Re: [rohrpost] Gestalten mit digitalen Medien - Universit ät der Künste Berlin  

gbraun at vff.uni-frankfurt.de gbraun at vff.uni-frankfurt.de
Fre Feb 20 00:45:11 CET 2004


Am Freitag, 20.02.04, um 00:29 Uhr (Europe/Berlin) schrieb Florian 
Cramer:
...
> Bei den Videoinstallationen der Biennale im Martin-Gropius-Bau entsteht
> so der Eindruck einer Hotelfrühstückszimmer-Dauerberieselung mit CNN,
> die auch dadurch nicht besser wird, daß sie (auf ziemlich einfältige
> zumal mit teilweise grauenhaft geschriebenen Begleittexten auf
> geisteswissenschaftlichem Erstsemesterniveau) globalisierungs- und
> urbanismuskritische Inhalte transportiert.


problematisch ist meines erachtens die der zeitgenössischen kunst 
(film-, medien-, etc.-) anhaftende, scheinbare notwendigkeit, zum wesen 
des gezeigten irgendetwas sagen/schreiben zu müssen. die kehrseite der 
medaille ist das von robert pfaller anschaulich beschriebene prinzip 
des sich selbst betrachtenden kunstwerks. pfaller erklärt dies zwar mit 
einer delegierung der wahrnehmung an ein imaginäres publikum, ich meine 
jedoch, dass gerade die wortreichen erläuterungen, die heute untrennbar 
mit kunst (s.o.) verbunden sind, den kunst wahrnehmen wollenden von der 
wahrnehmung weitgehend entbinden.

das führt zu institutionellen blüten wie einer unglaublichen 
distinktiven aufwertung der ausstellungsmacher; immer erbaulich ist die 
untersuchung von ausstellungsbegleitmaterial auf zahlenmäßige, 
typografische und inhaltliche gewichtung von werk, werkbeschreibung, 
werkbeschreibendem und des werkes schöpfer.

damit kann man hier von einer verwässerung des kunstbegriffs sprechen, 
da bereits im zeigeakt durch die aus dem werk über es hinaus gehenden 
erläuterungen ein mologischer diskurs über und dadurch in der kunst 
selbst initiiert wird.

die stigmatisierung eines vergleichs zwischen kunst und gestaltung 
halte ich hingegen für irrelevant, da kunst und gestaltung sich nicht 
kategorisch ausschließen. gutes hängen ist immer noch die halbe miete.