[rohrpost] ERSATZSTADT: Das Musikprogramm vom Samstag, 21.5.

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Fre Mai 20 22:25:50 CEST 2005


ERSATZSTADT - REPRÄSENTATIONEN DES URBANEN

Themenwochenende in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz 

 
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Samstag, 21.05.05, 15:00 Uhr, Roter Salon

DER LETZTE METRO - Die Musik als Stadt. Die Stadt als Musik. 
Oder: Wie wird Beton zum Gitarrenriff
Gespräch mit Musik, mit CHRISTIAN VON BORRIES, DIEDRICH DIEDERICHSEN,
EKKEHARD EHLERS, SABINE SANIO, ALBRECHT WELLMER, Moderation: BJÖRN GOTTSTEIN

Die Fantasien der Moderne sind wesentlich vom Erfahrungshorizont städtischen
Lebens geprägt. Sofern Musik nicht selbst schon Stadt sein konnte, hat sie
sich als ein Analogon behaupten müssen, indem sie das urbane Ereignis - "die
Revolution", "die Party" etc. - entweder agitatorisch herbeimusiziert oder
dessen Widerhall reflektiert. Dabei bleibt zunächst offen, ob Musik die
Stadt begleitet, abbildet oder im Grenzfall sogar modellhaft ersetzen kann.
Klar hingegen ist, dass MC5 das urbane Leben nicht bloß mit einem
Lifestyle-Soundtrack versehen, Edgar Varèse keine akustische Postkartansicht
des New Yorker Alltags komponiert, Boogie Down Productions nicht einfach
rappenderweise Tagebuch führt und die Klangökologie R. Murray Schaeffers
keine dekorativen Züge trägt, sondern dass diese Musik - im Gegenteil - von
sozialen, politischen, technischen und architektonischen Aspekten
städtischen Lebens durchdrungen ist. Der Diskussions-Workshop stellt Musik
aus den Bereichen Gitarrenrock, Hiphop, Techno, Neue Musik und Klangkunst
vor, um sie auf ihre Urbanität hin abzuklopfen. Inwiefern sind musikalische
Paradigmen wie "Orchester", "Rock" und "Club" zwingend im städtischen Leben
verankert? Lassen sich die Beats einer House-Bassdrum als Säulen einer
virtuellen Architektur und Gegenmodell zum städtischen Raum begreifen? Und
haben technische Neuerungen die Musik zuletzt ihres mimetischen Reflexes
beraubt?

 

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Samstag, 21.05.05, 20:00 Uhr, Großes Haus

KEINE SORGE WEGEN DER REGIERUNG. Songtexte/Stadttexte,
Vortrag von DIEDRICH DIEDERICHSEN

Geht es beim Workshop "Der letzte Metro" um Musik im allgemeinen und um
Pop-Musik eher als Klangphänomen, so fragt Diedrich Diederichsen in seinem
Vortrag nach den Texten. Welches neue Verhältnis zur Stadt hat der Pop-Song
formuliert? In der klassischen populären Musik bis 1950 steht die Stadt zwar
für Verheißung, Abenteuer, Risiko und Jammertal, wird aber eher passiv als
Natur erlebt. Erst in der Pop-Musik tauchen Formeln zu der Frage auf, wie
man sich die Stadt aneignen könnte - vom Straßenkampf bis zum "Dancing In
The Streets". Hier brennt die Stadt häufiger als alles andere: "London's
Burning", "Motor City Is Burning", "Rodenkirchen Is Burning" und -
stellvertetend für alle anderen - "Babylon?s Burning." Seit den späten
Siebzigern ist auf einmal ein merkwürdiges Einverständnis mit der modernen
Stadt, ihren Regeln, ihren Zeichensystemen, ihren architektonischen und
öffentlichen Definitionen zu beobachten. Erst von einer flanierenden bis
ambigen Perspektive auf das "Street Life" (Crusaders), dann auf das
"Dreamhouse" (Roxy Music) und schließlich sogar auf das Government und seine 
Regulations-Prinzipien (Talking Heads) gekennzeichnet, werden Architektur
und Design seit den Achtzigern zum Kennzeichen einer cool, erwachsenen,
distanziert, aber auch reflexiv gewordenen Pop-Musik, deren Protagonisten
die Städte eher lesen zu wollen schien, als sie zu besetzen oder zu
besitzen.


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Samstag, 21.05.05, 21:00 Uhr, Großes Haus

PEEPING AROUND CORNERS

Feat.

RIAS-JUGENDORCHESTER
CHRISTIAN VON BORRIES
EKKEHARD EHLERS

»Aus einem offenen Brief von Christian von Borries an das
RIAS-Jugendorchester:

"liebes orchester,
die noten, die ihr fuers ersatzstadtprojekt bekommen habt, sind sicher die
merkwuerdigsten, die ihr je gespielt habt. das liegt daran, dass wir bei der
frage, welche musik denn die stadt reflektiert, erstmal ziemlich auf granit
gestoßen sind. musik ist eher ein fluchtmittel, hat meist mit liebe, mit
natur oder sonstiger lautmalerei zu tun. deshalb tauchen in der partitur,
die ekkehard ehlers und ich

PEEPING AROUND CORNERS

genannt haben, versatzstuecke aus zwei mahlersinfonien auf, auch eine
variante des schubertlieds "die stadt", die von einer software als
"soundalike" generiert wurde. michael iber hat sie geschrieben. das
besondere ist, dass sie ein beliebiges soundfile einlesen und als partitur
wiedergeben kann. auch einige popstuecke wurden auf diese weise in die
partitur eingebaut. das sind musiken, die im direkten sinne urban sind,
deren entstehung außerhalb von staedten undenkbar waere.

wenn ihr die originale hoeren wollt, ladet euch unter:
<http://www.limewire.com/english/content/downloadfree.shtml> 
eine software herunter und sucht nach folgenden stuecken:

- vangelis: bladerunner-theme
- chic: at last I am free
- getoboys: mind playin' tricks on me
- derrick may: strings of life
- octave one: black water

wie gesagt, diese stuecke spielen wir als sogenannte soundalikes, also als
versionen mit einer nur entfernten aehnlichkeit zum original. dazwischen
gesetzt sind teile aus ameriques von edgard varèse, zum teil auch geloopt,
wiederholt und in ihrer reihenfolge veraendert, die in ihrer blockhaftigkeit
und brutalitaet, aber auch ihrem klangrausch wie eine eingescannte stadt
klingen, sagen wir mal wie new york. vielleicht erkennt ihr ja noch weitere
dinge in den noten, die kann ich hier nicht verraten. sie sind von
musikaufnahmen abgeschrieben und arrangiert.
jedenfalls ergibt sich so eine neue partitur, die wir gemeinsam urauffuehren
werden. wir werden  auch gemeinsam singen, das seht ihr am ende der kopien,
also bevor eure stimme in die richtige varèse-stimme wechselt fuer den
siebenminuetigen showdown am schluss.
seid ihr bereit?
ich freue mich sehr auf euch,
christian von borries«


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Samstag, 21.05.05, 22:15 Uhr, Großes Haus

MARYANNE AMACHER

»Die Komponistin und Soundinstallationskünstlerin Maryanne Amacher zählt zu
den Urgeistenen der amerikanischen Avantgardemusik. In ihrer Arbeit
erforscht die Kollaborateurin von Künstlern wie John Cage oder Merce
Cunningham verschiedene Formen und Wahrnehmungsweisen vom Klang im Raum.
Zu einem ihrer bekanntesten Werke zählt eine Performance mit dem Titel
City Links, bei der sie, einem klassischen Fluxusgedanken folgend, Sounds aus
verschiedenen Metropolen der Welt an einem Ort zusammenführt.«


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Samstag, 21.05.05, 23:30 Uhr, Großes Haus

GANG GANG DANCE

»Ob Black Dice, Wolf Eyes oder Animal Collective - es ist kaum mehr zu
übersehen, dass sich in der US-Independent-Szene, nach einer langen Phase
künstlerischer Stagnation, eine Welle hochinteressanter Noise-Bands
formiert. Gang Gang Dance, ein teils aus Musikern, teils aus Künstlern
bestehendes Quartett, zählen mit ihrem tribalistischen Avantfunk momentan zu
einem der heißesten Acts in der New Yorker Clubwelt. Mit ihrem Auftritt im
Rahmen von ErsatzStadt geben Brian DeGraw, Tim Dewitt, Josh Diamond und Liz
Bougatsos ihr Deutschland-Debüt und stellen bei der Gelegenheit ihr von der
Kritik heftig umjubeltes Album God1s Money vor.


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Das vollständige Programm von ErsatzStadt steht unter
http://www.ersatzstadt.org als PDF-Datei zum Download zur Verfügung



VOLKSBÜHNE AM ROSA-LUXEMBURG-PLATZ
10178 BERLIN

Tickets unter:

030-2476772

oder

ticket at volksbuehne-berlin.de