[rohrpost] Die Kunst des Sammelns - Flick in Berlin/ Pressegespräch zu einem Projekt der NGBK am 14.9.2004 um 12 Uhr

Matthias Reichelt presse at ngbk.de
Die Sep 7 17:39:00 CEST 2004


Berlin, den 6. September 2004


Einladung zum Pressegespräch


Die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V. lädt Sie ein zur Vorstellung
des Projekts

Die Kunst des Sammelns – Flick in Berlin

am Dienstag, den 14. September 2004
um 12. 00 Uhr, in der NGBK
Oranienstr. 25, VH, I. Etage, 10999 Berlin-Kreuzberg

Das NGBK-Projekt, initiiert von den Berliner Künstlern Renata Stih und
Frieder Schnock, setzt sich kritisch mit der "F.C. Flick Collection im
Hamburger Bahnhof" auseinander,  die ab dem 22. September als Leihgabe für
sieben Jahre in Berlin zu sehen sein wird.

Im Mittelpunkt steht das Thema Zwangsarbeit und die Steuerfrage.  Das
NGBK-Projekt  "Weißer Ritter" (Der Nothelfer zur Rettung eines maroden
Unternehmens) umfasst eine Plakataktion als Intervention im öffentlichen
Raum, die Publikation "Die Kunst des Sammelns" und eine Podiumsdiskussion in
der Akademie der Künste. Das Projekt will eine öffentliche Diskussion
anregen über Fragen, die in der unkritischen Sicht auf die ca. 2.500
Leihgaben von F.C. Flick, Erbe und Enkel des NS-Wehrwirtschaftsführers
Friedrich Flick, untergegangen sind und erst auf Druck von Medien,
Abgeordneten und Repräsentanten jüdischer Organisationen erneut gestellt
wurden. Das Projekt versteht sich als Beitrag zu einem offenen und
kritischen Diskurs, der eine lebendige Erinnerungskultur in diesem Lande
einfordert.

Ihre Gesprächspartner sind:

Leonie Baumann (NGBK)
Prof. Renata Stih
Dr. Frieder Schnock
Marianne Theil

Über Ihr Kommen würden wir uns sehr freuen.

Leonie Baumann
Geschäftsführerin NGBK

________________________________________________________________
NGBK-Arbeitsgruppe „Weißer Ritter“	(Sperrfrist bis 14 Sept. 2004)


Die Kunst des Sammelns - Flick in Berlin

Die NGBK-Arbeitsgruppe „Weißer Ritter“ thematisiert unter dem Titel „Die
Kunst des Sammelns“ verschiedene Aspekte der "Friedrich Christian Flick
Collection im Hamburger Bahnhof", die ab dem 22. September 2004 als Leihgabe
für sieben Jahre erstmals in Berlin zu sehen sein wird und von den
Staatlichen Museen zu Berlin als "herausragendes Ereignis für die
internationale Kunst- und Museumsszene" angekündigt wurde.
Friedrich Christian Flick, Erbe und Enkel des ehemaligen
NS-Wehrwirtschaftsführers Friedrich Flick, wollte ursprünglich für seine
Sammlung ein eigenes Museum in Zürich errichten. Sein Plan scheiterte am
Protest Schweizer Bürger, die vehement die Weigerung von F.C. Flick
kritisierten, sich finanziell an der Hilfe für ehemalige ZwangsarbeiterInnen
zu beteiligen.
Das Kunstprojekt, initiiert von den Künstlern Renata Stih und Frieder
Schnock, verweist auf Sachverhalte, die in der unkritischen Sicht auf die
ca. 2500 Leihgaben untergegangen sind und erst auf Druck von Medien,
Abgeordneten und Repräsentanten jüdischer Organisationen allmählich zur
Sprache kamen: das Thema Zwangsarbeit und die Steuerfrage, zwei Hauptaspekte
der Familiengeschichte "Flick", die Vergangenheit und Gegenwart berühren.
Der sammelnde Wahlschweizer F.C. Flick ist dagegen eher der Zukunft
verpflichtet. Er investierte das Erbe des Großvaters imagesteigernd in
Kunstwerte, die nun in der deutschen Hauptstadt gefeiert werden sollen. F.C.
Flick zahlt keine Steuern in Deutschland, lässt sich aber beim Unterhalt und
den Kosten der Erstpräsentation seiner Erwerbungen von den Staatlichen
Museen Berlins aushalten. Eine öffentliche Bühne wird bereitgestellt für die
Selbstdarstellung eines Großsammlers, der sagt, er wolle der "dunklen" Seite
seiner Familiengeschichte durch die öffentlich zur Schau gestellte
Kunstsammlung eine "helle" hinzufügen.
Das Projekt versteht sich als Beitrag zur lebendigen Erinnerungskultur in
diesem Land. Was hat Kunst mit Zwangsarbeit zu tun? Das Irrationale im
Umgang mit der Vergangenheit wird befragt: Inwieweit wird mit zweierlei Maß
gemessen? Engagierte BürgerInnen setzen sich für NS-Opfer, Denkmale und
Forschungszentren ein, während das Thema Familiengeschichte und
Vergangenheit beim Flick-Erben Friedrich Christian weitestgehend
ausgeblendet wird.
Das Projekt "Weißer Ritter" umfasst drei Teile: In der Publikation „Die
Kunst des Sammelns“, herausgegeben von der NGBK, wird u.a. die "Méthode
Flick" als Zusammenspiel von Geld, Macht und Politik durch drei Generationen
hindurch (Großvater, Onkel, Enkel) dargestellt. Bei der Podiumsdiskussion am
25. September 04 in der Akademie der Künste steht das Sammeln von Kunst in
den öffentlichen Museen und das Beispiel "Flick in Berlin" im Mittelpunkt.
Ab dem 10. September wird im Umfeld des Hamburger Bahnhofs eine Plakataktion
als Intervention im öffentlichen Raum auf die Ausstellung der „F.C. Flick
Collection“ hinweisen.

Plakataktion:	10. bis 30. September 2004 beim Hamburger Bahnhof in der
Invalidenstraße an der Sandkrugbrücke und am Lehrter Bahnhof

Podiumsdiskussion:	„Die Kunst des Sammelns – Flick in Berlin“, Samstag, 25.
September 2004 um 19 Uhr
in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten

Publikation:	Stih & Schnock*„Die Kunst des Sammelns / The Art of Collecting“
Beiträge u.a. von Tom Freudenheim, Elvira Pichler, Jutta Raulwing, Marianne
Theil
Hrsg./Ed. NGBK e.V.,  dt./engl.,  66 Seiten,  Preis  € 4.-,  ISBN
3-926796-91-X
Anforderung von Rezensionsexemplaren bei der NGBK, Tel. 030/616.513-0
presse at ngbk.de
____________________________________________________________________________
___________________
Mitglieder der Arbeitsgruppe „Weißer Ritter“:
Tsafrir Cohen, Brigitte Schmock, Frieder Schnock, Renata Stih, Marianne
Theil



* weitere Publikationen von Stih & Schnock:
"Orte des Erinnerns" / Denkmal im Bayerischen Viertel
und der Entwurf für das Holocaust-Denkmal in Berlin
("Bus Stop", Hrsg./Ed. NGBK)