[rohrpost] Ausschreibung Bipolar deutsch-ungarische Kulturprojekte
Andreas Broeckmann
abroeck at transmediale.de
Fre Okt 21 13:18:08 CEST 2005
Bipolar deutsch-ungarische Kulturprojekte
Ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes
Ausschreibung
Neue deutsch-ungarische Kooperationsprojekte
Zielsetzungen
'Bipolar deutsch-ungarische Kulturprojekte' ist eine Initiative der
Kulturstiftung des Bundes. Sie wurde mit dem Ziel gestartet, den
deutsch-ungarischen Kulturbeziehungen neue Impulse durch die gezielte
Foerderung von Kooperationsprojekten in den Jahren 2006 und 2007 zu
geben. Zwar gibt es zwischen Ungarn und Deutschland bereits einen
beachtlichen kulturellen Austausch, doch geht es dabei vorwiegend um
Praesentationen der eigenen Kunst und Kultur im jeweils anderen Land.
Bipolar laedt deshalb Kulturinitiativen, Vereine, Organisationen und
Institutionen des kulturellen Lebens aus Deutschland und Ungarn zur
gemeinsamen Entwicklung und Einreichung von Projektvorschlaegen ein.
Bipolar wird ausgewaehlte Projekte in zeitgenoessischer Kunst und
Kultur sowie mit zivilgesellschaftlichem Engagement in der Kultur
foerdern, die zwei Organisationen, eine aus Ungarn und eine aus
Deutschland, gemeinsam verwirklichen wollen.
Es koennen Kooperationsvorhaben unterschiedlichen Formats gefoerdert
werden. Je nach beantragter Foerderung werden etwa fuenfzehn bis
fuenfzig Projekte einen Zuschuss erhalten. Zudem wird die Entwicklung
von rund dreissig herausragenden Kooperationskonzepten durch
Reisezuschuesse in Hoehe von je 1 000 Euro waehrend der
Ausschreibungsfrist unterstuetzt.
Bipolar wird in erster Linie solche innovativen kuenstlerischen
Vorhaben, gesellschaftlich engagierten Kulturprojekte und Foren
kritischer Reflexion foerdern, die ueber die Zusammenarbeit im
Projektzeitraum 2006 bis 2007 hinaus eine langfristige inhaltliche
Zusammenarbeit zwischen den Partnern erwarten lassen. Kooperationen
abseits der Hauptstaedte sind ausdruecklich erwuenscht.
Themenschwerpunkte
Bipolar wird die kulturelle Auseinandersetzung mit Themen von
uebergeordneter gesellschaftlicher Relevanz anregen und staerken.
Besonders beruecksichtigt werden daher Projekte, die auf einen der
drei thematischen Schwerpunkte Bezug nehmen:
Zukunft der Utopie
'Wenn die utopischen Oasen austrocknen, breitet sich eine Wueste von
Banalitaet und Ratlosigkeit aus.' (J. Habermas, 1984)
Das Utopische und vor allem die gesellschaftlichen Utopien mit ihren
jeweiligen Akzenten waren seit der Aufklaerung eine Konstante in der
europaeischen Kultur. Herausragende Vertreter des utopischen Denkens
wie Karl Mannheim oder Georg Lukacs gehoeren dem deutschen und dem
ungarischen Kulturkreis an. Bedeutende kuenstlerische Arbeiten im 20.
Jahrhundert etwa eines Laszlo Moholy-Nagy, Marcel Breuer, Martin
Gropius oder Josef Beuys waeren ohne die Spannung zwischen Tradition
und Utopie nicht denkbar. Doch mit dem Zusammenbruch des Ostblocks
wurden mit dem Staatssozialismus scheinbar auch die
gesellschaftlichen Visionen und die Denkfiguren utopischer
Philosophie diskreditiert. Hat sich die Utopie von diesem
historischen (Fehl-) Schlag erholt? Gibt es neue Quellen und
inspirierende Momente des Utopischen? Sollte man sie eher im
technischen, wissenschaftlichen oder sozio-kulturellen Fortschritt
suchen? Findet man sie in der Theorie, in der kuenstlerischen Praxis
oder in der Poesie? Hat Utopie noch Zukunft?
Zwischen kollektivem Gedaechtnis und einer Kultur der Erinnerung
Kriegstraumata und nationale Konflikte belasten im 20. Jahrhundert
die Geschichte sowohl Ungarns als auch Deutschlands. Verfolgung,
Deportation, Vernichtung, Diktaturen, Niederlagen und gescheiterter
Widerstand formen die historische Erfahrungssubstanz vor allem aus
der Perspektive der jeweiligen Opfer. Wie gehen unsere Gesellschaften
mit den Spuren und Orten der Geschichte um? Wie verhalten sich
kollektives Gedaechtnis und institutionalisiertes Erinnern
zueinander? Welche Repraesentationsformen dienen heute dem
historischen Diskurs und welche einer lebendigen Kultur der
Erinnerung? Gibt es gemeinsame Geschichten jenseits der Extreme, die
es zu ueberliefern gilt?
Sehnsucht nach Normalitaet
Unsere Vorstellungen von der Normalitaet und ihren Grenzen
unterliegen kulturellen Konventionen und der Gewoehnung. Vor 25
Jahren war die Berliner Mauer Teil der europaeischen Normalitaet in
einer bipolaren Welt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten gestalteten
gesellschaftliche und politische Umwaelzungen unser Umfeld wie den
Alltag radikal neu. Die expandierenden Massenmedien und wechselnde
kulturelle Moden praegten dabei unsere sich wandelnden Vorstellungen
darueber, was normal ist. Staendige Veraenderungen steigern
gleichwohl die Sehnsucht nach dem Gewohnten, dem Normalen. Aber ist
es wirklich normal, was gewohnt ist? Oft veranlasst uns erst Gewalt
oder Gewaltdarstellung zur Hinterfragung des gesellschaftlichen
Konsenses im Alltag. Welches Gesicht zeigt die Normalitaet heute?
Die thematischen Schwerpunkte haben empfehlenden Charakter. Die
Fachjury beruecksichtigt bei der Auswahl und in ihren Empfehlungen
zur Foerderung auch andere Projektvorschlaege, soweit sie mit den
generellen Zielsetzungen von Bipolar vereinbar sind.
Fachjury
Die Fachjury bewertet die eingereichten Projektvorhaben auf der Basis
der Foerdergrundsaetze und unter Beruecksichtigung der
Themenschwerpunkte nach inhaltlicher Qualitaet. Dabei achtet sie
besonders auf die Neuartigkeit und langfristige Perspektive der
geplanten Zusammenarbeit. Die Jury strebt ferner eine Balance der
Projektauswahl an, damit eine Vielfalt kuenstlerischer und
kultureller Ansaetze aus unterschiedlichsten Regionen beider Laender
sichtbar wird.
Der Fachjury von Bipolar gehoeren an:
Dr. Andreas Broeckmann, Festivalleiter, transmediale Berlin
Peter Eoetvoes, Komponist und Dirigent, Budapest
Dora Hegyi, Kuratorin, Ludwig Muzeum Budapest
Prof. Jean-Baptiste Joly, Akademiedirektor, Schloss Solitude Stuttgart
Dr. Laszlo Karsai, Professor fuer Zeitgeschichte, Universitaet Szeged
Kathrin Tiedemann, Intendantin, Forum Freies Theater Duesseldorf
Prof. Anna Wessely, Professorin fuer Soziologie, Universitaet Budapest
Hortensia Voelckers, Kuenstlerische Leiterin der Kulturstiftung des Bundes
Einreichungsfristen (Datum des Poststempels)
Bewerbungen um Reisezuschuesse: bis 16.11.2005
Einreichung von Kooperationsvorhaben: bis 31.03.2006
Einsendeadresse
Bipolar deutsch-ungarische Kulturprojekte
c/o relations e.V., Bluecherstr. 37 A, D-10961 Berlin, Deutschland
Wichtige Hinweise
Die Bewerbungen sind auf den bereitgestellten Formularen
einzureichen. Bitte beachten Sie die Foerdergrundsaetze! Die
Unterlagen stehen zum Downloaden bereit unter:
http://www.projekt-bipolar.net. Auf Anfrage schicken wir Ihnen die
Unterlagen per Post zu.
Kontakt
Bipolar Projektleitung: Flora Talasi
Projektbuero: Bluecherstr. 37 A, D-10961 Berlin, Deutschland
Tel.: +49.(0)30.60 03 19-30, Fax: +49.(0)30.60 03 19-40, Email:
info at projekt-bipolar.net
Informationsbuero Budapest (bis 31.3.2006)
Leitung: Peter Mate, Tel.: +36.30.4 39 93 21, Email: posta at projekt-bipolar.net
Bipolar ist ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes
Anmerkung:
Dieser Text enthaelt aus technischen Gruenden keine Sonderzeichen.
Nachtrag:
Wir laden Sie herzlich ein zum
Bipolar Bewerberforum
am 7. November 2005 um 17.00 Uhr
im Salon des Podewilschen Palais
Klosterstrasse 68 - 70
10179 Berlin-Mitte
Bipolar deutsch-ungarische Kulturprojekte, ein Initiativprojekt der
Kulturstiftung des Bundes, möchte in den Jahren 2006-2007 neue
Kooperationsprojekte in zeitgenössi-scher Kunst und Kultur anregen
und ruft zur Einreichung von Projektvorschlägen auf.
Beim Bewerberforum vor Ort stellen wir die Zielsetzungen von Bipolar
vor und erläu-tern die Teilnahmebedingungen. Nach der Präsentation
haben die Interessenten die Möglichkeit, an einem persönlichen
Beratungsgespräch zur Bewerbung teilzuneh-men.
Bitte melden Sie sich bis 31.Oktober per E-mail zurück, falls Sie
kommen möchten!
(pr at projekt-bipolar.net)
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Mit freundlichen Grüßen
Talasi Flora
Bipolar Projektleitung