[rohrpost] reine kunst?

mongo flattner onomastik at braan.org
Die Aug 3 19:29:04 CEST 2004


mit ihrer inhaltistischen beieinandersetzung legitimieren - ebenso 
hintenrum - den totalitären aufruf zum ästhetischen blockwartsdenken 
auf strukturaler ebene.



Am 03.08.2004 um 19:16 schrieb Matthias Weiß:

> Hi Iris, hi Liste,
>
> ich finde andere Momente an dem Text skandalösm (zB: "im Reich der 
> Ästhetik gehört allen alles" Was ist ein Reich? Warum muss Ästhetik 
> mit Besitz verknüpft werden, warum gehört wem was an Ästhetik? und man 
> schaue auf die Lit-Liste.). Allgemein: Kuratoren, Museumsleute, 
> Kunsthysteriker und vor allem Medien- und sogenannte 
> Bildwissenschaftler besitzen mittlerweile die Einbildung einer 
> Diskurshoheit über die (Schlacht)Felder des Lebens. Fatalerweise, denn 
> sie schreiben und schreiben über Bilder und nicht übers Leben -- bzw. 
> sollten sie das, stattdessen schreiben sie übers Leben und vergessen 
> die Bilder dabei, denn der Bildwissenschaftler an sich interessiert 
> sich gar nicht für Bilder, sondern nur dafür, wie seine Sprachbilder 
> werden und wirken. "Ich habe Dinge gelesen ..." Eine außerordentliche 
> Differenz, die in den einschlägigen sogenannten Wissenschaften selbst 
> nicht kapiert wird (man lese zB Herrn Belting über das "Ende der 
> Kunstgeschichte", wo man sich ständig fragt, ob er nun über das Ende 
> der Geschichte der Kunst, das Ende der Fachdisziplin der sogenannten 
> Kunstgeschichte oder sonst etwas schreibt.).
>
> Aber so ist das mittlerweile: Hehres Antragsdesign geht über 
> abgewertete Inhalte. Grein. Schluchz, Heul ... und das Hochschulwesen 
> plus Uni-TÜV (DFG) und BA-Umstellung etc. diktieren ohnehin hier 
> alles, was an Pseudoutput in die Welt gedruckt wird. Warum sollte das 
> in Sao Paulo anders sein? An der ubiquitären Perversion 
> naturwissenschaftlicher Paradigmen ersticken wir alle über kurz oder 
> lang, außer eben gute Antragsdesigner ;-)
>
> Btw. Die Anmaßung des Kunstsystems, Heilung durch bildliche 
> Alternativen vorstellbar zu machen, nur, indem ein paar verspielte 
> Köpfe Videos drehen, Webseiten zusammen knüpfen, Unterschlupfe bauen, 
> die armen Flüchtlingskindern und ihren Müttern Schutz gewähren, usf. 
> Das ist doch albernes Pillepalle irgendwelcher Gutmenschler, die Kunst 
> mit Sozialarbeit vertauschen, um Geld zu ziehen. Da halte ich's lieber 
> mit dem alten Ad: Kunst ist Kunst und alles andere ist alles andere.
>
> Hug: "Das Niemandsland der Ästhetik beginnt dort, wo die gewöhnliche 
> Welt aufhört.":
>
> Was heißt das denn, bitte?
>
> Kurzum: Ich denke, dass es nicht damit getan ist, eine Technik gegen 
> die andere auszuspielen. Und warum Malerei reaktionär sein soll, das 
> werde ich ohnehin nicht kapieren. Denn dann ist der produktive und 
> Unfall reiche Missbrauch von Museums- und/oder Kunstvereinsraum für 
> Videoinstallationen im mindesten ebenso reaktionär.
>
> So what, Iris, warum aufregen? Herrn Hugs Krempel doch nur eine 
> Meinung neben 10000. Probleme der Welt sind nur dargestellt in der 
> Kunst. Wenn Politik nicht als politics und PC-Geschwaller 
> verschwurbelt wird, dann ist es (un)verantwortliches Handeln in der 
> Gesellschaft und nicht - und das kapieren die Kulturfuzzis leider 
> überhaupt noch gar nicht - im Displaying ihrer Symbolsysteme, mit 
> welchen Apparaturen auch immer...
>
> Best
> Matthias
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