[rohrpost] Kratzer im Hirn

Daniel Teige kadoo at dafoot.de
Die Aug 29 19:59:02 CEST 2006


Wie fertig ist eigentlich die Welt???

?


Symposium 27. ­ 29. Oktober 2006, Gießen

Kratzer und Unschärfen.
Annäherung an eine Ästhetik des Unvollkommenen

wwww.diskursfestival.de


Der Kratzer eint Wunde und Werkzeug - Eiskratzer und Schürfwunde sind
Verfahren der Offenlegung von Oberfläche. Diese wird als solche markiert,
öffnet sich, ohne sich aufzulösen.
Unschärfe benennt Raum- und Zeiteinheiten, die Fläche negieren und zugleich
behaupten. In ihrer Zerstreuung verweist Unschärfe auf die plane Oberfläche,
gefährdet den Gegenstand und schützt ihn im Vagen. Die Unschärfe bringt die
Messung hervor, ebenso wie das Messen die Unschärfe. Kratzer und Unschärfe
sind nicht medial begrenzt - als Kratzer im Raum, Unschärfen in der
Narration, Kratzer in der Zeit und Unschärfen der Perspektive setzen sie
konventionelle Verhältnisse aus und neue Bedingungen ein. Ihre Wirkung ist
plötzlich. Durchlässigkeit der Kunstoberfläche wird durch Kratzer
intendiert, provoziert und passiert - die Befragung der Fläche betont ihre
Performativität. Am Kratzer, an der Unschärfe kann das Kunstwerk erfahren
werden, als Schlieren im Film, Rauschen und Knacksen in der Tonspur oder
Sprünge und Risse im Bild. Wie tief muss ein Kratzer sein, um wahrnehmbar zu
sein? Wie tief darf er sein, um die Identität, aber nicht die Integrität des
Kunstwerks anzugreifen? Wie viele Kratzer verträgt ein Kunstwerk?
Produzieren sie Authentizität oder markieren sie die Herstellung dieser? Was
sind die Wirkweisen und -bedingungen von Zäsuren und Frakturen, die
passieren? Können Fehler im System inszeniert werden, oder ist jede Form der
Störfall-Inszenierung eine Strategie, sie zurückzuhalten? Steht die
vermehrte Etablierung von Strategien des Unvollständigen für den Verfall
systematischer Utopien, oder entstehen neue Ideale postsouveräner
Handlungsfähigkeit?
 
exkurs -> diskurs 07 ist ein dem Diskursfestival 07 vorangehendes Symposium,
das den Fragen der Kratzer und Unschärfen gewidmet ist. Diesen Begriffen
werden Promovierende, Studierende und junge Kunstschaffende aus
unterschiedlichen Bereichen in Vorträgen und künstlerischen Arbeiten
nachgehen. Dabei soll die Annäherung an Kratzer und Unschärfen
interdisziplinär in der Reflexion verschiedener Medien und soziokultureller
Phänomene erfolgen, in der Scharfstellung verschiedener (unscharfer)
Details, die dem Versuch der Vorbereitung einer Ästhetik des Unvollkommenen
dienen sollen. Hierbei wird das Befragen des künstlerischen und
wissenschaftlichen Arbeitsprozesses von Belang, gerade in seinem Verhältnis
von Theorie und Praxis. exkurs versteht sich als ein Vernetzungsangebot
junger Kunstschaffender sowie des wissenschaftlichen Nachwuchses. Gewünscht
ist eine Teilnahme der Künstler und Vortragenden an allen Veranstaltungen.
Angedacht ist eine weitergehende Diskussion im Hinblick auf diskurs 07.
 
Exposés, Konzepte, Mitschnitte, Texte bitte bis zum 15. September 2006 an
 
exkurs at diskursfestival.de
oder 
kunstrasen giessen e.V.
Postfach 11 06 25
35351 Gießen