[rohrpost] Malmoe ueber Open Source und die Grenzen der
Offenheit
Matze Schmidt
matze.schmidt at n0name.de
Fre Jul 2 11:50:48 CEST 2004
sorry, aber
>Noch mal eben zu den Quellen steigen und genau studieren!
>
>Berlin Declaration
ich glaube nicht an "citizens' rights". sog. buergerrechte sind ein
dreck (d. potsdamer platz in b gestern abend war das momentan treffenste
beispiel, wo fotografen - u.a. auch ich - von security abgehalten werden
sollten, die szenerie fussballguckender menschen im sony center zu
fotografieren). der CC-copyright"diskurs" kommt mir wie ein
selbstprivilegierungsclub vor ... wir unterzeichnen den neuen unseren
NGO-stil im fahrwasser der WSIS. die WOS als temporaere mini-NGO mit der
fantasie demokratischer kontrolle ueber maerkte. attac unterwirft sich
der gleichen irrigen annaheme.
>dieser ganze Ressourcen-ansatz ist ökonomisch überholt. Das gilt
>insbesondere pseudowissenschaftliche ansätze wie "Humanressourcen" und
>wissen als ressource.
mh, etwas zu ungenau. mit ressourcen kann man bezeichen: eigentum an
produktionsmitteln (maschinen, real estate) und know-how (das schema der
info.gesellschaft in der produktion). "wissen als ressource" geht aber
an dem vorbei - stimme dir darin zu - was es heiszt wissen zu nutzen,
bzw. wie es i.d. produktion ueberhaupt zum tragen kommt, naemlich durch
arbeit (lohnarbeit). was wist ihr potential fuer die seitens des
arbeit"gebers" gekaufte arbeitsleistung. jeder schuhputzer waere also
wissensressourcen-traeger (es sei denn er verwechselt die weisze mit der
schwarzen schuhcreme, dann macht er fehler, sabotage oder kunst).
zu "künstlich verknappt": das ist eines der wichtigsten theoreme der
oekonux-gruppe und uebrigens auch der gesamten ontischen basierung der
argumentationslinien der berliner reformisten um volker grassmuck u.a.,
etwa so: quasi unendlich fluide kopierbares immaterial (daten) werden
mit DRM und durch Copyrights kuenstlich verknappt, also die groesze ihrer
potenziellen verfuegbarkeit auf dem markt reduziert, um *die*
wertschoepfungskette zu sichern, die momentan gefahr laeuft abzubrechen,
bzw. der kontrolle der etablierten industrien zu entrinnen. was sich
hier als worst case z.b. der musikindutrie andeutet, ist fuer die
andere seite, die "kreativen" das erhoffte erfolgsszenario.
gegenargument und -taktik fuer beide pole dieses dichotoms waere das fakt
der ueberproduktion. etwa so: gesamtgesellschaftlich gibt es einen
ueberaustosz an guetern und gerade nicht die menge, die tatsaechlich
benoetigt wird. warum? unter dem musz der profitmaximierung ist jeder
player (jeder kapitalist) bestrebt den absatz moeglichst hoch zu
bringen (padeluun nannte es auf einer cebit im chor mit dem publikum mal
"umsatz, umsatz"). warum sollte sich ein direktdistributor (wie wir ihn
ja in form des quelle versands usw. laengst haben), oder sagen wir
besser: warum sollte sich ein *mittelstaendischer* direktdistributor die
gelegenheit entgehen lassen, seinen absatz moeglichst hoch zu treiben?
an den mythos des deutschen techno-ethos mit den kleinen mengen vinyl-platten
(1000 reichen zum beruehmt werden) 'nur fuer die szene weltwei' glaubt
doch keiner. im idealfalll wird er expandieren, um ueberzuproduzieren,
um gewinn zu machen. er verknappt also nicht, sondern ueberproduziert
(endstation krabbeltisch und "billig,-").
dagegen wirft die immaterielle nun ein, dasz die datenmaerkte sich dagegen
viel genauer selbstregulieren, nur das wuerde sozusagen just-in-time
produziert, was benoetigt wird, nur die menge wird kopiert
(re-produziert), was die menge der konsumenten will. da das
immaterielle Gut aber nie - und zwar absolut nie - ohne materielles
auskommt (physikalisch sogar selbst materiell ist, eben im-materiell),
bedeutet wohl, dasz egal auf welchem untersektor die direktproduktion
und distribution vorhanden ist, die Produktion der Gueter, die zur
Produktion der Gueter, die fuer die Herstellung der immateriellen Gueter
notwendig sind, weiterlaeuft. nur mal das bedacht, geht das schutzbiotop
Creative Commons systemisch den bach runter.
Lessig redet auch unsinn, wenn er sagt, das 20. jahrhundert sei das des
konsums gewesen und das 21. jahrhundert sei nun das der kreativen
produktion.(http://www.golem.de/0406/31857.html) entweder er hat
offenbar keine vorstellung von gueterproduktion im allgemeinen, oder er
setzt taktisch ganz auf den kultursektor und genau das sagt er ja auch.
er redet von "Kulturwelt", was immer das auch sein mag. dasz die
Berliner Erklaerung dem folgt, und man sehe sich die bezeichnende liste
der unterzeichner an, kann mann sektiererisch nennen, nicht die versuche
das zu kritisieren. sektiererisch deshalb, weil hier ein sektor fuer
sich selbst spricht, ein ad-hoc lobbyverband mit dem klaren
arbeit"geber"haften-ziel: "[...] can jump-start the development of
innovative and diversified markets for the delivery of cultural goods
[...]." (http://wizards-of-os.org/index.php?id=1699), das man nicht nur
als opportunistisches argument werten sollte, das in der tradition der
- und da ist es wieder - gruenen "vielheit" steht (diversified markets).
vorwaerst zurueck zu den tante emma laeden, in denen sich die leute die
ruecken (koepfe) krumm (grau) arbeiten.
alles hier superverkuerzt, polemix(TM) & sicher nicht ganz richtig gesagt.
m