[rohrpost] kunstradio.at: ".ran - real audio netliterature" / Teil 4

Johannes Auer auer at kunsttot.de
Mit Jan 26 17:55:09 CET 2005


.ran - real audio netliterature
curated by Johannes Auer
http://kunstradio.at/PROJECTS/CURATED_BY/ran/

Teil 4:
"idensen live! ein stereo hyper/text/hoer/spiel"
von/mit Heiko Idensen
Sendung: 30. Januar 2005, 23:05. - 23:45, Kunstradio Ö1
http://www.kunstradio.at/2005A/30_01_05.html

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Die 5-teilige Reihe ".ran - real audio netliterature" - kuratiert von
Johannes Auer - wird verschiedene Ansaetze von Netzliteratur (Code,
Montage/Collage, Autorschaft, Text-Bild-(Ton) Indifferenz,
Mensch-Maschine-Kooperation) aufgreifen und versuchen auf das Radio zu
uebertragen. Dabei wird mit 5 vorgestellten Positionen in etwa das
Panorama skizziert.

die weiteren Sendungen:
13.2.05 Florian Cramer: Codeworks

bisherige Sendungen:
07.11.04 Beat Suter und René Bauer: "Mensch - Maschine ::
Apple in Space :: Search the World"
05.12.2004: Cornelia Sollfrank und Timothy Didymus: "Autorschaft und
ihre automatische Generierung"
23.01.05 Sylvia Egger: "DADA TO GO. a walkthrough (levels)"

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30. Januar 2005, 23:05. - 23:45, Kunstradio Ö1:

.ran Teil 4: "idensen live! ein stereo hyper/text/hoer/spiel"
von/mit Heiko Idensen


linker kanal: hyper-leser und –schreiber hei+co at hyperdis.de (alias heiko
idensen) spricht "live", was ihm "durch den kopf geht" ... (= SPRECHEN)

rechter kanal: cut-ups und kollagen historisch/hysterischer hypertexte
(= HOEREN)

das entscheidende wird der mix:
wer sitzt am mischpult? an welcher stelle wird ein- bzw. ausgeblendet?
Welche parameter und effekte werden gesetzt?

ein hypertext-hoerbuch muesste auf jeden fall eine record-taste haben!

waehrend die hypertext-theoretiker und –propheten eine exponentielle
unkontrollierbare zunahme elektronischer textzirkulation vorausgesagt
haben, reagiert die verlagsbranche auf den zunehmenden zusammenbruch des
buch-marktes mit dem gegengift hoerbuch.

somit vollzieht sich im umgang mit der literatur endlich eine aehnliche
revolution, wie sie fuer die musik in den 80er jahren durch den walkman
ausgeloest wurde: ein mobil-werden der hoersituation unter einbeziehung
des staedtischen umraumes; die moeglichkeit, den inneren hoerraum
beliebig mit der aeusseren sound-kulisse, den geraeuschen des alltags zu
mischen.

und so wie der sms-effekt eine umwandlung des handys zum schreibwerkzeug
einleitet (und wir jetzt endlich nicht nur ueberall unsere eigene musik
hoeren, sondern auch ueberall schreiben koennen) ...

... beruht hyper-hoeren darauf, den klang, den sound, das rauschen der
kanaele, das klappern der sprechwerkzeuge und geraete, die rauhheit der
stimme ... in die elektronische text-zikulation wieder mit einzubeziehen:

klassischerweise hat sich der hypertext vollkommen der stimme entledigt:
als topographischer text, als mapping von texten auf buchseiten
(visuelle poesie) oder bildschirmen vollzieht er eher eine poetik der
verknuepfung & vernetzung - als eine des klangs, der metrik, des
gesprochenen wortes ... es gibt keine erzaehlung - einen erzaehler schon
gar nicht ... hypertexte sind eigentlich genauso wenig zum sprechen oder
vorlesen geeignet wie source-code ..

ins ohr gefluesterten hoerhypertexte enthalten dramatische szenen aus
der hypertext-geschichte, man hoert das klacken der hebel des MEMEX,
auch foucault ruft ganz von weitem das lachen aus der chinesischen
enzyklopaedie auf ...

...

es geht nicht darum, aus dem hoerbuch ein mp3-hoerbuch zu machen,
sondern die hypertext-produktionssintrumente und –medien (weblogs,
sms-liebesromane, mitschreibprojekte ...) anzuschliessen an klang- und
hoerwelten: webradios, experimentelle literatursendungen, lesungen,
hoerspiele im und aus dem netz

... immer wieder das alte lied neu singen und instrumentieren:

"den rundfunk aus einem distributionsapparat in einen
kommunikationsapparat zu verwandeln" (bertolt brecht)



-- 
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