Re: [rohrpost] OFF SCENE - Call for Contributions -Beitr äge fü r das online-Magazin "genderzine" des Gendernet der UdK Berlin gesucht
readymadegod
onomastik at braan.org
Die Aug 10 17:57:58 CEST 2004
Am 09.08.2004 um 13:00 schrieb andrea nienhaus:
...
> Besonders deutlich wurde dies in jüngster Zeit am Beispiel der
> massenmedialen Verbreitung der Bilder von Gefangenen aus dem Abu-Ghraib
> Gefängnis im Irak, die im Feuilleton und in aktuellen politischen
> Debatten
> zu einer Aktualisierung des Begriffs des Obszönen in einer explizit
> moralisch-ethischen Bedeutung geführt hat.
das ist ein bisschen unscharf formuliert, denn eigenlich haben nicht
die bilder zu einer bedeutungsverscheibung des obszönen in den medien
geführt, sondern eine - vorsätzlich - verschobene besetzung des
begriffs der obszönität in den medien hat zur kontextualisierung von
primär ausschliszlich kontemplativem bildmaterial geführt. stellen sie
sich vor; hätte roland barthes das bild von der militärfrau mit kippe
und dem nackten araber in seinen mythen des alltags beschreiben müssen:
die moralisch-ethische begriffsebene wird erst durch die erhebung der
strukturellen signifikanz jener abbildung in den stand des mythos
geöffnet, was der ohnmacht entspringt, die den betrachter umhüllt, wird
er gewahr, dass das gezeigte keine neuigkeit im sinne einer steigerung
innerhalb besetzter qualitätsmerkmale ist, sondern nur im plötzlichen
bewusstwerden sich zeigen kann, dass es sich um keine fiktion handelt.
und das ist pervers, die möglichkeit der fiktion ist signifikant
pervers, das vorhandensein und die deduktive betroffenheit selbst ist
pervers. das muss jedoch der betrachter - und der medien-gestalter, der
die bilder zeigt und dementsprechend konnotiert, ist immer nur
betrachter - verschleiern, um diesen rest zu bewahren, auf dem sich
seine subjektivation gründet: im durchgang der nachträglichkeit, die
jener metonymie vom perversen subjekt zur kontingenten obszönität der
objektbesetzung zugrunde liegt.