[rohrpost] ZKM/Symposium/Art & Language & Luhmann III – What Work Does The Artwork Do?
Irina Koutoudis
koutoudis at zkm.de
Die Okt 25 17:00:12 CEST 2005
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
25.10.05 Infomail Nr. 108
Art & Language & Luhmann III – What Work Does The Artwork Do?
Symposium
Samstag und Sonntag 05.–06.11.05 im ZKM-Medientheater
(Programm siehe unten)
05.11.05 - 08.01.06 Begleitende Ausstellung im ZKM | Medienmuseum, EG
Die Veranstaltung setzt eine Reihe fort, in der Konzeptkunst als
Kunst zweiter Ordnung auf die Theorie beobachtender Systeme traf, und
die 1995 im »Kunstraum Wien« unter Teilnahme von Niklas Luhmann mit
dem Titel »Art & Language & Luhmann I« begann. Das zweite Symposium
»Art & Language & Luhmann II« folgte fünf Jahre später im ZKM.
Initiiert von der Jackson-Pollock-Bar Freiburg fanden beide
Veranstaltungen in enger Zusammenarbeit mit der Künstlergruppe Art &
Language statt, die auch dieses Jahr wieder an der Konzeption der
Veranstaltung mitwirkt und anwesend sein wird.
Handel mit Intelligenzderivaten im Kunstsystem?
Die Gegenüberstellung der Künstlergruppe Art & Language mit den
Theorien des Systemtheoretikers Niklas Luhmann basiert auf der
Annahme von Übereinstimmungen zwischen der von Luhmann entwickelten
Theorie des »Autopoietischen Systems« und der künstlerischen
Reflexionspraxis der Künstlergruppe. Bei der diesjährigen
Veranstaltung stehen insbesondere Themen der Bedeutungsverschiebungen
und Strukturveränderungen in der Gegenwartskunst im Vordergrund. Als
der Gesellschaftsstruktur adäquates Theorieinstrumentarium kommt die
Theorie der Beobachtung zweiter Ordnung zur Anwendung. Sichtbar wird
dabei die Authentizitäts- und Kontingenzproblematik, das Verschwinden
von Kritik und Repräsentation. Das Kunstwerk gerät zur
Selbstreproduktion des Kunstsystems, während es sich gleichzeitig zu
einer Widerstandsinstanz emanzipiert. Das wird besonders deutlich an
der Praxis von Art & Language, die mit der Betonung von
Indexikalität, innerer Komplexität und gruppeninterner Konversation
die Widerstandsmomente des Kunstwerks und die ontologische Differenz
zwischen Kommunikation und Werk herausarbeiten.
»[...] Wenn aber das Kunstwerk selbst zur eigentlichen Philosophie
der Kunst geworden ist – wie kann es dann weitergehen ?Muss man jetzt
damit rechnen, dass im Kunstsystem vor allem mit Intelligenzderivaten
gehandelt wird – so wie auf den Finanzmärkten mit derivativen
Finanzinstrumenten?« (Niklas Luhmann. Siehe im Näheren auch die 99
Thesen zur aktuellen Kunst unter ww.zkm.de).
Eine Veranstaltung des ZKM | Zentrums für Kunst und Medientechnologie
Karlsruhe und des Instituts für soziale Gegenwartsfragen Freiburg
Programm zum Symposium am Samstag, 05. November 2005
14.30 Uhr: Begrüssung, Peter Weibel, Christian Matthiessen
15 Uhr: Bazon Brock, action teaching: "Anbeten mit dem Kanzler,
arbeten mit dem Künstler": Das Duchamp-Frühstück.
16 Uhr: Die Idee des Neuen". Die Philadelphiakonferenz mit Ad
Reinhardt, Jack Tworkow, Robert Motherwell von 1960. Eine Theorie-
Installation der Jackson Pollock Bar
16.45 Uhr: Art & Language, „Now They Are Surrounded“ (1)
18 Uhr: Ausstellungseröffnung
19 Uhr: Podiumsdiskussion: Bazon Brock, Art&Language, Matthew Jackson
and Peter Weibel
Sonntag, 6. November 2005
10 Uhr: "Theses on Feuerbach" von Art & Language, installed in the
Style of the Jackson Pollock Bar
10.45 Uhr: Art & Language, „Now They Are Surrounded“ (2)
11.30 Uhr. Chris Gilbert: “A Discontinuous History: the "Jetztzeit"
of Art & Language in the mid-1970s“
12.30 Uhr: Pause
14 Uhr: Matthew Jackson: „Para-Performative Practices and Late
Modernism“
15 Uhr: Art & Language, „The discourse and the object'
15.30 Uhr: Podiumsdiskussion: Art & Language, Chris Gilbert, Matthew
Jackson and Peter Weibel, Christian Matthiesen
Ausstellung im ZKM | Medienmuseum EG
Art & Language stellen seit 1966 den traditionellen Kunstbegriff in
Frage und werden aufgrund ihrer Vorgehensweise weitgehend der
Konzeptkunst zugeordnet. Ausgehend von marxistischen und
linguistischen Analysen wenden sie sich von Beginn an radikal gegen
jede Variante des »l’art pour l’art« und gegen individualistische
Auffassungen. Dabei soll das Kunstobjekt durch sprachliche Konzepte
ersetzt werden.
Begleitend zum Symposium präsentieren Art & Language im ZKM |
Medienmuseum ihre jüngst entstandene Arbeit »Art & Language and The
Red Krayola«, eine Karaoke-Installation, die aus der Zusammenarbeit
mit »The Red Krayola« hervorging und Tracks der Alben »Corrected
Slogans« und »Kangaroo?« aus den 1970er und den frühen 1980er Jahren
aufgreift. Außerdem zu sehen sind die Werke »Now They Are Surrounded«
sowie »Ein Jahr«, der ZKM Kalender des Jahres 2005, den Art &
Language künstlerisch überarbeitet hat. Präsentiert wird in diesem
Zusammenhang auch erstmals das Video »Harald Schmidt ist Niklas
Luhmann in ›Weltkunst‹«, eine Produktion der Jackson Pollock Bar in
Freiburg. »Weltkunst«, Luhmanns prägnantester Essay über Kunst und
die Beobachtungsverhältnisse des Kunstsystems, wird gelesen von
Harald Schmidt im Foyer des Schauspielhauses Bochum.
Kontakt:
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