen und Strategien für eine
Professionalisierung in diesem Bereich zu erlernen. Über den im Januar 2004
ausgeschriebenen Publikums-Wettbewerb Goldregen – Geldsegen sichern wir
nicht nur die Teilhabe des Publikums an der Kunst (drei GewinnerInnen
erhalten ein Gemälde nach ihrer Vorlage, ausgeführt von der Berliner
Künstlerin Astrid Küvers) sondern materialisieren damit auch ihre Wünsche
und Sehnsüchte von Reichtum und Luxus durch den ideellen Wert eines
Kunstwerks.
Die Selbsbedienungszentrale von Claudia Burbaum, Folke Köbberling und
Martin Kaltwasser(Öffnungszeiten Freitag bis Sonntag 15–18.30 Uhr)
realisiert das Modell einer Gratisökonomie, in der Dinge ohne Zwang von
Tausch und Bezahlung weitergegeben werden können. Sie reagiert ganz
pragmatisch auf die veränderten ökonomischen Gegebenheiten und fordert auf
zur Interaktion mit den KünstlerInnen und dem Publikum.
Die Ausstellung zeigt ironische und kritische Positionen von: 
Kaaren Beckhof; Blank & Jeron; Capital Training von Ellen Nonnenmacher mit
Helene von Oldenburg, Claudia Reiche, Valie Djordjevic, Kerstin Weiberg,
Verena Kuni; Angélica Chio, Rüdiger Stern; Gertrud Fischbacher; Tina-Marie
Friedrich; Sofia Hultén; Christine Kriegerowski; Astrid Küver; Barbara
Loreck, Steffi Weismann und Gästen; Primärenergie: Uli Ertl, Mirjam Junker,
Barbara Loreck, Conrad Noack, Rut Waldeyer; Anton Rabe, Inger Schwarz;
Selbstbedienungszentrale: Claudia Burbaum, Martin Kaltwasser, Folke
Köbberling; Alexej Shulgin; Tiger Stangl; Betty Stürmer; Claudia Tribin.

Zur Ausstellung erscheint ein 96-seitiger Katalog. 
Präsentation am Freitag, den 2. April 2004, 19 Uhr in den Räumen der
Ausstellung.

fast um$onst – Arbeitsgruppe der NGBK:
Haytham el Wardany, Tina-Marie Friedrich, Christine Kriegerowski, Christoph
Tempel, Claudia Tribin
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Alexanderplatz U2:

Der norwegische Künstler Aage Langhelle setzt sich mit der Fragestellung
auseinander, inwieweit sich das Bild der DDR verwandelt hat. In seiner
Plakatserie nutzt er das Kürzel der ehemaligen Deutschen Demokratischen
Republik (DDR) als wäre es ein Markenlogo.



Die ddr – Logos erinnern an bekannte Warenlabel aus Ost und West, wobei
eine genaue Identifizierung bewusst vermieden wird. Die Erfahrung des
historischen Ereignisses der "Wende" und die sich ständig verändernde
Erinnerung daran werden thematisiert. Die Logos spielen mit Projektion,
Ostalgie und Assoziationsprozessen.
Aufgrund terminlicher Änderungen werden die Hintergleisflächen noch bis zum
29. April 2004 zu sehen sein.
 

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Tätig  Sein

Ausstellungs- und Buchprojekt 
1. Mai - 13. Juni 2004, täglich 12 - 18.30 Uhr
Eröffnung 30. April 2004, 19 Uhr


„Ich weiß nie, arbeite ich gerade oder nicht. Und was in mir arbeitet, dass
kann ich meistens nur erahnen“, lässt René Pollesch einen seiner Darsteller
auf der Bühne sagen. Ein Szenario, das eine inzwischen alltägliche
Situation umreißt, fernab der Trennung zwischen Wohn- und Arbeitsort, wie
sie für die fordistische Produktion charakteristisch war. Eine Folge davon
ist, daß immer mehr Bereiche von der Logik des Marktes erfasst werden, die
ehemals als >>außerökonomisch>Tätig Sein>Was tun?außerökonomisch>Tätig
Sein>Tätig Sein



Greyhoundbus
Von New York nach Atlanta  
Menschen und Landschaften 
So, 4.4.2004 / 9.05 Uhr DeutschlandRadio Berlin
http://www.dradio.de/dlr/

Hörspiel des Monats: Epitaph
Von Heimrad Bäcker 
Textfassung/Regie: Ronald Steckel
Sa, 3.4.2004 / 20:05 Uhr Deutschlandfunk
http://www.dradio.de/dlf/


DeutschlandRadio empfangen Sie in Berlin auf
UKW 97,7 (Deutschlandfunk)
UKW 89,6 (DeutschlandRadio Berlin)



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