[rohrpost] G&GN-BERICHT: transmedialer Tabubruch ???
GanzGarNix at aol.com
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Mit Feb 4 20:13:56 CET 2004
Das Institut fuer Ganz & GarNix (jetzt mit ueber 337 Hyperlinks:
www.GGN.de/termine.html ) INFORMIERT...
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Lord Laessig*, 4.2.2004, 22-24 Uhr
VOM MATERIALISMUS ZUR METAPHYSIK UND ZURUECK ?
(PLAEDOYER** FUER DIREKTEN KONTAKT STATT DIGITALEM KONSUM)
Wer den durch ueberfluessig personenkultig-voyeuristische Videos
(Ex-Haeftling beim Nudelkochen) eingeleiteten Vortrag des italienischen Trendautors
Antonio Negri auf der "transmediale.04" am 31.1.04 in der Schwangeren Auster live
miterlebt hat, bewundert jeden Journalisten, der darueber eine ganze Seite
fuellen kann. Sebastian Preuss hat sich am 2.2.04 in der "Berliner Zeitung" (auf
S.12 im Feuilleton) die Muehe gemacht und mehr aufgeblasen als real gesagt wurde
- und dabei ungewollt den verrosteten Nagel auf den kommunistischen Kopf
getroffen: Negris angebliche Ueberwindung der utopischen Transzendenz entpuppt
sich bei naeherem Hinsehen als dialektische Regression in einen
multimedial-magischen Materialismus, der zwar aufgrund "neuer Technologien" vordergruendig
aufgeklaert-postmodern wirkt, aber letztlich seine Juenger (oder sollte ich besser
sagen: ewigen Juenglinge?) dank digitaler Hirnwaesche in eine
beschaeftigungstherapeutische pseudodadaistisch-mikroindustriefoerdernde Spaßsekte
verwandelt, die das virtuelle Konsumieren von interaktiven Informationen als weniger
egoman-entfremdet empfindet als den klassischen Kapitalismus. Das allzu
rational-dualistische Bewußtsein traditioneller Philosophie fuehrt hier wieder einmal
zu dem Mißverstaendnis, daß die ontologische Medaille nur aus den beiden Seiten
Materie & Metaphysik bestuende, ohne zu ahnen, daß die Medaille eigentlich
eine OFFENE KUGEL ist, deren mystisch-multidimensionales Vorhandensein an sich
als transzentrische Mitte des Denkens dienen muß, um zu begreifen, daß das
echte Leben nicht nur aus inhumanen Arbeitsverhaeltnissen befreit werden sollte
sondern auch eine Integrale Intensivierung der Immanenz braucht, um trotz
Verlust der metaphysischen Mitte zu einer nicht nur grobstofflichen sondern
quantenmechanischen, kosmisch-kybernetischen SPIRITUELLEN SINNLICHKEIT zu finden.
Negri behauptet naiverweise (jedenfalls laut Uebersetzer), wir wuerden in einer
Zeit ohne Jenseits leben, in einer Gesellschaft, die keine Transzendenz mehr
benoetigt. Tatsaechlich ist es aber so, daß die wenigen ueberwachen Menschen, die
nicht mehr nach irgendeinem okkulten Opium suechtig sind, tagtaeglich von
fetischistisch massenmedialen Betaeubungsfluten in Form von Werbeplakaten auf der
Straße, Monitoren in der U-Bahn und Kultureventismen in Konzerthallen und
Museen umgeben sind und sich der Dauerberieselung (mitsamt kollegialem Smalltalk
darueber am Arbeitsplatz) kaum entziehen koennen, obwohl sie sich nicht dafuer
interessieren. Berlin gleicht darin immer mehr der Orwellschen
Negativutopie*** - kein Entrinnen moeglich außer per Billigflug für eine laecherliche Woche
auf die Insel ohne Glasfaser, ohne Infrarot, ohne Strom, ohne
Satellitenschuessel und ohne Menschen. Dann fuehlt man sich vielleicht wie Huxleys Wilder im
Reservat außerhalb der schoenen neuen Welt, aber kehrt doch irgendwann zurueck
in die Alltagsmatrix, um zu pruefen, ob sich der Nachbar inzwischen auch schon
die Augen gerieben hat. Ein kurzes Laecheln wuerde manchmal genuegen...
* Lord Laessig vertritt eine "Neue Laessigkeit" und war 2003
Moderator der Literaturbuehne beim 3.Erich-Muehsam-Festival
sowie Auktionator fuer die Peter-Ustinov-Stiftung auf der
2.Berliner Buchmesse (www.buchmesseberlin.de)
** Dieses Plaedoyer ist ein digitaler Vorabdruck aus:
"DER ERNST IST EIN MEISTER AUS DEUTSCHLAND"
36 transreligioese Poeme von Tom de Toys (G&GN-Verlag, 2004)
*** Negativutopie: vgl. gleichnamiges Buch von T.Noeske (Unrast-Verlag)
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