[rohrpost] Re: Kunst und Demokratie

Stefan Beck info at thing-frankfurt.de
Die Mai 9 14:19:23 CEST 2006


Leider hab ich den ganzen thread nicht mitbekommen.

Gelegentlich der neueröffnung der ausstellungshalle portikus wurde hier von
den künstlern an der alten brücke ein slogan angebracht:

"there is no demonstration in Disney land"

Ich meine, mit grösserer berechtigung müsste man schreiben:

"there is no demonstration in the artworld"

Nun gibt es beispiele von künstlerprotesten zur genüge, aber in aller regel
beziehen sie sich aus einem politischen engagement heraus auf
gesellschaftliche probleme, wie jener berühmte slogan: "with 40.000 dead,
art is not enough."

Mir fällt auf anhieb kein beispiel ein, wo künstler in ähnlicher weise,
gegen probleme innerhalb des kunstfeldes protestiert hätten, gegen
ungerechte stipendienentscheidungen zB, und bei aller institutional critique
gegen einzelne institutionen in form einer echten demonstration.

Aber vielleicht weiss jemand mehr. Würd mich interessieren.
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> 
> Message: 6
> Date: Fri, 05 May 2006 15:08:36 +0200
> From: wechselstrom <christoph at wechsel-strom.net>
> Subject: [rohrpost] kulturfördersystem wien - netzkulturen
> To: rohrpost at mikrolisten.de
> Message-ID: <445B4E54.2010107 at wechsel-strom.net>
> Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-1; format=flowed
> 
> hallo,
> 
> beim mana community game, einem partizipatorischen, demokratischen
> entscheidungsmodell zur verteilung der fördergelder lag die
> wahlbeteiligung bei 95%; ein wert, der sich sehen lassen kann und von
> dem demokratien (ohne wahlpflicht) nichteinmal zu träumen wagen.
> schaut man sich mitbestimmungsmodelle herkömmlicher bauart an, so zeigt
> ein vergleich in wien/österreich folgendes:
> wahl zur österreichischen hochschülerschaft (da gehts um wesentlich mehr
> politischen einfluss als bei den netzkultur-125.000,-- euro):
> wahlbeteiligung 25-30%
> wahl der interessensgemeinschaft freie theater wien (die konnten bis vor
> kurzem noch 2 repräsentanten in die auswahljury der theaterfördertöpfe
> entsenden): wahlbeteiligung zwischen 5% und messbarkeitsgrenze.
> österreichische bundeswahl (budgetvolumen:  zig milliarden): zw. 65-70 %
> erreicht mit erheblichem propagandistischen aufwand.
> 
> in old germany (bin auch "piefke") sind die verhältnisse vermutlich ganz
> ähnlich.
> 
> lg
> 
> christoph
> 
> - wechselstrom -
> **
> 
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> 
> Message: 7
> Date: Sat, 06 May 2006 11:10:52 +0200
> From: wechselstrom <christoph at wechsel-strom.net>
> Subject: [rohrpost] kunst und demokratie
> To: rohrpost at mikrolisten.de
> Message-ID: <445C681C.7080402 at wechsel-strom.net>
> Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-1; format=flowed
> 
> hi,
> 
> till nikolaus von heiseler schrieb: "Im Bezug auf NetzNetz tauchen zwei
> Fragen auf:
> 1) kann NetzNetz den eigenen demokratischen Ansprüchen gerecht werden und
> 2)wie verträgt sich Demokratie mit Kunst. Und da würde ich sagen: schlecht."
> 
> in england ist es für taubstumme möglich komposition an einer musik-uni
> zu studieren.
> fragte bei den "darmstätter ferienkursen für neue musik" die kollegin,
> wie denn das begründet wird?
> ihre lapidare antwort war: "beethoven war auch taub und durfte auch
> komponieren"
> 
> habe ich gerade jemanden laut auflachen hören?
> ah, da glaubt noch jemand an autoritäten -- drollig.
> 
> 
> der begründungszusammenhang ist natürlich das diskriminierungsverbot.
> so hat die frage nicht zu lauten: wie verträgt sich demokratie mit
> kunst? sondern: wie können wir die errungenschaften der demokratie für
> die kunst und die künstlerinnen gewinnbringend nutzbar machen. und wenn
> ich mir die methoden anschaue, die von den künstlerinnen heute noch
> geschluckt werden müssen, erinnert das eher an vorvoriges jahrhundert.
> künstlerinnen in einer mischung zwischen bittsteller und hofnarren.
> 
> ad beuys:
> der beuys´sche hut, steht allen gut!
> 
> christoph
> 
> - wechselstrom -
> 
> 
> 
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