[rohrpost] kunstradio.at: ".ran - real audio netliterature" / Teil 2
Johannes Auer
auer at kunsttot.de
Mit Dez 1 18:46:27 CET 2004
.ran - real audio netliterature
curated by Johannes Auer
http://kunstradio.at/PROJECTS/CURATED_BY/ran/
Teil 2:
"Autorschaft und ihre automatische Generierung"
von Cornelia Sollfrank und Timothy Didymus
Sendung: 5. Dezember 2004, 23:05. - 23:45, Kunstradio Ö1
http://www.kunstradio.at/2004B/05_12_04.html
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Die 5-teilige Reihe ".ran - real audio netliterature" - kuratiert von
Johannes Auer - wird verschiedene Ansätze von Netzliteratur (Code,
Montage/Collage, Autorschaft, Text-Bild-(Ton) Indifferenz,
Mensch-Maschine-Kooperation) aufgreifen und versuchen auf das Radio zu
übertragen. Dabei wird mit 5 vorgestellten Positionen in etwa das
Panorama skizziert.
die weiteren Sendungen:
23.1.05 Sylvia Egger: DADA TO GO: A WALKTHROUGH LEVELS
30.1.05 Heiko Idensen: live!
13.2.05 Florian Cramer: Codeworks
bisherige Sendungen:
07.11.04 Beat Suter und René Bauer: Mensch - Maschine ::
Apple in Space :: Search the World
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5. Dezember 2004, 23:05. - 23:45, Kunstradio Ö1:
.ran Teil 2: "Autorschaft und ihre automatische Generierung"
von Cornelia Sollfrank und Timothy Didymus
Nachdem Autorschaft erst im 18.Jahrhundert individualisiert wurde, etwa
gleichzeitig mit der Möglichkeit technischer Reproduzierbarkeit durch
die Druckmaschine und der Erfindung des Urheberrechts - gab es während
des gesamten 20.Jahrhunderts immer wieder künstlerische Bestrebungen,
individuelle Autorschaft und damit einhergehende Vorstellungen von
Genialität oder Originalität zu dekonstruieren.
Angefangen im Dada und von den Surrealisten weiterentwickelt, lässt sich
eine Entwicklung beobachten, die mit dem Aufkommen digitaler Medien
einen ungeahnten neuen Höhepunkt erfährt. Spiele mit Identitäten, die
Verfügbarkeit einer unermesslichen Menge an Material im Internet, die
verlustfreie Kopierbarkeit von Daten sowie kostenlose und anonyme
Distributionsmöglichkeiten haben eine vernetzte Kultur entstehen lassen,
in der einzelne Autor/-innen oftmals kaum mehr zu identifizieren sind
und auch Werke sich in einem permanenten Zustand der Weiterverarbeitung
und Veränderung befinden.
Eine besondere Ausprägung dieser vernetzten Kultur stellt die generative
Kunst dar. Oftmals verteilt sich die Autorschaft hier auf mitwirkende
User, Programmierer/-innen, Künstler/-innen, die das Konzept erarbeiten
und eine Umgebung bereitstellen, den Autoren der weiterverarbeiteten
Materialien und nicht zuletzt dem Computer selbst. Konsequent betrieben,
kann diese Art von Kunst weder durch im Urheberrecht geltende noch dem
Kunstbetrieb zugrunde liegende Kategorien von Autorschaft und Original
erfasst werden.
Die Radioarbeit "Autorschaft und ihre automatische Generierung" versucht
sowohl inhaltlich als auch formal, sich auf diese Entwicklung zu
beziehen. Dabei repräsentieren vier verschiedene Charaktere vier
verschiedene Schichten des Diskurses um Autorschaft. Es gibt jeweils
eine männliche und eine weibliche Computerstimme sowie eine männliche
und eine weibliche menschliche Stimme. Das Hörspiel, das sich
zusammensetzt aus gesprochenem Text, Geräuschen und generativer Musik,
entwickelt sich nicht linear, sondern ergibt sich aus permanenten
Sprüngen auf der Zeitachse. Und obwohl bestimmte Inhalte durch die
Autoren (Sollfrank & Didymus) vorgegeben sind, wird die endgültige Form
ausschliesslich von der zugrunde liegenden Software bestimmt.
Durch den Schock, den diese Sprünge auslösen und die nicht fest gelegte
Abfolge entstehen neue Verbindungen und Zusammenhänge, die nicht nur als
Störung eingeübter Hörgewohnheiten wahrgenommen werden, sondern darüber
hinaus neue Sinnzusammenhänge und Bedeutungen eröffnen, die von den
Künstlern nicht unbedingt beabsichtigt waren. Ferner zeigt sich deutlich
die verführerische Kraft einer linearen Zeitachse.
--
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