[rohrpost] RADIO REVOLTEN-Kongress und FM@diaForum 2006 CALL FOR
PAPERS
info at ml-philippsen.org
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Die Jan 17 13:17:41 CET 2006
Relating Radio. Communities, Aesthetics, Access
RADIO REVOLTEN-Kongress und FM at diaForum 2006
Internationale Tagung zu künstlerischen, politischen und sozialen
Perspektiven des Radios am 4. & 5.10.2006, im Rahmen des
Radiokunst-Festivals RADIO REVOLTEN (20.09.-18.10.2006), Halle an der
Saale
- Call for Papers und Tagungseinladung -
Hintergrund
Das Radio entwickelt seine journalistische, politische und ästhetische
Tradition in unmittelbarer Auseinandersetzung mit seinen Kontexten:
Technische Bedingungen, Rundfunkmarkt, Produzentengruppe und
Hörerschaft verändern sich ständig und prägen die Situation des Mediums
kontinuierlich neu.
Erforschungen dieser Kontexte des Radios gründen nicht selten auf einen
technisch-strukturellen Blick, der auch Grundlage der Diskussion neuer
Medientechnologien ist. Daneben werden mit den Rezeptionsmechanismen
auf HörerInnen-Seite oder den Herstellungs- und Präsentationsstrukturen
innerhalb des Mediums auch verschiedene soziale Teilprinzipien der
Radiokontexte untersucht. So etwa, wenn innerhalb der Cultural Studies
Medienrezeption als aktiver Prozess gefasst wird, oder wenn in der
medienwissenschaftlichen Redaktionsforschung Handlungsstrukturen der
Produzierenden aufgedeckt werden.
Das Anliegen der Tagung ist es, die verschiedenen Stränge der
Radioforschung mit Blick auf die drastischen Veränderungen der
Mediensituation in jüngster Zeit und die sich damit verändernden
Sendepraktiken aufzunehmen und das 'Prinzip Radio' auf seine realen und
potenziellen Beziehungen zu den unterschiedlichsten sozialen und
kulturellen Lebensbereichen zu befragen. Hierbei spielt u.a. das
Verschwimmen der Grenze zwischen den ehemals weitgehend separierten
Bereichen Rezeption, Produktion und Distribution eine wichtige Rolle.
Das Medium Radio steht dabei für eine spezifische
Kommunikationssituation, deren soziale und ästhetische
Konkretisierungen höchst unterschiedlich ausfallen. Unter den aktuellen
technischen und medienstrukturellen Veränderungen (Ausdifferenzierung
kommunaler Radiopraktiken, Veränderungen des Radiomarktes durch
Netzmedien, MP3 und mobiles Computing etc.) schlägt das Radio heute
wieder ganz neue Wege ein.
Auf der Basis einer breit angelegten Bestandsaufnahme sollen
Möglichkeiten einer Reformulierung des Mediums diskutiert werden,
welche insbesondere die Vielfalt der Kontexte des Radios
berücksichtigt. Das Anliegen der so entstandenen Beschreibungen sollte
es sein, die Ergebnisse für eine avancierte Radiopraxis künstlerischer,
journalistischer und politischer Art fruchtbar zu machen.
Panel-Themen
1. Community Radio / Radio Community
Das Ideal von einer vielfältigen, akustisch vernetzten Community ist
zentraler Bestandteil der Utopie von einem besseren Radio. Prozesse des
Community-Building sind daher elementare Bestandteile von
Medienhandeln. Wie stehen aber Ideal und Realität zueinander? Welche
Rolle kann dem Radio überhaupt zukommen? Wie verlaufen die
tatsächlichen Verbindungen und Grenzlinien zwischen Community-Radios
als Produktionsgemeinschaften und Hör-Communities als gedachte
Gemeinschaften und Schnittmengen von Sendern und Empfängern?
2. Kunsttheoretische Positionen zum Radio
In Bezug auf künstlerische Inhalte wird das Radio nicht nur zur
Übertragung, sondern auch zur unmittelbaren Produktion benutzt: Das
Medium Radio ist historischer Materialpool, technische Apparatur und
sozialer Kontext für Kunstproduktionen. Wie kann der aktuelle
Stellenwert des Radios als künstlerisches Werkzeug bzw. Umgebung
beurteilt werden? Welche historischen Entwicklungslinien sind dabei von
Bedeutung? Wie wird und wie könnte das Radio als Instrument der
Darstellung von und des Einwirkens auf soziale Prozesse genutzt werden
(im Sinne einer „soziologischen Kunst“)? Welche Rolle spielen
ästhetische Traditionen? Welche intermedialen Bezüge zu anderen Kunst-
und Kommunikationsformen prägen evtl. die Zukunft radiobasierter Kunst?
Wie verändern sich radiokünstlerische Produktionsbedingungen und
Ästhetiken unter Berücksichtigung neuer Praktiken wie Podcasting etc.?
3. Access: Zugang, Aneignung, Identität
'Zugang' ist eine der Schlüsselkonzeptionen moderner Gesellschaften.
Dem Radio als vergleichsweise einfaches Medium kann dabei eine
besondere Funktion der Zugangsermöglichung zum System der
elektronischen Massenmedien zukommen. Wie sehen die Wege des Zugangs
zum Radio heute aus? Welche Formen und Bedingungen der Aneignung,
Erschließung und Ausweitung von Zugängen lassen sich ausmachen? Welchen
Einfluss auf die Konzeptionalisierung moderner Identität haben die
zahlreichen Möglichkeiten, sich selbst als Medienproduzent (über Offene
Kanäle, Community-Radios, diverse Sendeformen via Internet etc.) zu
betätigen? Welche Rolle spielen diese grundsätzlich als zugangsoffen
definierten und wahrgenommenen Radios innerhalb des Mediensystems?
4. East Side Stories - Neue alte Radiokulturen in Ost- und Südosteuropa
Die Transformation der Gesellschaften Ost- und Südosteuropas ging
einher mit einer Umstrukturierung der Rundfunklandschaften. Ehemals
staatliche Rundfunkanstalten wurden schrittweise in
öffentlich-rechtliche Modelle nach westlichem Muster überführt, während
zugleich privat-kommerzielle Neugründungen am Markt konkurrieren. Ein
widersprüchlicher Prozess, der im Gerangel zwischen alten/neuen
Machtblöcken, einheimischem Kapital und Global Players der
Medienbranche vor allem eines nur unzureichend ermöglicht: eine
selbstorganisierte Öffentlichkeit, die für die Weiterentwicklung
anspruchsvoller politischer und experimenteller Radioformate
entscheidend sein könnte. Zwar haben sich (vor allem im Internet)
zahlreiche Medieninitiativen entwickelt - allein, ihnen fehlt in der
Regel der Zugang zum etablierten Rundfunk. Unter welchen Bedingungen
können experimentierende Radiokulturen in den Ländern Ost- und
Südosteuropas existieren? Inwieweit bestehen Chancen, eigene Frequenzen
und Ausstrahlungskapazitäten zu erlangen? Welche Rolle könnte dabei die
Europäische Union bzw. die europäische Rundfunkpolitik übernehmen?
Einreichungen
Bitte senden Sie uns Vorschläge für Beiträge zu den genannten Themen,
ggf. auch zu einem weiter gefassten Themenfeld. Vorschläge können neben
theoretischen Beiträgen auch Präsentationen praktischer Projekte zum
Inhalt haben, unabhängig davon, ob diese Projekte abgeschlossen oder
noch in der Entstehung sind.
Wir erwarten abstracts in deutscher oder englischer Sprache mit einer
Länge von ca. 300 Worten.
Einreichungen müssen spätestens am 15. März 2006 per Email eingehen.
Benachrichtigung über die Annahme von Vorschlägen erfolgt am 15. April
2006
Autoren angenommener Vorschläge sind eingeladen, ihre Papers während
des Konferenzzeitraums am 4./5. Oktober 2006 als Panel-Vortrag (je 20
Minuten plus Diskussion), als Poster-Session oder in einem Workshop zu
präsentieren.
Ein Teil der Papers wird im theoretischen Teil des Katalogbuches zum
Festival RADIO REVOLTEN veröffentlicht. Erscheinungstermin dafür ist
Anfang September 2006. Diese Papers müssen uns daher am 30. Juni in
druckbarer Form vorliegen.
Panel-Vortragende erhalten finanzielle Unterstützung für Reise,
Unterbringung und weitere Kosten.
Bitte beachten Sie auch den Call for Works für die Ausstellung RADIO
REVOLTEN: Der Kongress ist Teil des Festivals.
Konferenz-Komitee:
Prof. Dr. Dieter Daniels, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Dr. Golo Föllmer, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Christiane Mennicke, kunsthaus dresden
Sven Thiermann, coloRadio Dresden
Prof. Dr. Reinhold Viehoff, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Bitte senden Sie Vorschläge und Anfragen an Sven Thiermann & Golo
Föllmer unter
congress at radiorevolten.net
RADIO REVOLTEN ist ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes.
Das Projekt wird unterstützt durch die Medienanstalt Sachsen-Anhalt.
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