[rohrpost] Medientheorie - Das Wikiexperiment

Annett Zinsmeister az at ethicdesign.de
Sam Nov 20 00:04:10 CET 2004


Um über "deutsche Medientheorie" zu schreiben und nicht nur über den Sinn
und Unsinn oder die Praktikabilität dieses Begriffs, wäre es wohl
tatsächlich sachdienlich, diese Medienlandschaft zu kartographieren, die
unterschiedlichen Positionen zu exponieren und ggfs. zu vergleichen. Dabei
nach etwas typischem oder spezifisch Deutschem zu suchen, erscheint indes
nicht tragfähig bzw. ergiebig. Einen Überblick über aktuelle Positionen zu
geiwnnen und zu verzeichen, wäre hingegen für die in der rohrpost geführte
Diskussion die eigentlich Basis. (die selbstredend behauptet scheint, aber
letztlich fallen doch immmer nur die gleichen Namen; in erster Linie F.A.
Kittler, da weiß vielleicht noch so mancher wovon er spricht).
Auffällig ist, daß sich die meisten hier über eine an den Hochschulen
lozierte Theoriedebatte ärgern, über die ewige Wiederkehr der angeblich
immer gleichen Tagungen, mit angeblich immer gleichen Referenten und
angeblich immer gleichen Sammelbänden....(Manchmal frage ich mich, wo geht
Ihr eigentlich hin? Schon allein in Berlin gibt es ein ausgesprochen
vielfältiges Programm an Veranstaltungen, mit unterschiedlichen Referenten.
Und ein Blick in die Publikationen zeigt solch ein Spektrum, das diesem
Jammern wirklich jede reale Basis entzieht. Medientheorie findet sich als
eine Hybridwissenschaft bekanntlich ja nicht nur dort, wo auch Medientheorie
draufsteht.) 
Diese Diskursschleife über die priviligierten Akademiker ist nicht besonders
konstruktiv, ermüdend und beginnt auch langsam zu nerven... In Deutschland
ist es nun  mal leider so, daß sich Theorie nur an Hochschulen und
Forschungsinstitutionen bezahlt macht und entsprechend auch dort
konzentriert verortet ist. Entsprechend ist es ein Verdienst, wenn dieser
Diskurs nicht nur in abgegrenzten Zirkeln kursiert, sondern durch Tagungen
und entsprechende Bände einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht
wird. Das dies ein einziges inzestuöses System sei, mag für das eine oder
andere Institut vielleicht zutreffen, ist aber wahrlich nicht die Regel. Für
die meisten Veranstaltungen gilt:  Geladen wird, wer interessante Positionen
vertritt und fachlich Interessantes zu sagen hat und dies auch zu
kommunizieren versteht.
Und damit kommen wir noch auf einen anderen interessanten Aspekt, den
Geert angesprochen hat: die Sprache. Als Medium jeder Theorie ist sie
selbstverständlich bedeutsam und es macht gerade in einem geistes- oder
kulturwissenschaftlichen Kontext sehr wohl einen Unterschied mit welcher
Sprachkompetenz kommuniziert wird.
Gratulation allen, die sich in 2 Sprachen tatsächlich gleichwertig
auszudrücken wissen. Etliche Beiträge gerade in der rohrpost zeigen eine
solch sprachliche Redundanz, daß dort vielleicht tatsächlich der Unterschied
zwischen Zweit- und Muttersprache schwindet. Aber das kann und soll ja nicht
Ziel aller Medien - oder sonstwie Theorie sein.