[rohrpost] Zensur im Tesla? - Der Fall Broeckmann

Till Nikolaus von Heiseler Till_N_v_Heiseler at web.de
Mit Nov 9 15:58:13 CET 2005


news: - // andreas broeckmann stört eine vorstellung des formatlabors 
wegen der offenlegung einer seiner praktiken // - - 


Andreas,
nun scheine ich Dich tatsächlich verletzt zu haben. 
Was ich so schlimm fand, war deine Hinterhältigkeit. 

Und nun hast du dich gestern in unsere Vorstellung gesetzt, um wie ein 
Pennäler die Vorstellung in deinem eigenen Haus zu stören. Was soll das? 
Meine Studenten haben mich gefragt, wer den der Idiot sei, der die ganze 
Zeit gestört habe und ich musste sagen, das ist Andreas Broeckmann, der 
augenblickliche Direktor dieses Hauses und Leiter der Transmediale. 
Die Dinge scheinen dir irgendwie zu entgleiten oder was ist los mit dir? 

Es ist doch etwas merkwürdig, dass du auf meine mail auf Rohrpost nicht 
antwortest, mit mir nicht sprichst, auch dich nicht bei uns entschuldigst und 
dann in unserer Veranstaltung störst. Um was geht es?  

Vielleicht nimmst du mal Stellung, damit sich die Dunkelheit lüftet. 

Ansonsten vielen Dank an alle, die mitgeholfen haben und da waren und für 
die positive Resonanz. 

Glück zu allen!
till


Oder vielleicht kann ja Mic oder Manuel oder Matze, was schreiben, wie sie 
den Abend erlebt haben...



Till Nikolaus von Heiseler <Till_N_v_Heiseler at web.de> schrieb am 05.11.05 10:25:51:
> 
> 
> 
> Als ich noch Theater gemacht habe, wurde immer gesagt, das ist kein 
> Theater, als ich Stücke geschrieben habe, haben die Leute gesagt, 
> dass es keine Stücke seien. Es schafft immer Probleme, wenn die 
> Leute Schwierigkeiten damit haben, zu verstehen, was man macht, 
> weil es nicht in das hinein passt, was sie als Kategorie kennen. Das 
> eben hat mit Formaten zu tun. Aber von Zensur kann gar keine Rede 
> sein. Nur hat niemand so richtig begreifen wollen, was wir machen 
> wollen, weil das formatLabor - das liegt auf der Hand - eben kein 
> konventionelles Format sein kann. 
> 
> Also: Detlev Schneider (zusammen mit Andreas Broeckmann und Carsten 
> Seiffarth künstlerischer Leiter des TESLA im Podewils’schen Palais) hat 
> uns zunächst jeden ersten Samstag im Monat zugesagt und zwar mit 
> einem Raum unserer Wahl. Das ist dann am Veto von Andreas Broekmann - 
> so die Stille Post - gescheitert. 
> 
> Andreas hatte sich bei einem andern Projekt sehr für uns eingesetzt. 
> Das Projekt kam dann aber nicht zustande. Das ist sehr blöd gelaufen 
> und wir verstehen, dass da ein schlechter Nachgeschmack übrig geblieben 
> ist. 
> Darüber hinaus haben wir ein Projekt „In-KLO-sion//Exklusion“ (nächste 
> Eröffnung 17.Nov 05 in der Gemäldegalerie Berlin => 
> http://www.formatlabor.net/formatlabor.htm , mittlere Spalte, scroll down, 
> JA - Installation), das er unmöglich findet, weil dort u.a. Personen ohne 
> Aufenthaltsgenehmigung in Audioform auf Klos zu Wort kommen (idealer 
> Spielort: Staatsoper oder Deutsche Oper). Wenn ich Andreas richtig 
> verstanden habe, fand er das menschenverachtend. Florian Schneider, 
> der tatsächlich mit Leuten arbeitet die illegalisiert werden, findet das Projekt 
> dagegen prima. Das macht Mut. Merali wollte das Projekt im Haus der Kulturen 
> der Welt haben. Das wurde dann dort auch vom Leitungsteam verhindert - mit 
> ähnlichen Argumenten. Also Andreas Broeckmann steht da nicht allein. Je 
> politischer die Leute sind, desto akzeptabler scheinen sie das Projekt zu finden. 
> Auch den Titel fand Andreas wörtlich „inakzeptabel“. Ich persönlich sehe es nicht 
> als Aufgabe eines Organisators an, Titelwünsche zu äußern. Mit Radioredakteuren 
> und Theaterintendanten habe ich in dieser Hinsicht so manchen Kampf hinter mir, 
> doch ein Kurator ist kein Redakteur und auch kein Intendant. Oder ändert sich 
> das gerade? Wie auch immer. Ich zumindest diskutiere mit Organisatoren//Kuratoren 
> etc. nicht über die Titel meiner Projekte.  
> 
> Darüber hinaus habe ich eine Kritik über die Tesla-Eröffnung für die 
> rohrpost geschrieben 
> => http://coredump.buug.de/pipermail/rohrpost/2005-May/008109.html . 
> Das mag Andreas auch verstimmt haben oder er mag den Heiseler nicht ständig 
> (im Tesla) sehen. Das finden ja durchaus einige Leute anstrengend.   
> 
> Wie auch immer es sein mag, Janus (der du mir ja unterstellst, dass ich zahm und 
> langweilig geworden bin, weil ich versuche, mit Wissenschaftlern zu reden) ich weiß 
> nicht so richtig, was nun letztendlich den Ausschlag gegeben hat, aber ich 
> finde es durchaus legitim, dass - wenn es um eine regelmäßige Veranstaltung 
> geht - alle in einem Leitungsteam gefragt werden. Das Problem war nur, dass 
> Detlev Schneider uns die Veranstaltung zugesagt hatte und sogar mit dem 
> Kunstkritiker und Architekten, Herbstreuth (der bei uns das Bühnenbild machen 
> sollte) eine Begehung der Räume gemacht hat. Da waren dann noch drei von 
> Herbstreuths Studentinnen dabei und alles schien in Stein gemeißelt zu sein. 
> Nun stehe ich Herbstreuth gegenüber als Idiot dar. Wie ich nun von Mitarbeitern 
> des Teslas und auch anderen Leuten und von mehreren Seiten höre, scheint 
> das aber keine besonders hinterlistige Attacke gezielt auf uns zu sein, sondern 
> es scheinen täglich Probleme aufzutauchen, die mit uneingelösten (teilweise 
> auch uneinlösbaren) Versprechungen des Leitungsteam zu tun haben. 
> Detlev hatte ich auch noch angeboten, ein PR-Konzept fürs Tesla zu erstellen. 
> Ich habe das in den letzten Jahren für unterschiedliche Institutionen gemacht 
> und hätte es fürs Tesla für wenig oder sogar gar kein Geld gemacht, wenn 
> damit etwas in die richtige Richtung bewegt worden wäre, in künstlerischer, 
> wissenschaftlicher und politischer Hinsicht. Ich habe das Konzept und u.a. 
> einen Katalog mit Fragen zur Zielsetzung etc. entworfen, da kam dann nicht 
> mal eine Antwort. Ich habe so ein wenig den Eindruck, dass irgendetwas da 
> nicht besonders gut läuft und genauer gesagt, existiert das TESLA im 
> Bewusstsein der Menschen in dieser Stadt so gut wie gar nicht. 
> Das hätte man ändern können.  
> 
> Es wäre nach meinem Geschmack gewesen, auf unterschiedlichen Listen und 
> an unterschiedlichen Orten einen Diskurs zu entfachen, was man denn mit 
> so einem Haus machen könnte und offene Ausschreibungen zu machen und 
> öffentliche Präsentationen. Das war auch eine unserer ursprünglichen Ideen, 
> dass eben Leute einmal im Monat in unserem Salon ihre Projekt AUCH FÜR 
> DAS HAUS präsentieren können und dann die Projekte öffentlich diskutiert 
> werden. Aber wahrscheinlich bin ich von einer geradezu idiotischen Naivität, 
> da es offensichtlich immer um etwas anders geht als was ich mir vorstelle. 
> Manuel Bonik, dem ich im Sommer diese Gedanken geschickt hatte, hat mich 
> schon darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Leitung sicherlich von mir 
> nicht „ins Handwerk pfuschen lassen wollen“. Ich denke irgendwie anders und 
> bin immer noch der Meinung, dass Andreas, obwohl er sicherlich alles möglich 
> ziemlich schnell „abartig“ findet, irgendwie doch an einem wichtigen 
> Kristallisationspunkt werkelt, nämlich an jenem Punkt, wo experimenteller 
> Mediengebrauch und gesellschaftliches oder polisches Interesse konvergieren. 
> Nur kommt es ja nun gerade darauf an das „Andere“ ins Recht zu setzen ( vgl. http://www.formatlabor.net/html/Das%20Ueberhoerte.pdf ) Ab einem gewissen 
> Aufmerksamkeitsniveau wird das Nette und Gut-Gemeinte nicht mehr ausreichen. 
> Aber Andreas wird intelligent genug sein, sich nach geeigneten Partnern 
> umzusehen. Es gibt ja durchaus interessante Kuratoren in der Stadt: Merali, 
> Schmidt überhaupt die Leute von der NGBK; -- aber es ist ja nicht an mir, hier 
> eine Kooperation vorzuschlagen. 
> 
> Wie auch immer.
> 
> Wir machen nun also das FormatLabor_0.1, d.h. eine Probe (www.formatLabor.net) , 
> zu der die gesamte Leitung kommen soll, um zu sehen, ob und wie wir miteinander 
> können. Du kannst Andreas also am 8.Nov selbst fragen. => http://www.tesla-berlin.de/_content.php?aktion=SHOW_PAGE&Page_ID=141
> 
> Vielleicht mag er sich auch hier äußern. 
> 
> - cut - 
> 
> ...auch jetzt gab es immer wieder Missverständnisse, weil niemand eigentlich 
> sich die Mühe machen wollte, zu verstehen, was wir hier eigentlich tun. Wir 
> haben immer mit dem Haus telefoniert und es wurde immer wieder gefragt: 
> Ist dass nun ein Salon, also eine Diskussion oder ist das eine Show? Das ist ein 
> legitimes Interesse eines Hauses, das sich profilieren will und muss. 
> 
> Nur versuchen wir unsere Erfahrungen immer auch auf die Theorie zurückzubiegen: 
> Bevor überhaupt eine Veranstaltung zustande kommt, muss ein Format festgelegt 
> werden. Ohne Formatreferenz keine Distributionsmöglichkeit. Denn das Format ist 
> nicht nur der frame of reference, der Signale zu Zeichen werden lässt und das 
> mediale Überangebot in lesbare Vertrautheiten umbaut, sondern die Außenseite 
> des Formats bildet eine rigide Kategorie, innerhalb der institutionellen und 
> kommerziellen Verwaltung von Kultur - dies nur in Parenthese. - 
> 
> Wenn etwas als Format nicht passt, dann kann die Unpassendheit thematisiert 
> werden. Das verlangt dann Theorie und bleibt dann oft auch theoretisch. 
> Soweit die Stille Post wahr spricht, empfand Andreas die Texte, die ich geschickt 
> habe und in denen sich Beschreibungen und theoretische Background vermischt 
> haben als „wissenschaftliches Gewäsch“ und eine Zumutung. 
> 
> Mir müssen nun fragen, geht es darum, Kunst- und Wissenschaftsmimikry zu verbinden, 
> so wie es hier und da üblich ist und im Tesla mitunter praktiziert wird oder wollen wir 
> wirklich versuchen, hier Brücken zu schlagen? Wie aber können derartige Brücken 
> aussehen? 
> 
> Also, lieber Janus, ich würde dich bitten, nicht weiter zu stänkern, sondern dein 
> Potenzial konstruktiv und kritisch einzusetzen. Dass du mir über die Liste die Frage 
> gestellt hast, hatte ja wohl den Sinn, dass ich alles offen darlege. Ich sehe die 
> Sache hiermit als abgeschlossen an. 
> 
> Glück zu allen!
> till 
> 
> P.S. 
> Du kannst übrigens auch eine Videoarbeit von dir zeigen. 
> 
> ...kann jeder andere auch. Bring your Video!
>  => http://www.formatlabor.net/formatlabor.htm
> 
> 
> 
> "Janus von Abaton" <jv-abaton at gmx.net> schrieb am 04.11.05 17:24:31:
> > 
> > 
> > Hey Heiseler,
> > hatte gedacht, das formatLabor sei von Andreas Broeckmann zensiert worden.
> > Wenn ich mich recht erinnere, sollte es eine Reihe werden, was ist denn nun
> > damit? Komme am 3.11 wieder nach Berlin. Bin am 8.November dann im Tesla. 
> > 
> > Würden gerne eine große illegale Aktion vor der amerikanischen Botschaft
> > organisieren. Wer sich dafür interessiert, kann sich melden. 
> > 
> > Haltet die  steif und kackt nicht ins Bett!
> > Euer Janus 
> > 
> > 
> > 
> > > --- Ursprüngliche Nachricht ---
> > > Von: Till Nikolaus von Heiseler <Till_N_v_Heiseler at web.de>
> > > An: rohrpost at mikrolisten.de
> > > Betreff: [rohrpost] Aesthetik des Wissens - Dienstag 8. November im
> > > Tesla	Klub
> > > Datum: Thu, 03 Nov 2005 12:30:54 +0100
> > > 
> > > 
> > > 
> > > Ästhetik des Wissens - formatLabor 0.1
> > > Medientheatralik & Operative Vernunft
> > > 8. Nov. 2005 | 20:15
> > > TESLA Klub, Klosterstr. 69-70, 10178 Berlin 
> > > 
> > > 18:00 Audiolounge: Sounds & Samples zum Diskurs
> > > 20:15 Ästhetik des Wissens (Hauptveranstaltung)
> > > [ => www.formatLabor.net ]
> > > 
> > > In welchem Verhältnis stehen Medium und Theorie? Sind Medien prinzipiell 
> > > theoriefähig? Kann das Medium der Audiovisualität sich selbst als Medium 
> > > im Medium reflektieren? In welchem Verhältnis stehen Wissen und Ästhetik? 
> > > Kann Video ein Instrument von Theorie und Reflexion sein? Wie werden 
> > > die audio-visuellen Medien in zwanzig oder dreißig Jahren aussehen? Wie 
> > > verhält sich Video zu anderen statischen, bildgebenden Verfahren? Welche 
> > > Möglichkeiten eröffnen sich einer Ästhetik, die eher den Prozess als das 
> > > Resultat in ihr Zentrum stellt?
> > > 
> > > Wolfgang Ernst, Bernd Ternes, Oliver Lerone Schultz und Till Nikolaus von 
> > > Heiseler diskutieren über die Theoriefähigkeit von Medien und präsentieren
> > > deutsche und internationale Videokünstler (u.a. Ola Lewin, Daniela Butsch,
> > > Andrés Fuentes Cannobbio, a-clip, Dimitris Tzamouranis, Dolly Tschad). Die
> > > Sängerin und Performerin Michaela Caspar und Séan D.C. Marquardt zeigen 
> > > "Ohne Titel 23". Diese Arbeit bricht die Redundanz von Bild und Tonspur
> > > mit 
> > > Hilfe von Live-Elementen und Zufallsoperationen auf.  
> > > 
> > > Manuel Bonik, Mic Mikina u.a. installieren die Theorie-Disko zum Thema, in
> > > der 
> > > sich sowohl die Bühnensituation als auch die ästhetische und thematische 
> > > Konzentration der Inszenierung des ersten Teils nach und nach
> > > dekonstruieren 
> > > und auflösen. In diesem zweiten Teil werden die vorher aufgenommenen 
> > > Materialien verarbeitet und Rückkopplungs- und Verrechnungsschleifen
> > > erzeugt, 
> > > in denen nicht nur die aufgenommenen Personen, sondern das Medium selbst 
> > > als Gestaltungselement erscheint und zum Akteur wird. 
> > > 
> > > Die Veranstaltung hat auch den Charakter eines offenen Arbeitstreffens;
> > > sie ist 
> > > ein Ort der gemeinsamen Produktion, der Live-Rekombination von Material,
> > > ein 
> > > Thinktank und eine Kontaktstelle für Künstler, Musiker, Konzepter und
> > > andere 
> > > Kreative. Gäste können Video- und Audiotracks zum Thema mitbringen sowie 
> > > Videos, die neue Produktionsweisen oder experimentelle Formate erproben. 
> > > 
> > > weitere Infos: www.formatLabor.net
> > > Flyer: http://www.formatlabor.net/html/Flyer.htm
> > > 

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