[rohrpost] Medientheorie - Das Wikiexperiment

Florian Cramer cantsin at zedat.fu-berlin.de
Die Nov 16 19:20:22 CET 2004


Am Dienstag, 16. November 2004 um 18:58:36 Uhr (+0100) schrieb nabokov:

> Wenn es sich bei dem Material aber um
> Kommunikation handelt, die archiviert wurde,
> beispielsw. um diesen  mail-Wechsel über die Frage, ob
> das Material wirklich schweige, dann spricht es doch
> zum Lesenden. 

Aber schon die Auswahl des Materials ist doch nicht objektiv, sondern in
ihr manifestiert sich kritische Subjektivität und somit der erste Ansatz
einer Theorie (im Sinne einer "Anschauung"). Man kommt also ums
Theoretisieren nicht herum. Und schließlich ist auch das Material selbst
nicht neutral, sondern mit diversen Interessen codiert.

Das World Wide Web zeigt es, wie ich finde, anschaulich. Wir bedienen
uns unserer Subjektivität in Kombination mit in Algorithmen
eingegossenen anderen subjektiven Kriterien [wie z.B. im "page ranking"
von Google], um es zu "nutzen". Daß es lohnt, sich darüber Gedanken zu
machen und es nicht schlicht als Gegebenheit hinzunehmen, ist vielleicht
der kleinste gemeinsame Nenner eines Forums wie der rohrpost. Und dann
ist man eben in dem Geschäft, das heute - unbefriedigenderweise, aber es
gibt noch kein besseres Wort - "Medienkritik" oder "Medientheorie"
heißt.

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