[rohrpost] Re>: Zensur im Tesla? - Der Fall Broeckmann

Matze Schmidt matze.schmidt at n0name.de
Mit Nov 9 17:06:47 CET 2005


> Oder vielleicht kann ja Mic oder Manuel oder Matze, was schreiben, wie sie
> den Abend erlebt haben...

ich moechte mich deiner wuetendnen headline, till, momentan so nicht gerne
unterstellen und stattdessen eine aktualisierte version meiner gestrigen
(8.11.05) map zur disposition stellen (siehe unten).

das was darin mit "Verknuepfung medialer mit explizit politischer
Praxis" angeschrieben steht, findet im Pirate Cinema Paris (siehe
http://coredump.buug.de/pipermail/rohrpost/2005-November/008817.html)
vielleicht eine entsprechung.

g

matze



|<---------- Breite: 74 Zeichen - fixed font: Courier New, 10 ---------->|

ASCII Map "theoretische Medienpraxis jetzt" 0.2

                                            ----------------------------
                                            | Verknuepfung medialer    |
                                            | mit explizit politischer |
                                            | Praxis                   |
                                            ----------------------------
                                                       /
                                      WM 2006         /
                                         /           /
                                        /           /
Aufstaende { Paris Nov. 2005 ==>> Berlin Juni 2006 ?
                                          |
                     De-Kodieren          |              "Unser Medium
                                \         |              darf jede Wand
                                 \        V              sein"[1]
                                  Unser Medium musz[2]         |
     es existiert keine           musz jedes Netz <------------'
     Totalkonvergenz der          sein[3]
     Medien im Computer[4]       /
                                /
                          Produktion ---> produktiver statt
                               |          performativer & operativer
                               |          Medienbegriff ![5]
                               |
                         ? <---'---> Theorie ist mediale Praxis
_____
[1] Das war in einer der Unterfuehrungen der Fuszgaengerzone in Kassel
etwa von den spaeten 1970er Jahren (ca. 1979) bis in die fruehen 1990er
Jahre als politisches Graffitti zu sehen (hier bewuszt als politisch
bezeichnet und mit doppeltem f und doppeltem t geschrieben in Absetzung
zur hegemonialen Kultur des kuenstlerisch-sozialen "Graffiti").
[2] Ein doppelter antizipatorischer Imperativ: Netze muessen das Medium
der Produktion werden, und dieses ist ein Musz, also auch zwanghaft
besetzt.
[3] Oder auch: Unser Medium kann jede Form sein
[4] Der Computer ist *universell* aber nicht *universal*, er kann nicht
beliebige mediale Kontexte digital behandeln (das Eventproblem). Das hat
Folgen fuer die These, mit dem Computer kenne man, McLuhanianistisch,
nunmehr nur noch Formate, die als Manifestationen oder Traeger der
verschiedenen Akte des Medialen fungierten, und keine Medien mehr.
Denn fallen in das "Reich des Computers" verschiedene divergente mediale
Praktiken erst gar nicht hinein, muessen diese nicht zwingend als
Formate gedacht werden - und wenn, waere blosz ein anderer
terminologischer Platzhalter gefunden. Der Format-Papst kann also nur
innerhalb seiner _Kirche der technischen Medien_ und nur im absoluten
und absolutistischen Bezug zu seinem von ihm miterfundenen Gottsohn, dem
Universalmedium Computer, das Dogma verkuenden.
[5] Weil Medien produktiv sind, d.h. als ihre Produkte Effekte und
Anschluesse zeitigen, und weil es um ihre Produktionsprozesse geht sowie
um die dazugehoerigen Produktionsverhaeltnisse, welche der Enteignung
unterstehen seitens der akademisch-kulturalistischen und/oder
wirtschaftlichen Eliten (vgl. die moerderischen Medienpraktiken in
franzoesischen Banlieus seitens der dortigen herrschenden Klasse, der
lokalen Bourgeoisie und die Antworten der dort sozial Ausgehungerten).