[rohrpost] RADIOTESLA am 29.06.:Bonus Track

Moritz von Rappard rappard at blinx.de
Don Jun 23 16:07:59 CEST 2005




RADIOWIRKLICHKEIT
BONUS TRACK
Mi 29.06.05 um 20.30 Uhr

Am letzten Abend zum Monatsthema 
Radiowirklichkeit und zugleich auch exakt zwei 
Wochen vor der bis Mitte September reichenden 
Sommerpause werden Produktionen 
unterschiedlichster Form vorgestellt, die 
insbesondere auch durch ihre Gegenüberstellung 
dazu beitragen sollen, die Realitäten des Mediums 
Radio weiter auszuloten.

Chris Cutler: “Twice around the world", ORF-Kunstradio 2003

Von Juli 2002 bis Juli 2003 gestaltete der 
Künstler und Musiker Chris Cutler das 
Radioprogramm "Out of the Blue Radio". Das 
Programm war ein täglich wechselndes Szenario aus 
ungeschnittenen und unbearbeiteten Field 
Recordings, ähnlich den Geräuschen und Klängen, 
die durch ein offenes Fenster dringen. "Meine 
Idee für diese Sendung war es, den HörerInnen das 
Ohr einer anderen Person für jeweils eine halbe 
Stunde zu "leihen"; ein Fenster zu einer anderen 
Geräuschkulisse zu öffnen - entfernt oder nah -, 
die nicht identisch mit der eigenen akustischen 
Umgebung ist. Die AutorInnen, die uns ihre Ohren 
zur Verfügung stellen, gestalten durchgehende, 
ungeschnittene halbstündige Aufnahmen von einem 
Ort ihrer Wahl, aufgenommen zwischen 23.30 Uhr 
und Mitternacht Londoner Ortszeit; d.h. halb vier 
Uhr nachmittags in Vancouver, 7.30 Uhr morgens in 
Peking oder 00.30 Uhr in Wien. Sie schicken diese 
unbearbeiteten Aufnahmen dann nach London, wo sie 
gesendet werden, wie sie sind. Ein wichtiger 
Aspekt des Projekts ist es, ganze Zeitblöcke in 
ihrer Entfaltung einzufangen; sie nicht zu 
verbessern oder umzumodellieren; sie nicht den 
Vorstellungen eines Produzenten, was gut klingt 
oder ästhetisch wertvoll ist, anzupassen, sondern 
einfach nur diese Momente festzuhalten. Ort und 
Tätigkeit sind gewählt, der Rest ist sich selbst 
überlassen.
Für "Twice Around the World" hat Chris Cutler 43 
Beiträge ausgewählt und nach dem Ort der Aufnahme 
zusammengestellt. Im Hören dieser Folge umrundet 
man zweimal die Welt.

Andreas Hagelüken: “Stare", randfunk 2002

"Eine halbe Stunde nach Mittenacht in meinem 
Berliner Hinterhof. Eine laue Sommernacht und 
hunderte von Staren haben sich für die Nacht in 
der großen Kastanie im Hof niedergelassen. Der 
gesamte Raum ist erfüllt von Leben: einzelne 
Stare geraten in Streit mit ihren Nachbarn und 
verursachen einen Flächenbrand aus Zwitschern und 
Flügelschlagen, der sich nach einiger Zeit wieder 
legt, nur um von einem anderen Ast erneut die 
ganze Gesellschaft in Aufruhr zu versetzten. In 
den ruhigeren Phasen machen sich die Menschen 
bemerkbar, die bei offen Fenstern Freunde 
verabschieden, in ihrer Wohnung kramen oder den 
Spül erledigen. Von irgendwo ertönt Musik."
"Stare" war ein Beitrag zu Chris Cutlers "Out of the Blue" Radio.

Stephan Heilmann, Jack Jakob: "Morgenstund", DRS 1997

Zu keiner Zeit wird so viel Radio gehört, nie 
werden Hörerinnen und Hörer derart intensiv 
umworben wie am frühen Morgen. Hörspielregisseur 
Stephan Heilmann und Tonregisseur Jack Jakob 
haben am 10. September 1996 das Programm von 
sieben Radiostationen zwischen 7.00 und 8.00 Uhr 
aufgezeichnet und diese sieben Stunden, ausgehend 
von den Sendeabläufen und -profilen, zu einem 
18-minütigen Stück verdichtet.

Hans Flesch: "Zauberei auf dem Sender", HR 1962

Am 24. Oktober 1924 glaubten die Hörer des 
Senders Frankfurt I ihren Ohren nicht zu trauen. 
Auf Welle  467 schien der Teufel los zu sein. 
"Der Sender ist verrückt! Chaos, Stimmengewirr, 
Trommelfellangst", schrieb ein Kritiker. Was 
damals in Wirklichkeit über den Sender ging, ist 
als erstes deutsches Hörspiel in die 
Radiogeschichte eingegangen. Hans Flesch, der 
damalige Intendant des Frankfurter Senders, hat 
versucht, mit dieser Produktion eine 
grundsätzliche Diskussion über die künstlerischen 
Möglichkeiten des Mediums Radio anzuregen. Eine 
Originalaufnahme ist nicht erhalten.

Kate Donovan: "Phonecalls 1/7 und  3/7", Juniradio 2003

tagsüber sah das programm von juniradio zu jeder 
vollen stunde einen 5-minutenblock vor, der für 
kurznachrichten gedacht war - tatsächlich gab es 
oft um 18 oder 19 uhr das tagesschau-ding, und 
die 55-minütige serie: "Der Angriff der Gegenwart 
auf meine übrige Zeit" - in der regel aber wurden 
die 5-minütigen 'shorts' eher für performances 
und konzepte genutzt. etwa von dem seinerzeitigen 
bootlab-member, kobe matthys, der sich mit 
'tuning' beteiligte - jeden tag nahm er, die 
radioskala entlang, zu jeweils wechselnden, 
vollen stunden, ein anderes berliner radio für 
300 sekunden auf den sender von juniradio und 
demonstrierte so, wie wahr die these vom berliner 
radio als einem dudelfunk ist - oder marije 
baalmanam, die mit  'hinase hic ende tu' eine 
6-teilige kurzhörspiel reihe, in niederländischer 
sprache übrigens, einreichte. - am 24.6.2003, 
einem dienstag, war kate donovan einen nachmittag 
lang im studio von juniradio zu gast. - "i want 
to arrange with various friends and colleagues 
around the world for them to expect random 
phonecalls ..., which will be broadcast live." 
sie rief also bekannte und freunde aus aller welt 
an und ermöglichte die eine oder andere gelungene 
radiominiatur.

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