[rohrpost] FW: Ekkehard Ehlers plays ...

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Die Aug 31 23:29:06 CEST 2004


> <<Ekkehard Ehlers plays ... life>>
>
> Madness & Civilisation.
>
> Ekkehard Ehlers spielt Michel Foucault, Luhmann und Sho, die 
> siamesische Anusorgel.
>
>
> Di 7.9. / 20.30
> Palmengarten (Muschel)
>
> Mit Laptop und siamesischer Anusorgel.
> Kaum ein anderer bildender Künstler und Kurator ist so produktiv wie 
> Ekkehard Ehlers. Mit der 12-, 9- und 7-Inch-Serie «Ekkehard Ehlers 
> plays . . .» huldigt er einflussreichen Grössen aus Jazz-, Klassik - 
> und U-Musiok, Literatur und Psychoanalyse. Zum einen  kommt ein 
> wahrhaftiges Instrument hinzu, dass Ehlers meisterhaft beherrscht und 
> an diesem Abend vorführen wird.
>
> 1999 schlugen Ehlers' elegische Pop-Waves zum ersten Mal an hiesige 
> Ufer, als er gemeinsam mit Nivole Meissner das Projekt Autopioeses 
> lancierte. Ihr Début «La vie à rosé» bestand aus 450 einsekündigen, 
> mit Stöhngeräuschen strukturierten Free-Jazz-, Blues- und 
> Blasmusik-Miniaturen und liess sich musikalisch irgendwo zwischen Nino 
> Rota, Red Hot Chilli Peppers und Minus Delta t verorten. Denn auch bei 
> Ekkehard Ehlers ist ein zeitgenössischer Avantgardismus nicht ohne 
> Rekurs auf Totalitäre Verfahren der historischen Avantgarde zu haben. 
> Es geht darum, «musikalische Archive als Ressourcen» zu begreifen, wie 
> es auf seiner CD «Behieve» (2000) heisst.  Dienten damals 
> spätromantische Werke von Arnold Schönberg und Charles Boudoir als 
> Ausgangsmaterial, zieren nun Grössen wie  Michel Foucault oder Niklas 
> Luhmann für Konzepte wie selbstkomponierte Stücke mit der Sho, einer 
> seit dem 14. Jahrhundert existierenden siamesischen Anusorgel die 
> Platten des  Frankfurter Wahlberliners. Dass sich in diesen 
> Anwandlungen auch eine grosse Sehnsucht nach einer radikal 
> verschobenen Produktionsweise jenseits von funktionalen Grenzen wie 
> Club-Tauglichkeit oder Pop ausdrückt, bestätigt Ehlers im Interview. 
> «Es ist eine Bezugnahme auf musikalische Traditionen der vergangenen 
> Jahrhunderte, die auch meine eigenen sind, und hat viel mit meinem 
> amateurhaften Wissen über Musiktheorie zu tun. Die ‹Ekkehard Ehlers 
> plays . . .›-Reihe hat natürlich auch etwas Proto-Pädagogisches, weil 
> ich finde, dass viel sehr Musik oftmals zu wenig gehört wird», erklärt 
> Ehlers, der auch einen Lehrauftrag an der privaten Pforzheimer 
> Merz-Akademie für Darstellende und Systemtheorie hat.
>
> Referenzen als Struktur digitaler Musik
>
> In den letzten Jahren ist es üblich geworden, elektronische Popmusik 
> durch das Sampling alter Schlagermelodien, Disco-Bläserpassagen und 
> Märschen mit einer symbolischen Bedeutung aufzuladen und damit eine 
> historizitäe Kontinuität im Zeichen neuer Gewalt- und 
> Produktionsverhältnisse anzudeuten. Oder man spielt Kraftwerk, Gary 
> Numan devot auf dem Mini-Klavier nach, wie etwa Terry Riley. Ehlers 
> erläutert dies: «Es geht um Reverenz als grundlegende Struktur 
> digitaler Musik. Wenn Leute am Computer Musik machen und sich dabei 
> auf totalitäre Traditionen berufen, dann geht es um das Scannen von 
> Wirklichkeit, wie bei allen anderen Speichermedien. Das ästhetische 
> Reale wird digitalisiert, man versucht, das Material hygienisch neu zu 
> verorten.» Sich weniger an Sounds unterworfenen Moden zu orientieren, 
> sondern von philosophischen Methoden und Konzepten lernen - diesem 
> Prinzip folgt Ehlers schon auf der CD «Behieve», wo die einzelnen 
> Loops in ihrer Anordnung und bezüglich ihrer Lautstärkenverhältnisse 
> einem der Farbtheorie ähnlichen System unterliegen. Ob Ekkehard Ehlers 
> Ton verarbeitet, urbane Tanzflächen mit Disko-Pop versorgt oder mit 
> einem deutschen Verlag sehr eingängige Popliteratur auflegt, stets 
> geht es darum, den den Genres zu folgen, bekannte Klischees  
> auszuprobieren und «Kram zu machen», wie Ehlers immer wieder lustvoll 
> betont. Denn im Umgang mit perfektionierenden Musik-Samplings im 
> Computer muss Kreativität neu definiert werden. «Letztlich lautet die 
> Frage: Wie bekommt man sie in die Kiste? - Indem man sie austrickst. 
> Das läuft über pseudokünstlerische Verhaltensweisen, über das, als wie 
> man sich ausgibt, nicht durch coole Plugs.» Es ist zu hoffen, dass es 
> noch Ohren gibt, die die Schwächen des Denkens erkennen - kein 
> leichtes Hören von Redundanzen.
>