[rohrpost] XENOPOLIS: Tamiko Thiel spricht über ihre Virtual-Reality Installation "Beyond Manzanar"

Silvia Bauer silvia.bauer at munich.netsurf.de
Don Mai 26 00:18:10 CEST 2005


XENOPOLIS<<<VON DER FASZINATION UND AUSGRENZUNG DES FREMDEN<<<<
Künstlerische Beiträge und historische Perspektiven


"WEIL ICH DAS GESICHT DES FEINDES TRAGE"
Tamiko Thiel führt durch die interaktive Virtual-Reality Installation
"Beyond Manzanar"


Di., 31.5.2005, 19 Uhr
Rathausgalerie München
Eintritt frei.


Tamiko Thiels und Zara Houshmands interaktive Virtual-Reality-Installation
"Beyond Manzanar" führt die Benutzer/innen an einen fast vergessenen
historischen Ort an der Westküste der USA. Manzanar war das erste von
insgesamt zehn US-amerikanischen Lagern, die während des zweiten Weltkriegs
eingerichtet wurden, um Amerikaner/innen japanischer Herkunft zu
internieren. Mehr als 120.000 Menschen wurden nach 1942, also nach der
Bombardierung von Pearl Harbour, zwangsweise in diese Lager deportiert und
dort widerrechtlich gefangen gehalten.

Neben der Ausgrenzung der US-Amerikaner/innen japanischer Herkunft ist der
Umgang mit iranischen Migrant/inn/en der zweite Bezugspunkt der Arbeit.
Während der iranisch-amerikanischen Krise, die sich
1979/80 durch die Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft in Teheran
zuspitzte, wurden in den USA Stimmen laut, man solle mit Amerikaner/innen
iranischer Herkunft ebenso verfahren wie damals mit den „Japanern“. Diese
anhaltende latente Bedrohung und die mediale Hysterie, die sich bei
verschiedenen Attentaten in den USA immer wieder gegen Muslime oder
arabisch aussehende Amerikaner/innen richtet, bilden einen weiteren Subtext
von „Beyond Manzanar“.

Die Ausstellungsbesucher/innen navigieren mit dem Joystick durch das
lebensgroß projizierte 3D-Videobild des virtuellen Internierungslagers von
Manzanar, wo authentische Bilder aus dem Lageralltag mit der Vorstellung
des amerikanischen Traumes kollidieren, wo Baracken und Lagergärten den Weg
in japanische und persische Vorstellungen vom Paradiesgarten weisen.
Die widersprüchlichen oder komplementären Erfahrungen unterschiedlicher
Minderheiten überlagern sich zu einer poetischen und zugleich bedrohlichen 
Traumlandschaft.

Tamiko Thiel, US-amerikanische Medienkünstlerin japanisch-deutscher
Herkunft studierte zunächst an der kalifornischen Stanford Universität und
am renommierten Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.)
Mensch-Maschine-Interface-Design. 1985 kam sie nach Deutschland und schloss
1991 an der Münchner Akademie der Bildenden Künste ihr Kunststudium ab.
Derzeit ist sie am Centre for Advanced Visual Studies am M.I.T. tätig. In
ihren Multimedia-Installationen und Videoarbeiten verknüpft Tamiko Thiel
die Entwicklung und Anwendung neuester Technologien mit sozialem und
gesellschaftskritischem Engagement. Sie lebt in München und Boston.


Die Veranstaltung ist Teil der Ausstellung

XENOPOLIS<<<VON DER FASZINATION UND AUSGRENZUNG DES FREMDEN<<<<
Künstlerische Beiträge und historische Perspektiven

die noch bis zum 12. Juni 2005 in der Rathausgalerie München zu sehen ist.

Beteiligte KünstlerInnen: Jn.Ulrick Désert, Esra Ersen, Martin Krenn, Pia 
Lanzinger,
Anny und Sibel Öztürk, Henrik Olesen, Tanja Ostojic, Oliver
Ressler, schleuser.net (Farida Heuck, Ralf Homann, Manuela Unverdorben),
Spacecampaign, Nika Spalinger, Szuper Gallery (Susanne Clausen, Pawlo
Kerestey), Tamiko Thiel / Zara Houshmand, Ina Wudtke

Kuratorinnen: Angela Koch und Pia Lanzinger
XENOPOLIS ist eine Veranstaltung des Kulturreferats der Landeshauptstadt 
München.

www.xenopolis.de