[rohrpost] Konferenz zum Karikaturenstreit, HKW Berlin, Mai 2006
Andreas Broeckmann
abroeck at transmediale.de
Don Apr 13 13:55:17 CEST 2006
Date: Thu, 13 Apr 2006 13:10:28 +0200 (CEST)
From: Kulturstiftung des Bundes <infobrief at kulturstiftung-bund.de>
To: ab at transmediale.de
Subject: Karikaturenstreit
Kulturstiftung des Bundes
Friederike Tappe-Hornbostel
Kommunikation / Public Relations
Franckeplatz 1
06110 Halle an der Saale
Tel: 0345/2997-120
Fax: 0345/2997-333
<mailto:friederike.tappe-hornbostel at kulturstiftung-bund.de>friederike.tappe-hornbostel at kulturstiftung-bund.de
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Haus der Kulturen der Welt und die die Kulturstiftung des Bundes
laden Sie herzlich zur Internationalen Konferenz „Bilderkriege –
Bruchstellen der Moderne“ vom 5. – 7. Mai 2006 in Berlin ein.
Seit den Kontroversen um die „Propheten-Karikaturen“ und die
gewalttätigen Reaktionen in der islamischen Welt werden die Fragen
nach den Spielregeln des Zusammenlebens von Menschen mit
unterschiedlichen Werte-Orientierungen immer dringlicher. Die
Konferenz will Gelegenheit geben, die Komplexität einiger der
aufgeworfenen Themen deutlich zu machen und die Vertreter
verschiedener Positionen ins Gespräch zu bringen.
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte direkt an das Haus der Kulturen
der Welt, Herrn Yven Augustin, Telefon 030/397 87-153.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Pressestelle der Kulturstiftung des Bundes
Internationale Konferenz BILDERKRIEGE - BRUCHSTELLEN DER MODERNE im
Haus der Kulturen der Welt
Eine Veranstaltung der Kulturstiftung des Bundes und des Hauses der
Kulturen der Welt
Seit den Kontroversen um die „Propheten-Karikaturen“ und die
gewalttätigen Reaktionen in der islamischen Welt werden die Fragen
nach den Spielregeln des Zusammenlebens von Menschen mit
unterschiedlichen Werte-Orientierungen immer dringlicher. Schlagartig
wurde das bereits erreichte Ausmaß der Globalisierung deutlich.
Jegliche öffentliche Kommunikation ist inzwischen weltweit
wahrnehmbar, eine Beschränkung auf rein nationalstaatliche Kontexte
oder bestimmte Zielgruppen gibt es nicht mehr. Und parallel zur
wirtschaftlich globalisierten Welt mit ihrer Orientierung an
säkular-liberalen Freiheits- und Menschenrechten existieren neue
Netzwerke ganz anderer Wertesysteme, die sich nicht länger an der
Peripherie verorten lassen.
Diese Dezentralisierung der Welt erfordert ein neues Nachdenken über
die Art und Weise, wie wir zukünftig miteinander leben wollen. Die
weltweite Akzeptanz der Werte, wie sie in der westlichen Welt
entwickelt und über Jahrhunderte verbreitet wurden, erweist sich als
brüchig. Wenn die liberalen Freiheits- und Menschenrechte Basis für
das Zusammenleben in einer Welt werden sollen, müssen alle globalen
Akteure von ihrer Relevanz überzeugt werden. Konflikte wie der Streit
über die Mohammed-Karikaturen zeigen ein Ausmaß an Diskrepanz, das
gerade die Vertreter liberaler Freiheitsrechte dazu zwingt, ihr
Verhalten und ihre Strategien zur Überzeugung anderer Akteure
kritisch zu überprüfen und neu zu formulieren.
Es gibt sowohl in der islamischen Welt als auch in Europa Personen
und Gruppen mit der Bereitschaft, einen Kampf um Werte konfrontativ
aufzunehmen. Die jeweiligen Exponenten können sich trotz ihrer
Gegnerschaft effektiv gegenseitig instrumentalisieren und Gegensätze
verschärfen. Sie postulieren ihre eigene kulturelle Exklusivität, die
es zu verteidigen gelte. Ihnen gemeinsam ist es, die andere Seite
über die Taten der jeweiligen Extremisten zu definieren und sie dafür
kollektiv haftbar zu machen. Daher werden Konflikte auch in Zukunft
leicht aufflammen – trotz der viele Stimmen, die um Ausgleich bemüht
sind.
Ziel dieser Konferenz ist es, Strategien zur Diskussion zu stellen,
die Polarisierungen entgegen wirken. Sie will den Stimmen ein Forum
bieten, die Frontstellungen zu überwinden suchen - aus der
islamischen Welt wie aus Europa, von Christen, Muslimen, Juden oder
liberalen Humanisten.
Ein Defizit der teilweise hitzigen Debatten in den Medien war es,
dass sie immer wieder in einen Schlagabtausch mit Stereotypen
abglitten, anstatt zu helfen, drängende Fragen zu klären. Die
Konferenz will Gelegenheit geben, die Komplexität einiger der
aufgeworfenen Themen deutlich zu machen und die Vertreter
verschiedener Positionen ins Gespräch zu bringen.
Dabei konzentrieren wir uns auf fünf Themenkomplexe:
>> Welcher Logik folgen Medieninszenierungen in Zeiten der
>>Globalisierung und welche Rolle spielt dabei die transkulturelle
>>Ikonographie von Bildern?
>> Wie gehen Vertreter staatlicher Institutionen und
>>muslimischer Communities bei ihren Integrationsbemühungen in Europa
>>und speziell in Deutschland mit Polarisierungen zwischen „dem
>>Islam“ und „dem Westen“ um?
>> Welche Bedeutung besitzt die Gleichzeitigkeit
>>widersprüchlicher kultureller Anforderungen und Erwartungen für
>>eine zeitgemäße Ausformulierung von zentralen Freiheits- und
>>Menschenrechten?
>> Welche globalen Veränderungen beeinflussen das weltweite
>>Zusammenleben von Individuen und Gesellschaften?
>> Und welche Strategien sind geeignet, eine fruchtbare
>>Koexistenz zwischen Individuen und Gesellschaften mit
>>unterschiedlichen Werte-Orientierungen für die Zukunft zu
>>ermöglichen?
Entscheidend ist, ob sowohl weltweit als auch innerhalb einzelner
Gesellschaften Verhaltensregeln entwickelt werden können, die in
gegenseitiger Anerkennung eine für alle Beteiligten akzeptable
Berücksichtigung unterschiedlicher kultureller Werte ermöglichen.
Teilnehmer:
Fathi el-Abed, Ludwig Ammann, Abdullahi An-Naïm, Seyla Benhabib, Sabine Berking
Hans-Günter Gnodtke, Kai Hafez, Adel Hammouda, Amr Khaled, Anne Knudsen
Nils Minkmar, Ziba Mir-Hosseini, Nicholas Mirzoeff, Ashis Nandy, Farish A. Noor
Gari Pavkovic, Günter Piening, Ulrich K. Preuß, Muntaha al-Ramahi, Kevin Robins
Walid Sadek, Werner Schiffauer, Peter Schneider, Karen Schönwälder,
Emmanuel Sivan, Jonathan Steele, Krassimir Stojanov, Bernd Ulrich,
Sabiha al-Zayed, Andreas Zumach
Haus der Kulturen der Welt
Yven Augustin
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin
Tel: 030/397 87-153
Fax: 030/3948679
<mailto:presse at hkw.de>presse at hkw.de