[rohrpost] betrifft: deutsche medientheorie

Peter C. Krell pc.krell at game-face.de
Mit Okt 13 22:53:43 CEST 2004


Danke, Mercedes ; )

Liegt das angenommene Fehlen einer Theorie mehr an einer Theoriemüdigkeit
der Deutschen (nach der Kritischen Theorie) oder vielleicht eher an einer
mangelhaft vorhandenen Medienpraxis in Deutschland?
Derrida beschreibt zur Erinnerung in seinem Aufsatz "La Différance" den Reiz
des sich temporal verändernden jeweils Anderen (auch einer Kultur) und das
inspirative Potential des phasenhaft iterativ sprunghaft Neuen und damit
auch das jener medienübergreifenden "structurals drifts", die Luhmann in
"Die Realität der Massenmedien" die Querläuferphänomene seiner
Anschlussfähigkeit nennt.

Peter

On 13.10.2004 22:37 Uhr, "mercedes bunz" <mrs.bunz at de-bug.de> wrote:

> 
> 
>> hallo,
>> 
>> ich moechte fragen wer interessiert ist sich ueber die frage zu auessern
>> ob es eine deutsche medientheorie gibt/gaebe/geben sollte. ich moechte
>> die antworten fuer lettre benutzen, und fuer die tagung die ich dazu im
>> fruehling 2005 in amsterdam organisiere. mehr dazu auf
>> www.networkcultures.org, die website meines instituts (neu!). wenn es
>> franszosische philosophie gibt, warum dann auch nicht deutsche
>> medientheorie? waere deutsche medientheorie ein exportprodukt oder eher
>> ein gelungerer fehlschlag? ist der often spekulativen ansatz zeichen
>> seiner staerke oder verbirgt sich hinter der begriffslawine eher
>> ohnmacht, kulturpessimismus und mangel an praktischen kenntnissen der
>> (neue) medien und seinen pragmatischen funktionalitaeten?
> 
> 
> 
> Deutsche Medientheorie: Gibt es. Absurder Weise
> aber nicht als Exportschlager, sondern als
> Importware. D.h. es gibt sie erst, seitdem sie
> dort draußen, in den anderen anderssprachigen
> Ländern so wahrgenommen wird. Ein Bekannter von
> mir, Dozent an der Middlesex University in
> London, formulierte sie so: "Here in the UK
> there's beginning to be something of a buzz
> around what's being termed 'German media theory',
> by which is meant the work mainly of Kittler,
> Siegert, Flusser, Luhmann and Theweleit, but also
> Sloterdijk and Winkler - although I can see a lot
> of those would fit into the media history or
> media sociology categories you mention." Während
> Siegert, Kittler, Winkler und Luhmann auf jeden
> Fall etwas miteinander zu tun haben, wenn
> vielleicht auch ein paar von ihnen nicht mehr so
> liebevoll miteinander reden, oder es gar nicht
> können, weil gestorben, spielen Sloterdijk und
> Theweleit deutlich in einem anderen Diskurs -
> Flusser dagegen ist in Prag geboren, nach
> Brasilien emigiert und ließ sich dann in
> Frankreich nieder. Macht nichts. Derrida hat auch
> den Umweg über die USA nehmen müssen, um in der
> französischen Landschaft anerkannt zu werden.
> Außerdem wechselte er mit Foucault 15 Jahre kein
> Wort, der wiederum am Ende seines Lebens auch die
> Kommunikation mit Deleuze einschlafen ließ. Aus
> der französischen Theorie, die es in Frankreich
> nicht gab, lernt man also: Deutsche Medientheorie
> wird es in Deutschland nicht geben. Woanders
> stehen die Chancen allerdings ganz gut.
> 
> 
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