[rohrpost] 2006
beate zurwehme
beate at zurwehme.org
Son Jan 1 23:39:26 CET 2006
zu jahresbeginn denke ich, sollte einmal reinen tisch gemacht werden,
nach all den üblen gerüchten, die in letzter zeit kursieren. also
fangen wir an.
sascha büttner gibt es nicht.
stefan beck gibt es nicht.
matthias weiss gibt es nicht.
guido braun gibt es nicht.
matze schmidt gibt es nicht.
all diese figuren sind produkte meiner fantasie, die ich auf diesem
kanal "internet" mit leben befüllt habe, und zum teil aus dem medium
heraus in aufwändigen transformationsprozessen im realen ex-sistent
gemacht habe.
im falle von "sascha büttner" war diese arbeit am transparentesten.
"seine" aktivitäten bargen eine vielzahl von hinweisen
("wiki-institute", "atelier bratwurst" etc.), dass es sich bei s.b.
eigentlich nur um einen scherz gehandelt haben konnte. spätestens bei
der ebenso inaugurativen wie absurden verankerung eines "DER KASPERL"
nächst s.b. hätten die meisten von euch eigentlich drauf kommen müssen.
"sascha büttner" war gewissermaßen das teststadium.
die person, die sich jeden samstag abend als "stefan beck" in das
trudi.sozial gesetzt hat, war ein stefan-beck-darsteller: ein student,
den ich für diese arbeit bezahlt habe (sorry, anny. aber ich glaube, du
warst die einzigste, die es wirklich nicht gemerkt hat). das
lizenzfreie lizenzprodukt "the thing" bot natürlich einen idealen
nährboden, da es unidirektional aufgebaut ist; menschen, dinge und
situationen werden ins netz hineingezogen und in einem rhizomatischen
gegendiskurs re-institutionalisiert – aber niemals umgekehrt.
wenn sie sich einmal etwas tiefer mit person und arbeit eines "matthias
weiss" beschäftigt hättten, wäre ihnen aufgefallen, dass diese figur
völlig lückenhaft gestaltet war; "seine" legende war geradezu gespickt
mit fehlern und leerstellen. nicht nur lacanianer hätten aus der
onomastik des "... matthias weiß, ..." ihre schlüsse hinsichtlich des
begehrens, das dieser setzung zu grunde gelegen haben muss, ziehen
können. und "weisskunst.de" möge man mir als kleine albernheit
verzeihen; da sind die pferde mit mir durchgegangen.
die figur von "guido braun" bzw. die verschiedenen websites, die dieser
figur zugeschrieben wurden, haben meine studenten an der
bauhaus-universität weimar gestaltet, u.a. im rahmen des seminars zur
meta-produktion von kontemplativen kulturprozessen. diese figur diente
eigentlich nur zur auflockerung, da es schließlich merkwürdig gewesen,
wenn nur künstler, medientheoretiker etc. sich über diesen kanal in
einer art einheitsdiskurs ergangen hätten. es fehlte ein querulant, der
das ganze etwas aufmischte.
die postings von "matze schmidt" u.a. auf rohrpost, syndicate etc.
wurden mit hilfe eines rekursiven chaos-algorithmus, den florian cramer
mit mir entwickelt hatte, erstellt, der zu festgelegten zeiten
automatisch ein sperrfeuer von text-remixes ausgeschossen hat. wer den
"n0name-newsletter" gelesen hat, hätte das allerdings schon aus den
proto-formalisierenden einführungen zu zeichenbreite etc. ableiten
können. und die jüngsten performances als junger politischer
alleinunterhalter bzw "38317" – das war ich selbst.
so, das wärs für heute. machts gut, haltet die ohren steif und nehmt
nicht immer alles so ernst, was da tagtäglich über die leitungen
flirrt.
euer paffi.
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Schkeuditz ist Medienwissenschaft!
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