[rohrpost] Buchvorstellung

Johannes Auer auer at kunsttot.de
Don Feb 3 17:57:34 CET 2005


lieber hans-christian von herrmann,

> ist es nicht gerade der Gestus des Erinnerns, der Bense und die 
> "Stuttgarter Schule" heute als erledigten Fall erscheinen läßt? Sollte 
> man stattdessen nicht damit beginnen, das damals Geschehene zu 
> befragen? Sonst dreht sich's doch nur darum, für wen man wo eine 
> Gedenktafel anbringen läßt.

diese antwort ist "frech", und das wissen sie wohl auch, da sie, wie sie
schreiben, "'Als Stuttgart Schule machte' zur Kenntnis genommen" haben...

> (Mir ist klar, daß das Thema "Bense" in Stuttgart bis heute ein 
> Politikum ist und daß dort um Erwähnen und Nicht-Erwähnen vehement 
> gestritten werden kann.)

verstehe ich nicht in diesem kontext. ihr buch und der internetreader
haben ja beide u.a. max bense und die wirkungen zum gegenstand,
"erwaehnen" also.

ich moechte an dieser stelle unsere diskussion nicht weiter fortfuehren,
die ja wohl zumindest aufmerksamkeitsoekonomisch erfolgreich war
(so wurde versucht bei mir ihr buch zu bestellen ;-)
schlage aber vor, da uns wohl beiden an dem thema liegt, dass sie,
soweit moeglich, aufsaetze ihres buches in elektronischer form (z.b.
pdf)  fuer den internetreader "als stuttgart schule machte" zur
verfuegung stellen. gerne bringe ich dann fuer einige zeit auf der
hauptseite prominet einen "soeben erschienen"-hinweis auf
'aesthetik als programm' an.

mit besten gruessen
johannes auer


> Selbstverständlich haben wir bei unseren Recherchen auch den 
> Internetreader "Als Stuttgart Schule machte" zur Kenntnis genommen. 
> Auf die Frage, wie ein Elektrotechniker und angehender Programmierer, 
> nämlich Theo Lutz, 1959 auf den Gedanken kommen konnte, 
> Kafka-Vokabular per Zufallsgenerator in ein einfaches 
> (grammatisch-logisches) Satzschema hineinzuwürfeln, haben wir dort 
> aber keine Antworten gefunden. Anders gesagt: Es ging uns nicht darum, 
> die Stuttgarter "Anfänge" der Computerkunst zu beschreiben - das ist 
> in der Tat vielfach geschehen, beschränkt sich allerdings meistens 
> auch auf die Nennung von Namen und Jahreszahlen -, sondern eine 
> komplexe Lage (aus Technologien, Theorien, Institutionen, Biographien 
> etc.) sichtbar zu machen, in der der Kunst zunächst keineswegs die 
> Hauptrolle zukam.
>
> Mit besten Grüßen
>
> Hans-Christian von Herrmann
>
>
>
> ----- Original Message ----- From: "Johannes Auer" <auer at kunsttot.de>
> To: "Hans-Christian von Herrmann" <hc.herrmann at t-online.de>
> Cc: <rohrpost at mikrolisten.de>
> Sent: Tuesday, February 01, 2005 12:20 PM
> Subject: Re: [rohrpost] Buchvorstellung
>
>
>> lieber hans-christian von herrmann,
>>
>> bitte verstehen sie mich nicht falsch. ich finde es gut und wichtig,
>> dass das buch "aethetik als programm" erschienen ist.
>> worauf ich in meinem posting abzielte, ist der mechanismus des
>> vergessens: vergessen ist, im doppelten sinne, was nicht erwaehnt wird.
>> und das buch erwaehnt weder den internetreader "als stuttgart schule
>> machte" www.stuttgarter-schule.de , der schon seit jahren material zu
>> den "sechziger Jahre[n] in Stuttgart" (reinhard doehl,
>> www.stuttgarter-schule.de/stutt60.htm) zugaenglich macht - durchaus auch
>> in den fuer ihren band relevanten bereichen  (kann man da so einfach
>> trennen?),  wie: texte von max bense, die bibliografie seiner werke von
>> elisabeth walther, das verzeichnis der ausstellungen der studiengalerie,
>> die internationalen beziehungen und und und -  nicht zuletzt den aufsatz
>> "stochastische texte" von theo lutz, den sie ebenfalls wiederabdrucken.
>> noch erwaehnt das buch, das "symposium max bense" in stuttgart  am 9. /
>> 10.09.1994 ("semiotik und aesthetik / ungehorsam der ideen /
>> wirkungen"), dessen durchfuehrung einerseits, soweit ich sehe, die
>> "wiederentdeckung" max benses in stuttgart markiert, andererseits fast
>> in direkter folge zur  herausgabe des readers  www.stuttgarter-schule.de
>> fuehrte (vgl. hierzu z.b. reinhard doehl,  "der kreis um max bense",
>> http://www.stuttgarter-schule.de/bensekreis.htm).
>>
>>> Weitgehend in Vergessenheit geraten ist hingegen, (...), daß vielmehr
>>> einer der frühesten Ansätze, das neue technische Niveau in Beziehung
>>> auf Wissenschaften und Künste zu denken, um das Jahr 1960 von dem
>>> Philosophen und Wissenschaftstheoretiker Max Bense und seiner Gruppe
>>> an der Technischen Hochschule Stuttgart ausgearbeitet wurde.
>>
>>
>> und so ist diese kenntnis, in dem von ihnen abgespaltenen bereich
>> "konkreter Literatur und deren Fortführung als Computer- und Netzkunst"
>> durchaus angekommen.
>> zuletzt in "p0es1s. aethetik digitaler poesie", hrsg von friedrich w.
>> block, christiane heibach, karin wenz, hatje cantz 2004:
>> "im stuttgarter kreis um max bense, der schon seit 1950 eine poetische
>> automaten-aesthetik entwickelt, entstehen 1959 erste erste
>> 'stochastische' und  'kuenstliche' texte von theo lutz auf der
>> grossrechenanlage zuse z22. parallel dazu laufen experimente und erste
>> ausstellungen mit digital erzeugten bildern...." (s. 16).
>>
>> mit besten gruessen
>> johannes auer



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