[rohrpost] conf.: Auszug aus dem Lager [u]

Claus Pias [c] claus.pias at ruhr-uni-bochum.de
Fre Nov 18 12:02:56 CET 2005


_Auszug aus dem Lager. Die Überwindung des modernen Raumparadigmas_

Symposium, 1. bis 3.12.2005

Eine Veranstaltung der Akademie der Künste Berlin in Kooperation mit der
Freien Universität Berlin, dem Zentrum für Literaturforschung, Berlin,
und dem Graduiertenkolleg "Mediale Historiographien" der Bauhaus
Universität Weimar.


Die Tagung untersucht das Lager als Paradigma des modernen Raums. Das
Lager ist ein serialisierter Schnittpunkt von Kunst und Politik, an dem
die Strategien des Produzierens, Konservierens, Ausstellens und
Verwaltens ineinander greifen. Ausgehend von den Arbeiten Hannah
Arendts, Michel Foucaults und Giorgio Agambens zur Biopolitik wird die
Tagung ihr Augenmerk erstens auf die Beteiligung der verschiedenen
Künste an der Konstruktion und dem Betrieb der Lager richten, zweitens
auf die Art, wie diese Künste die Erfahrung des Lagers reflektiert
haben, und drittens auf die Faktoren, die auch in den normalen bzw.
normalisierenden Dimensionen dieser Künste das Paradigma des Lagers
dominant werden lassen - in Architektur und Städtebau ebenso wie in der
Literatur, in der Musik sowie in der Photographie und im Film.
Historisch sollen diese Überschneidungen (1) nicht nur in den Extremen
der Vernichtungslager, sondern auch (2) in den Lagern der Weimarer
Republik, der BRD und der DDR untersucht werden; in Archivstudien wird
die Tagung (3) bereits in den Gründungsurkunden nicht nur der modernen
Politik, sondern auch der modernen Kunst das Lagerprinzip als
"historisches Apriori" aufzuspüren suchen.
Der Titel "Auszug aus dem Lager" soll darüber hinaus (4) eine
philosophische Reflexion über künstlerische und politische Möglichkeiten
der Überwindung des modernen Lager-Paradigmas anstoßen, ein Versuch,
"über die Schwellen zu blicken".


Donnerstag, 1.12. Pariser Platz

19.30 Uhr 	
Georges Didi-Huberman, Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales,
Paris: Sortir du camp,
anschließend Empfang

Freitag, 2.12. Hanseatenweg

9.30 Uhr 	
Ludger Schwarte, Freie Universität Berlin: Auszug aus dem Lager
10.30 Uhr 	
Roberto Nigro, American University Paris: Das Lager als Paradigma des
Unmenschlichen. Die moderne biopolitische Regierung
11.30 Uhr 	
Gerald Hartung, Universität Leipzig: Das Lager als historisches Apriori?
Kritische Reflexionen zum biopolitischen Paradigma

Pause

14 Uhr 	
Christa Kamleithner, Institut für Wissenschaft und Kunst, Wien: (Neue)
Gemeinschaften. Muster biopolitischer Raumordnung
15 Uhr
Katharina Zakravsky, Universität Wien: Die Enthüllungen der
Anthropologie. Zum Lager als performativer Raum
16.30 Uhr 	
Ralf Rother, Universität Wien: Lager in der Demokratie
17.30 Uhr 	
Wolfgang Pircher, Universität Wien: Lager und Belagerung. Zur Geschichte
der Ausnahme
18.30 Uhr 	
Friedrich Balke, Universität Köln: "Zaun des Gesetzes" und "eisernes
Band". Zur politischen Topologie bei Hannah Arendt

Sonnabend, 3.12. Pariser Platz

9.30 Uhr 	
Ronald Hirte, Bauhaus Universität Weimar: Das Ende der
Konzentrationslager. Umnutzung und Historisierung
10.30 Uhr 	
Axel Doßmann, Jan Wenzel, Kai Wenzel, Bauhaus Universität Weimar:
Baracken-Lager. Zur Nutzung einer Architektur der Moderne
11.30 Uhr 	
Ralph Gabriel, Technische Universität Berlin; Else Rieger, Universität
Wien; Elissa Mailänder Koslov, Ecole des Hautes Etudes en Sciences
Sociales, Paris: Die Inszenierung von Gewalt in den
nationalsozialistischen Konzentrationslagern

Pause

14 Uhr 	
Franziska Thun-Hohenstein, Zentrum für Literaturforschung, Berlin:
Auszug aus der "Lagerzivilisation". Russische Lagerliteratur im
europäischen Kontext
15 Uhr 	
Irina Scherbakowa, Afanassjew-Universität, Moskau: Zur historischen
Topographie der Lager auf dem Territorium der SBZ
16.30 Uhr 	
Gerhard Vinken, Technische Universität Aachen: Sonderzone Heimat
17.30 Uhr 	
Ralph Ubl, Universität Basel: Dislozierte Latenz. Poetiken und Ökonomien
der Lagerung in der Kunst der sechziger und siebziger Jahre
18.30 Uhr 	
Harun Farocki, Akademie für Bildende Künste, Wien: Die Bilder sollen
gegen sich selbst aussagen

Konzeption: Ludger Schwarte (Freie Universität Berlin) in Zusammenarbeit
mit Angela Lammert (Akademie der Künste) und Sylvia Sasse (Zentrum für
Literaturforschung, Berlin)
Kontakt: Ludger Schwarte, Freie Universität Berlin
Mail: schwarte at zedat.fu-berlin.de

Eintritt frei.

Die Tagung findet statt im Rahmen des interdisziplinären
Veranstaltungsprogramms RAUM. Orte der Kunst, das der Frage nach dem
Verhältnis von Raum und Ort in den Künsten nachgeht. Als inhaltlicher
Schwerpunkt der Akademie der Künste widmen sich in diesem Herbst ganz
unterschiedliche Veranstaltungsformen diesem Thema. Mehr dazu erfahren
Sie unter: www.adk.de/raum