[rohrpost] Fwd: Hack.it.art-Workshops, Berlin, 5./6./8. Februar

Florian Cramer cantsin at zedat.fu-berlin.de
Mit Feb 2 15:27:01 CET 2005


[Anmerkung vorweg: An dem Programm scheint mir vor allem bemerkenswert,
daß es - ähnlich wie die rohrpost in ihrer Medien-Debatte - versucht,
nach ca. einem Jahrzehnt selbstkritische Bilanzen von Netzkulturen wie
Cyberfeminismus und Hacktivismus zu ziehen.  Interessant ist auch, daß
das Cyberfeminismus-Panel bekannte Protagonistinnen mit der
Electro-Performerin Dahlia und dem gerade sehr aktuellen
Independent-Pornographie-Diskurs zusammenbringt. Und schließlich gibt es
beim Hacktivism-Panel den meines Wissens ersten Auftritt von Tommaso
Tozzi in Deutschland, dessen Bücher u.a. über "Net Strikes" und die
Verbindung von Subkulturen der 1980er (wie Mail Art, Fanzines und
Mailbox-Computernetze) mit den Netzkulturen der 1990er Jahre außerhalb
Italiens seltsamerweise unbeachtet geblieben sind. Ansonsten ist
Gegenkultur- und Utopie-Gefrusteten Federico Bucalossis Website
"www.nothuman.net" sehr zu empfehlen.

-F]





Hack.it.art - Hacktivism im Umfeld von Kunst und Medien in Italien
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien | Mariannenplatz 2, 1o997 Berlin |
www.kunstraumkreuzberg.de - www.ecn.org/aha

Panels und Workshop
5. / 6. /8. Februar 2005
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1. Panel: Hacking the Body
2. Panel: Hacktivism: Was tun/Che fare?
3. Workshop zu 'Hacking TV. Wie baue ich eine "Telestreet"'
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Panel: 'Hacking the Body'- 6. Februar, 16.00 UHR

Das Panel 'Hacking the Body' fragt nach der Bedeutung des Konzepts des 
Cyberfeminismus heute, etwa 10 Jahre nach seinem ersten Auftauchen. Es 
werden künstlerische und aktivistische Praktiken betrachtet, die sich 
mit den Begriffen Körper, Identität und Sexualität beschäftigen.
1991 schrieb eine Gruppe australischer Frauen das "Cyberfeministische 
Manifest für das 21. Jahrhundert", welches, inspiriert von Donna 
Haraway, das Konzept Cyberfeminismus fast spielerisch entwickelte. Die 
neuen Formen einer Utopie von Gender und Identität gingen mit dem 
radikalen und kollektiven Gebrauch neuer Technologien einher. Der 
cyberfeministische Virus verbreitete sich über Australien, Europa und 
Amerika. Er vereinte eine radikale Idee vom Körper mit dem Enthusiasmus 
für neue technologische Utopien und der Hoffnung auf eine Subversion des 
Patriarchats, indem neue hybride Identitäten sowie ironischer und 
politischer Aktivismus geschaffen wurden.
Wo steht Cyberfeminismus heute, nachdem 10 Jahre der individuellen und 
kollektiven Praxis vergangen sind? Sind Konzepte wie Identität, Körper 
und Sexualität hackbar?
Es scheint eine neue Welle radikalen Körperausdrucks in der unabhängigen 
Pornoproduktion zu geben, die die Dichotomie von 
Geschlechterzuschreibungen in männlich/weiblich oder hetero/schwul 
untergraben will. Ist der neue Körper mit dem cyberfeministischen Virus 
infiziert?


Hacking the Body - 6.Februar 16.00 UHR:
Erster Teil (16.00-17.30 Uhr)
- Cornelia Sollfrank, Old Boys Network <www.obn.org> (Hamburg, D)
- Agnese Trocchi, Candida TV <www.candidatv.tv> (Rom, IT)
- Diskussion
Video Projektion (17.30 Uhr)
- "Bio Doll's Baby" von Franca Formenti <www.francaformenti3.org> 
(Varese, IT), Video - Einführung von Dahlia Schweitzer 
<www.thisisdahlia.com> (New York, USA/Berlin, D) mit Interaktion von 
synusi@ virus von Casaluce - Geiger (Wien, Ö/IT)
Zweiter Teil (18.00-19.30 Uhr)
- Diana McCarty, Bootlab (<www.bootlab.org> Berlin, D)
- Betty, Sexyshock (<www.ecn.org/sexyshock> Bologna, IT)
- Diskussion
- Moderation: Tatiana Bazzichelli, AHA (<www.ecn.org/aha> Rom, 
IT/Berlin, D)

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Panel: 'Hacktivism: Was tun/Che fare?' -  8. Februar 2005, 19.00 UHR

Italien ist ein Land der Extreme. Einerseits die autokratische 
Herrschaft Berlusconis, der sowohl die italienische als auch die 
europäische Politik manipuliert und über die mehr oder weniger komplette 
Kontrolle der Massenmedien verfügt. Auf der anderen Seite eine große 
Zahl von Intellektuellen und Aktivisten, die sich gegen die Regierung 
aussprechen.

Die Demonstrationen in Genua 2001, bei denen Millionen von Menschen 
gegen den Krieg im Irak protestierten und die darauf folgenden 
Generalstreiks sind nur die Spitze des Eisbergs.  Während die 
institutionelle Politik Italiens als rigides festgefahrenes System 
erscheint, hat sich in den vergangenen zehn Jahren eine international 
vernetzte Szene und enorm heterogene Gegenkulturen entwickelt. Dieses 
Netzwerk organisiert gesellschaftliche Intervention und Demonstrationen 
und ist für seine Vielzahl von Medieninitiativen bekannt. Es arbeitet 
mit verschiedenen Mitteln bei der Verbreitung seiner Inhalte: Radio, 
Streaming von Videos im Netz, Mailinglisten, lokalen TV Stationen, 
Websites. Oft betrifft der Inhalt nicht nur politische Themen, sondern 
befasst sich auch mit Themen, die in Bezug auf Netzkultur und Neue 
Medien relevant sind, so zum Beispiel die Frage nach Urheberrecht  und 
freien Netzwerken.

Das Panel 'Hacktivism: Was tun/Che fare?' verbindet Theoretiker und 
Aktivisten aus Italien und Deutschland, es reflektiert das Konzept 
Hacktivism und dessen Zukunft nach 20 Jahren unabhängiger Aktivität auf 
diesem Gebiet. Auf welchem Stand ist Hacktivism heute? Welche 
Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen einem italienischen 
Verständnis des Hacktivism und einer international verbreiteten 
Auffassung des Begriffs?
Die frühen Netzutopien sind vorbei. Ist Hacktivism noch möglich, auch 
wenn der Cyberspace von ökonomischen Interessen dominiert wird? Ist es 
noch möglich, radikale unabhängige Information und künstlerischen 
Ausdruck im Netz zu verbreiten? Sind Netzcommunities noch immer 
Plattformen der nicht-hierarchischen Organisation?

Hacktivism: Was tun/Che fare? -  8. Februar 2005, 19.00 Uhr
- Erster Teil  (19.00 Uhr):
- Sebastian Lütgert, Textz.com www.textz.com (Berlin, D)
- Tommaso Tozzi, Hacker Art www.hackerart.org (Florenz, IT)
- Zweiter Teil (20.00 Uhr):
- Susanne Schmidt, www.informationsfreiheiten.de (Berlin, D)
- Asbesto, Freaknet Medialab, www.freaknet.org (Catania, IT)
- Diskussion (21.00 Uhr)
- Moderation: Alessandro Ludovico, Neural www.neural.it (Bari, IT)

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Hacking TV: How to build a Telestreet. -  5. / 6. Februar 2005

Während Berlusconi das Medienmonopol inne hat, hat sich an den Rändern 
der italienischen Medienlandschaft ein Netzwerk von freien TV Stationen, 
Radios und Internetplattformen heraus gebildet. Sie fördern, verbreiten 
und ermöglichen den Zugang zu Informationen, die sonst nirgendwo 
gesendet werden. Sie dokumentieren und produzieren politische und 
mediale Interventionen.
Orfeo TV, Telefabbrica, TeleImmagini, Gli Anelli Mancanti TV, 
Spegnilatv, NowarTV, TeleAUT, IsolaTV, Disco Volante TV, 
TeleMonteOrlando, TeleRobbinud, Telefermento, RosaGhettoTV, InsuTV, 
Telecitofono, Telecerini und viele andere verwandeln Kommunikation in 
eine wirkliche Alternative zum offiziellen Medienbetrieb Italiens. 
Telestreets schaffen eine Parallelrealität zum TV des Mainstream mit der 
Mission frische Information aus dem Untergrund an die Öffentlichkeit zu 
transportieren.
Im Workshop wird den Teilnehmern gezeigt, wie man seinen eigenen 
Fernsehsender mit Hilfe von einfachen und billigen Mitteln, eine 
italienische Telestreet, aufbaut.

Hacking TV: How to build a Telestreet.  - 5. /6. Februar 2005
5. Februar, 14.00-18.00 Uhr/6. Februar 12.00 - 15.30 Uhr.
- Agnese Trocchi, Candida TV <www.candidatv.tv> (Rom, IT)
- Federico Bucalossi, Nothuman <www.nothuman.net> (Florenz, IT)
- Alexandra Weltz, Filmemacherin (Berlin, D)

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         /c_"/   Tatiana Bazzichelli
        //_/\__  web site: http://www.ecn.org/aha
          /  \             http://www.strano.net/bazzichelli
         /____\  e-mail: t.bazzichelli at mclink.it
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