[rohrpost] Computerromantik_am_Gendarmenmarkt

Joulia Strauss jouliastrauss at gmx.de
Sam Aug 7 05:42:41 CEST 2004


Breitengraser room for contemporary sculpture                    
summer sculpture series 3

Joulia Strauss
gott at computer.de

Ein Schwanenroboter. Ein Computerspiel als Kunstwerk.

Die erste und letzte Ausstellung der Mathematischen Computerromantik.
Der digitale Rechner ist kein Werkzeug. 3D-Computergrafik kommt nicht aus
dem MIT. Wagner ist nicht rechtsradikal. Die Bilder, die uns faszinieren,
kommen wohl doch von Künstlern.

„Moderne Kunst ist eine Sackgasse. Die wahre Fortsetzung aller
neuzeitlichen Bilder seit Brunelesci und Alberti ist die mathematische
Computerromantik“.  (Friedrich Kittler)

Eröffnung:
13. August, 20.00 im Französischen Dom,
Französische Friedrichstadtkirche
Gendarmenmarkt 5
10117 Berlin-Mitte
jouliastrauss at gmx.de

Es spricht Olesya Turkina, Kuratorin und Kunstkritikerin, St. Petersburg.

Nach einer Inflationierung non-retinaler*(1) Kunst trat die psychische wie
gerade politische Resignation des Publikums ein. Es erfolgt ein
Transfusionsvorgang, den wir Mathematische Computerromantik nennen,
welcher der ästhetischen Deprivation entgegenwirkt.

Ein Schwanenroboter
"Den Helden der Deutschen Computerkunst"

Die analoge Arbeit besingt Künstler, die ultimativ bereit waren, die
Verbindung zur sich immer verspätenden Kunstszene zu opfern, um in
verschlossenen Institutionen als Hacker mit den einzig für die
zeitgenössische Kunst relevanten Technologien des Imaginären arbeiten zu
können.

Der Schwan ist ein Vehikel des Rührenden, ein Code des Majestätischen,
doch ist er mehr als blosse Metapher. Seine Präsenz im physikalischen Raum
hilft
uns, mit dem kalten Blick*(2) die Konstruktionsprinzipien der durchrechneten
3D-Simulationen zu begreifen. Technologisch determiniert - zum Glück -
sind die regelmäßigen Polygone der Form und regelmässig sind die Spuren der
CNC-Fräse auf der Oberfläche der Skulptur. Anmut und Ruhe findet das Auge
in dem den 3D-Partikelsystemen ähnelnden bunten Sternenstaub auf dem
Wasserspiegel und in dem Gitter der Mathematik der Sternchen im
Himmel; in den pixelhaften Glassperlen des Vorhangs. Sein Motiv ist ein
medienhistorischer Exkurs in das verstorbene Pionierprogramm Softimage 3D.
Aktiviert man mit der Hand den mit blauen Perlen ausgewählten Knopf, so
fängt eine analogisierte mechanische, aber von einem kleinen Chip
gesteuerte 3D-Computeranimation an. Der Schwanenroboter dreht seinen Kopf
zu uns, weint und spricht dramatisch: „Es lebe das Geheime Deutschland„.
Damit meint er den Wiederstand im Allgemeinen und gegen die "The Swan" -
show im einzelnen.


Moritz Mattern & Joulia Strauss
„Freischwan von Steckdosen„

„Freischwan von Steckdosen„ ist ein Computerspiel auch für die Kunstwelt.
Man wird zum Schwan, welcher am wunderschönen 3D-Computersee befindlich ist
und in
der Suche nach dem perfekten mathematischen Computerromantik-Kunstwerk
entheogene Pflanzen trifft, die gesprächig sind und verspeist werden können.
Das letztere bewirkt im Schwan diverse Zustände bzw. Ausstellungen: 
3D-Computerkunstwerke der jungen Berliner Autoren, die Deutsche Romantik in
Videos, Schwanentagebuch von Peter Berz. Der Schwan sieht Kulturphänomene
wie "Tod des Musikvideo", "Verschmelzung zwischen Alan Turing, Ludwig II.
von Bayern und Annette Bitsch", oder "Schwan frisst den toten Hasen von
Joseph Beuys". 
Der Spieler wird von schönster elektronischer Musik von Iwanka Skriwanek
begleitet. 
Das Finden des perfekten Kunstwerks der mathematischen Computerromantik ist
das Finden
von sich selbst. Wer das Spiel spielt, verwandelt sich für immer in einen
Schwan.

Joulia Strauss und Moritz Mattern erklären in einer kleinen
Eröffnungsperformanz den Level of Detail der griechischen Bildhauerei und
Rembrand van Rijns Methode der Optimierung des Echtzeitrenderings
komplexer Umgebungen und stellen eine Verbindung zwischen der Ultra
Shadow-Technik
und Philipp von Hilgers' Diskursanalysemaschine her.
*(1) den Begriff verdanken wir Philipp von Hilgers
*(2) eine gute Erfindung von Wolfgang Ernst

Die Veranstaltung ist feierlich und auch für nicht eingeweihtes Publikum
verständlich.
 




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